Sommerrapport

Ferienhaus versteckt im Gebüsch
Ferienhaus versteckt im Gebüsch

Wenn man sich die langfristige Wettervorhersage anschaut, scheint der Sommer für dieses Jahr gelaufen zu sein; Zeit also, hier eine kurze Zusammenfassung zu bringen!

Bach am Strand
Bach am Strand

Unser Urlaub fiel in diesem Jahr etwas anders aus als bei uns üblich. Normalerweise machen wir beide vier Wochen lang frei; das war in diesem Jahr zumindest bei mir nicht möglich, da ich in der Universität unser komplettes IT-System neu aufbaue. Das ist nur im Sommer möglich, wenn alle anderen Semesterferien oder Urlaub haben.

Zur Abwechslung mal ein Stout
Zur Abwechslung mal ein Stout

Somit blieben uns nur zwei Wochen, die wir in einem Ferienhaus in Dänemark verbrachten. Damit für etwas körperliche Aktivität gesorgt war, hatten wir unser Haus so ausgewählt, dass wir es von der Fähre in Hirtshals aus locker mit Fahrrad erreichen konnten; das Auto blieb zu Hause. Unser Haus lag in Kjul Strand, nur rund 5 km östlich von Hirtshals gelegen. Unser Plan war, im Großen und Ganzen unsere Ruhe zu haben. Ich hatte mir einen Stapel ungelesener Brew Your Own-Magazine mitgenommen, die ich im Urlaub lesen wollte. Sollte das nicht reichen, waren zur Sicherheit auch die letzten c’t-Ausgaben in digitaler Form im Gepäck.

Schmaler Reststrand bei starkem Nordwind
Schmaler Reststrand bei starkem Nordwind

Insofern war uns auch das Wetter nicht so wichtig, nur am ersten und letzten Tag sollte es bitte schön nicht regnen, denn an diesen Tagen fehlte uns ein schützendes Dach über dem Kopf: Die Fähre aus Norwegen kam morgens um halb acht in Hirtshals an, und das Haus konnten wir erst am Nachmittag übernehmen. Ähnlich war die Situation am letzten Tag – wir mussten vormittags aus dem Haus raus, die Fähre zurück nach Norwegen fuhr aber erst abends. Tatsächlich war es an beiden Tagen trocken, so dass wir uns ohne Probleme draußen aufhalten konnten.

Bunkerwärtin von Hirtshals
Bunkerwärtin von Hirtshals

Auch sonst hatten wir recht gutes Wetter, abgesehen von zwei Regentagen. Allerdings war es in der ersten Woche trotz Sonnenscheins recht kühl, dazu wehte ein starker Nordwind – so stark, dass die Fähren in Hirtshals beim Ablegen Schlepperhilfe benötigten. Ausgerechnet am Tag mit dem heftigsten Wind mussten wir natürlich zum Einkaufen in die große Stadt nach Hirtshals radeln…

Leuchtturm von Hirtshals
Leuchtturm von Hirtshals

Wegen des starken Windes beschränkten sich unsere längeren Radtouren auf Abstecher nach Løkken (45 km), Ålbæk (30 km) und Hjørring (15 km). Klar, dass die angefahrenen Orte über für uns interessante Ausflugsziele verfügten. Speziell das Bette Ølhus in Ålbæk an der Ostküste Jütlands lockt mit – ich behaupte das jetzt mal – Dänemarks größter Auswahl an belgischen Bieren. Es lohnt sich immer wieder, dort vorbeizufahren.

Der alte Mann und das Aquarium
Der alte Mann und das Aquarium

Ein paar Worte zu unserem Ferienhaus können wir auch noch verlieren. Es war schon etwas älter und teilweise etwas heruntergekommen und hatte zum 1. Juli gerade den Besitzer gewechselt. Im Haus hing ein Zettel mit Kontaktdaten der neuen Besitzer, mit der Bitte, doch Bescheid zu sagen, falls irgendetwas Wichtiges fehlen sollte. Wir wurden schon vorab darüber informiert, dass der Besitzer kommen würde, um den defekten Fernseher auszutauschen. Nun ja, der Fernseher selbst war eigentlich OK, allerdings konnten wir nur deutsches Fernsehen über Satellit empfangen. Für uns war das jetzt nicht schlimm, aber wir hätten ja auch Norweger sein können 🙂 Und der neue Fernseher änderte daran natürlich nichts, es fehlte wohl ein Satellitenfernsehenabonnement, das z.B. skandinavische Sender beinhaltet. Zumindest bekamen wir am vierten Tag unseres Aufenthaltes ein paar Liegestühle – Gartenmöbel o.ä. fehlten bis dahin vollständig. Ansonsten gab es nichts zu meckern; das Haus lag gut versteckt im Gebüsch, nicht weit von Strand und Kiosk, wo die Dose Tuborg nur zwanzig Kronen kostete.

Tandem am Stammplatz
Tandem am Stammplatz

Einen guten Vorsatz hatte ich dann auch noch gehabt: Ich wollte wieder mit dem Joggen beginnen. Jeden Morgen lief ich ein bisschen am Strand, am Ende waren es rund 3000 m pro Lauf. Ging alles gut, bis zum 11. Tag, als plötzlich mein rechtes Knie etwas schmerzte. Nicht so schlimm, dachte ich, und lief meine Strecke noch zu Ende. Auf weitere Läufe verzichtete ich dann aber. Wenig hilfreich war es dann wohl, dass wir am letzten Tag unseres Urlaubes den ganzen Tag auf den Beinen waren, u.a. im Nordsee Oceanarium in Hirtshals. Die Folge war, dass ich zwei Wochen lang humpelte und zeitweise an Krücken ging. Inzwischen ist alles wieder gut, aber mit dem nächsten Lauf warte ich lieber noch etwas.

Blumenhölle im Vorgarten
Blumenhölle im Vorgarten

Zurück in Stavanger fanden wir einen „explodierten” Vorgarten vor. Wir hatten zuvor sehr großzügig Samen für Sommerblumen verteilt; während unserer Abwesenheit sind nun Korn- und Ringelblumen in verschiedenen Farben und Wuchsformen, Mohn, Kapuzinerkresse und vieles mehr aufgegangen, zusätzlich zu den schon vorhandenen Stauden, die vermutlich mit den neu hinzugekommenen um Nährstoffe und Licht kämpfen. Soll aber keiner kommen und sagen, wir täten nichts für Insekten!

Premiere: Tanias erstes Bleiglasbild
Premiere: Tanias erstes Bleiglasbild

Während ich also nach zwei Wochen Urlaub, der nun schon vier Wochen zurückliegt, wieder arbeiten musste, hat Tania sich weitere drei freie Wochen hier zu Hause gegönnt. In dieser Zeit hat sie sich ihrem Hobby Tiffany und Bleiglas gewidmet und zum ersten Mal ein Bleiglasbild angefertigt. Die Arbeit hat ihr einiges abverlangt, sowohl handwerklich als auch nervlich, aber das Resultat kann sich sehen lassen!

RØL!

Austragungsort für das Rogaland Ølfestival: Eine unscheinbare Sporthalle
Austragungsort für das Rogaland Ølfestival: Eine unscheinbare Sporthalle

Einer der Höhepunkte des Jahres fand am vergangenen Wochenende statt – das Rogaland Ølfestival 2019, kurz RØL. Dabei handelte es sich um ein lokales Heimbrauerfestival, veranstaltet von Norbrygg Rogaland. Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir als Heimbrauer an einem Bierfestival teilgenommen haben, daher hatten wir uns schon im Winter entschlossen, dieses Mal wieder dabei zu sein.

Kann losgehen: Die Tandembrauerei ist zapfbereit!
Kann losgehen: Die Tandembrauerei ist zapfbereit!

Zum Festival hatten sich insgesamt vierzig Heimbrauer angemeldet, die zusammen 114 verschiedene Biere angeboten haben. Zusammen mit den Brauern waren 600 Leute versammelt, um die unterschiedlichsten Biere zu probieren und zu bewerten, schließlich sollte das Publikum darüber entscheiden, welches Bier das Beste war.

Gute Stimmung: Fröhliche Bierprobierer und lustige Brauer
Gute Stimmung: Fröhliche Bierprobierer und lustige Brauer

Diese Aufgabe war keine leichte – die Vielfalt der teilnehmenden Biere war wirklich überwältigend! Neben „normalen” Bieren wie Pils, Weizenbier, IPA, Stout und dergleichen gab es viele, sagen wir, extravagantere Biere – mit Früchten und Gewürzen, gesäuert, fassgelagert usw.; der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Frisch gezapft: Schokoladiger Glücklichmacher
Frisch gezapft: Schokoladiger Glücklichmacher

Wir machten da keine Ausnahme. Neben einem recht normalen IPA hatten wir ein sogenanntes pastry beer im Angebot – ein Bier, das an Backwaren erinnern soll. Bei unserem Bier handelte es sich um ein dunkles, starkes (ca. 10 %) Bier, dem wir eine anständige Menge Kakao, Kirschpüree, Laktose sowie etwas Vanillearoma hinzugefügt haben. Genannt haben wir es Schwarzwälder Kirsch, und damit ist auch klar, wohin geschmacklich die Reise geht: Es dominiert ganz klar Schokolade bzw. Kakao, hinzu kommt etwas Vanille, etwas Kirscharoma und -säure, die gut von der Laktose balanciert wird. Neben den Bieren hatte wir noch vier Bleche Schokoladen-Kirsch-Kuchen gebacken, den die Besucher in kleinen Stückchen mitnehmen konnten. Sehr lustig zu beobachten, wenn die Leute unser Bier probierten: Auf große Augen beim Riechen folgte meistens ein breites Lächeln nach dem Trinken – ein eindeutiger Beweis, dass Schokolade glücklich macht!

Diplomiert: Zufriedene Brauerin mit Gewinnerbier
Diplomiert: Zufriedene Brauerin mit Gewinnerbier

Unser Schokoladenbier schnitt am Ende ganz ordentlich ab – Platz 15 von 114, mit einer Durchschnittsnote von 4,09 (die Notenskala reichte von 1 bis 5, wobei die Note 5 die beste war). Aber: Eine Gasthausbrauerei in Stavanger hatte noch einen speziellen Preis zu vergeben – das aus ihrer Sicht interessanteste Bier des Festivals soll bei ihnen kommerziell gebraut und vertrieben werden, und diesen Preis hat unser Bier gewonnen!

Das Bier wird vermutlich im Herbst gebraut werden – somit wird es in ein paar Monaten viele glückliche Menschen in Stavanger geben 😉

Frühling!

Nun ja, der meteorologische Frühling ist ja schon fast vorbei, auch wenn es sich zur Zeit aufgrund der eher winterlichen Temperaturen dank eines anhaltenden, kräftigen Nordwindes nicht gerade so anfühlt!

Seit unseres letzten Postings ist schon einige Zeit vergangen — daher hier der Schnelldurchlauf der vergangenen gut zwei Monate.

Bierverkostung

Bierverkostung mit Tanias Kollegen
Bierverkostung mit Tanias Kollegen

Dass Bierbrauen und -trinken einen recht hohen Stellenwert bei uns genießt, dürfte allgemein bekannt sein. Auch Tanias Kollegen haben längst davon Wind bekommen, speziell die, mit denen sie gerade im Herbst und Winter besonders eng zusammengearbeit hat. Über die Zeit stieg daher die Neugierde, wie unsere Biere denn schmecken würden. Daher hatten wir im März eine kleine Verkostung bei uns. Aus den Tiefen unseres Bierkellers kam eine variierte Bierauswahl auf den Tisch:

  1. Belgisches Witbier
  2. Hefeweizen
  3. Belgisches Tripel
  4. Pilsner
  5. „Tres Leches” (pastry beer)
  6. Brown Ale
  7. Schwarzbier mit Rauchmalz
  8. Chocolate Cherry Stout (pastry beer)
  9. Chocolate Stout (pastry beer) direkt vom Gärtank
  10. Imperial Stout „Sweet Crude o’ Mine” (2016)
  11. Barley Wine (2013)
  12. Flamish Red

Eine von Tanias Kolleginnen gehörte bis dato zu der merkwürdigen Sorte Mensch, die angeblich kein Bier mochte. Seit diesem Abend ist das auch Geschichte — sie hatte bisher nur noch nicht das für sie richtige Bier gefunden!

Norwegische Heimbraumeisterschaft

Volle Konzentration: Biere bewerten
Volle Konzentration: Biere bewerten

Jedes Jahr in der Zeit vor Ostern findet die norwegische Heimbraumeisterschaft statt. Heimbrauer, die an der Meisterschaft teilnehmen wollen, müssen dafür Flaschen einsenden; die teilnehmenden Biere werden dann von Heimbrauwettbewerbsschiedsrichtern beurteilt. In Stavanger haben wir in diesem Jahr den Biertyp Imperial Pale Ale (IPA) beurteilt. Um die hiesigen Schiedsrichter auf den Biertyp einzustimmen, wurden drei Trainingsabende arrangiert, an denen sechs verschiedene kommerzielle IPAs blind verkostet und nach den Richtlinien des norwegischen Heimbrauvereins bewertet wurden. Tania und mir fiel dabei die Rolle zu, speziell die unerfahrenen Schiedsrichter ein bisschen einzunorden. So kamen wir auf drei Trainingsabende sowie drei Abende, an denen die Meisterschaftsbiere bewertet wurden, inklusive der Finalrunde, in der das beste IPA ermittelt wurde.

Ostern in Bremen

Immer wieder gern genommen: Haake-Beck Pils an der Weser
Immer wieder gern genommen: Haake-Beck Pils an der Weser

Ostern stand dann wieder ein Besuch in der alten Heimat an. Wie immer hatten wir ein umfangreiches Programm — Familienbesuche, Einkäufe unterschiedlichster Art, Freunde treffen. Nebenbei blieb noch Zeit für ein Bier bei Feldmanns an der Schlachte und, im Anschluss an den Gang über die Osterwiese, ein Besuch in der Craft Bier Bar und im Eisen. Und selbst die Nordsee zeigte sich auf Hin- und Rückfahrt von ihrer freundlichen Seite.

Besuch bei der Brauerei Lervig

Etwas beengt: Verkostung in der Brauerei
Etwas beengt: Verkostung in der Brauerei

Brauereibesuche sind für Heimbrauer oft eine interessante Sache, weil man bei den Profis Anregungen bekommen kann, wie man seinen eigenen Brauprozess verbessern kann. Wenn dann noch eine Besichtigung bei den local heros von Lervig ansteht — umso besser!

Da gärt doch was: Unter den Gärtanks
Da gärt doch was: Unter den Gärtanks

Lervig wurde im Jahr 2003 gegründet, um sich quasi bei der bösen Ringnes-Brauerei zu rächen, die damals die zum Ringnes-Konzern gehörende Brauerei Tou in Stavanger geschlossen hat. Lokale Kneipenbesitzer und ein Investor gründeten daraufhin Lervig. Die Biere, die dort gebraut wurden, waren aber nicht besonders gut, bis nach ein paar Jahren (und Verlusten in Millionenhöhe) ein amerikanischer Braumeister eingestellt wurde. Seitdem geht es mit Lervig steil bergauf. Inzwischen gehört Lervig zu den besten norwegischen Brauereien, mit einem Exportanteil von 45 %. In Bremen kann man Bier von Lervig übrigens bei Brolters oder ab und zu in der Craft Bier Bar bekommen.

Barrel aging: Spezialbiere, die in Eichenfässern reifen
Barrel aging: Spezialbiere, die in Eichenfässern reifen

Zusammen mit rund 20 anderen lokalen Heimbrauern waren wir dann am Freitag vergangener Woche zu einer „heimbrauerorientierten” Brauereibesichtigung nebst großzügiger Verkostung. Mit anderen Worten: Interessant, lehrreich und am Ende recht lustig 😉

Heimbrauwettbewerbsschiedsrichterkomiteemitglieder!

Seit kurzem sind Tania und ich Mitglieder im Heimbrauwettbewerbsschiedsrichterkomitee des norwegischen Heimbrauvereines Norbrygg. Zusammen mit vier weiteren Heimbrauwettbewerbsschiedsrichtern sind wir hauptsächlich für die Ausbildung neuer Heimbrauwettbewerbsschiedsrichter und für die Formulierung von Bierstildefinitionen verantwortlich.

Wir legen also fest, welche Charakteristika für bestimmte Bierstile, z.B. Pils, Weizenbier oder Stout, typisch sind. Von diesen Bierstilen gibt es bei Norbrygg zur Zeit 73, und stetig werden es mehr. Hinzu kommt, dass sich viele Bierstile über die Zeit entwickeln und verändern — ein typisches IPA wird heute ganz anders gebraut als es vor zehn Jahren üblich war; demzufolge müssen die Stildefinitionen laufend angepasst werden.

Die Bierstildefinitionen wiederum braucht man, um bei Heimbrauwettbewerben eine Beschreibung zu haben, anhand derer Biere eines Bierstiles beurteilt werden. Es wird also unter anderem beurteilt, wie gut ein Bier mit der Bierstildefinition hinsichtlich Aroma, Geschmack, Aussehen und Körper übereinstimmt.

Um da mitarbeiten zu können muss man sich schon ein bisschen auskennen, sowohl mit dem Bierbrauen als auch mit dem -trinken 🙂 . Dabei kommt es logischerweise weniger auf die Menge an, als darauf, möglichst viele verschiedene Bierstile zu kennen.

Mit frischem Wind ins neue Jahr

Zum Jahreswechsel bekamen wir wie in den vergangenen Jahren Besuch von Kumpel Detlef aus Walsrode. Die Wiedersehensfreude war groß; entsprechend stetig war der Fluss selbstgebrauten Bieres. Dabei drehte es sich in der Hauptsache um ein dunkles Weihnachtsbier, mit Orangenschalen und Sternanis gewürzt, sowie einem Double IPA mit einem Alkoholgehalt von rund 8,5 %. Aber auch ein Besuch im nun wohl weltberühmten Pub Cardinal (dazu später mehr) gehörte natürlich zum Programm.

Mmh... Weihnachtsbier zu bescheidenem Raclettemahl

Mmh… Weihnachtsbier zu bescheidenem Raclettemahl

Traditionell gab es zu Silvester Essen vom Raclettegrill. Dabei gab es eine große Auswahl an Zutaten, so dass wir am Neujahrstag den Grill gleich noch einmal anfeuern konnten. Am Ende war noch so viel übrig, dass wir noch einen Auflauf davon machen konnten, der für zwei Tage hielt.

Zum Jahreswechsel schauten wir uns an exponierter Stelle das kommunale Feuerwerk an. Stavanger ist die Stadt in Norwegen mit den meisten Holzhäusern, daher ist das Abfeuern von Raketen und dergleichen für Privatpersonen in großen Teilen des Stadtgebietes aus Gründen des Brandschutzes untersagt. Statt dessen gibt es an mehreren Punkten öffentliche Feuerwerke.

Am Neujahrstag stürmte es bei ansonsten relativ gutem Wetter heftig. Das wollten wir uns dann doch einmal näher anschauen, und fuhren nach Tungenes Fyr, einem Leuchtturm an der Nordsee, der an der Mündung des Byfjordes steht, um uns dort das vom Wind aufgewühlte Wasser anzusehen.

Aufgewühlte Nordsee bei Tungenes Fyr

Aufgewühlte Nordsee bei Tungenes Fyr

Der starke Wind, so ungeschützt und direkt an der waterkant, war schon beeindruckend. Kein Wunder, an anderer Stelle hat er es ja auch geschafft, rund 270 Container ins Meer zu pusten 🙂

Nach den ersten Arbeitstagen im neuen Jahr können wir sagen, dass es für Tania genauso arbeitsam weitergehen wird wie gegen Ende des vergangenen Jahres. Überstunden für das kommende Wochenende sind schon beantragt und genehmigt…

Wir haben es ja schon lange gewusst, dass unser Lieblingspub Cardinal sozusagen Weltklasse ist. Seit mehreren Jahren gilt Cardinal als der beste Pub Norwegens und rangiert auf der Bierbewertungsseite ratebeer.com unter den Top 50 der besten Bierpubs weltweit. Das ist schon beachtlich für eine Kneipe in einer ansonsten doch ziemlich unbedeutenden, relativ kleinen Stadt in einem recht abseits gelegenen Land wie Norwegen. Zugegeben — ratebeer.com ist etwas für Nerds.

Aber nun hat die New York Times 52 Reiseziele auserkoren, die man in diesem Jahr unbedingt besuchen muss. Mit dabei, als Nr. 35: Norwegens Westküste samt Cardinal, wo man mit traditioneller norwegischer Hefe (kveik) hergestelltes Bier trinken soll. Als Aufmacherbild bzw. -video sieht man dabei nicht etwa einen spektakulären Wasserfall oder einen idyllischen Fjord, sondern das Zapfen eines Bieres im Cardinal. Wer also noch nicht da war, sollte sich darauf vorbereiten, dass es ab jetzt recht voll werden dürfte 😉

Winterruhe

Nach einem ereignisreichen Herbst haben wir nun bis Anfang nächsten Jahres Urlaub. Wir haben ja lange nichts mehr von uns hören lassen — uns fehlte einfach die Zeit, ein paar Zeilen zu schreiben.

Tania war seit Anfang September beruflich sehr eingespannt. Sie arbeitet u.a. in einer Arbeitsgruppe, die die Vergabe von Ölbohrlizenzen an die Ölfirmen koordiniert. Jedes Jahr bewerben sich die Ölfirmen um neue Lizenzen, und dann müssen die Geologen in Tanias Behörde darüber entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Alles in allem ist das ein ziemlich komplexer und zeitaufwändiger Prozess, verbunden mit mehreren Dienstreisen nach Oslo zum Erdöl- und Energieministerium und vielen Überstunden.

Auf der anderen Seite wurde auch wieder viel Bier gebraut — so viel, dass zwischenzeitlich das Leergut knapp wurde! Ich gehe aber davon aus, dass sich die Situation während unseres Urlaubs deutlich entspannen wird 😉

Am vergangenen Wochenende unternahmen wir eine wahren Zug durch die Provinz: Zunächst ging es mit der Eisenbahn nach Egersund, einer Kleinstadt mit rund 11500 Einwohnern, ca. 75 km südlich von Stavanger. Mit dem Zug braucht man rund 2 Stunden, um dahin zu kommen. Dort gibt es angeblich einen der schönsten Weihnachtsmärkte in Norwegen.

Nun ja, wir hatten an und für sich nichts Großartiges erwartet, aber das Angebot, sowohl an Kunsthandwerk als auch Gastronomie, war doch arg begrenzt. Wir waren auf jeden Fall froh darüber, dass die örtliche Craftbierbar Mungåt die Öffnungszeiten an die des Weihnachtsmarktes angepasst hatte, so dass wir wenigstens noch ein vernünftiges Bier trinken konnten.

Von Egersund aus ging es zurück Richtung Stavanger, wir machten aber Halt in Bryne, ungefähr 35 km südlich von Stavanger. Dort hat vor kurzem eine Gasthausbrauerei aufgemacht, bei der ein deutscher Braumeister arbeitet. Wir probierten die meisten der eigenen Biere — alles gut, soweit. Besonders gefallen hat uns ein helles Rauchporter, das nach Kaffee und Schokolade schmeckt — sehr ungewöhnlich und überraschend für ein helles Bier!

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof in Bryne liegt die Craftbierbar Mellombels, an der wir natürlich nicht vorbeigehen konnten, ohne mal reinzuschauen. Dort trafen wir auf ein paar Bekannte, womit der späte Nachmittag und frühe Abend noch richtig lustig wurde.

Zurück in Stavanger landeten wir noch auf ein Bier im Cardinal, ehe wir bei inzwischen stürmischem Wetter das letzte Stück des Heimweges antraten.

Vorweihnachtliches Stavanger bei Nacht

Vorweihnachtliches Stavanger bei Nacht

Herbst!

Vor gut einer Woche hat ja der astronomische Herbst begonnen, bei uns ist er gefühlt aber schon einen Monat lang. Nach dem überaus guten und auch bei uns ungewöhnlich trockenen Sommer bekommen wir nun das, wovon wir vorher zu wenig hatten, nämlich jede Menge Regen!

Bereits im August fiel in Stavanger eineinhalb mal mehr Niederschlag als „normal”, und auch der September hat sein Soll schon mehr als übererfüllt. Heute Abend zieht ein weiteres Regengebiet über uns hinweg — es soll bis zu 60 l Niederschlag innerhalb von sechs Stunden bringen, weitere 100 l folgen am morgigen Tag.

Aber all das hat ja auch seine guten Seiten: In Norwegen wird fast die gesamte elektrische Energie durch Wasserkraftwerke erzeugt, die ihr Wasser aus Stauseen beziehen. Diese sahen gegen Ende des Sommers gar nicht mal so gut aus, weil nicht mehr viel Wasser drin war. Entsprechend zogen bei uns die Strompreise an, und für den Winter wurden Strompreise in Rekordhöhe prognostiziert. Das wäre bitter, denn in Norwegen heizen die meisten direkt mit Strom.

Nun sieht aber alles viel besser aus — alleine in den vergangenen zwei Wochen hat sich der Strompreis an der Börse fast halbiert. Der Grund dafür: Die Stauseen füllen sich zusehends, inzwischen liegt der Füllgrad bei 74,4 % in unserem „Stromerzeugungsgebiet”. Allerdings fehlen noch rund zehn Prozentpunkte bis der langjährige Mittelwert erreicht ist, aber mit den zu erwartenden Niederschlägen schaffen wir das auch noch!

Während es draußen langsam kälter wird (gestern Abend 5 °C in Stavanger, in Oslo gab es schon Frost), hat für Tania der heiße Herbst begonnen: Gerade jetzt laufen die Bewerbungen der Ölfirmen für neue Förderlizenzen, was für Tania und einige ihrer Kollegen viel Arbeit bedeutet. In den vergangenen drei Wochen lag die Wochenarbeitszeit im Schnitt bei über 55 Stunden, inklusive Arbeit am Wochenende.

Im Braukeller geht aber alles seinen gewohnten Gang. Gerade gärt ein American Imperial IPA vor sich hin, das uns mit voraussichtlich 8 vol.-% Alkohol im Herbst und Winter wärmend begleiten wird 😉

Zurück aus Europa

Seit ein paar Tagen sind wir wieder zurück von unserer Urlaubstour mit Auto und Zelt, die uns durch sieben Länder führte.

Erste Fähre von dreien: Überfahrt von Helsingborg nach Helsingør

Erste Fähre von dreien: Überfahrt von Helsingborg nach Helsingør

Ende Juni packten wir unser Auto und machten uns auf den Weg in Richtung Bretagne in Frankreich. Allerdings sollten wir nicht auf direktem Wege dorthin gelangen, denn vorher standen einige Besuche bei Freunden und Verwandten auf dem Plan.

Altes Gemäuer: Den gamle by in Aarhus

Altes Gemäuer: Den gamle by in Aarhus

Daher ging es zunächst nach Drøbak, ungefähr 40 km südlich von Oslo. Dort in der Nähe liegt die Hütte von Merethe und Audun, unseren Freunden aus Oslo, die wir dort für eine Nacht besuchten. Wir fuhren über das Gebirge und wurden bei gutem Wetter mit Ausblicken auf norwegische Bilderbuchlandschaft verwöhnt.

Craftbierbar: Mig og Ølsnedkeren in Aarhus

Craftbierbar: Mig og Ølsnedkeren in Aarhus

Am nächsten Tag ging es weiter auf der E6 Richtung Süden. Wir hatten kein konkretes Ziel und fuhren, so lange wir Lust hatten und übernachteten auf einem Campingplatz in Halmstad. Weiter ging es nach Aarhus in Dänemark. Wir wählten den von der Strecke her kürzesten, aber zeitlich längsten Weg, weil wir insgesamt drei Fähren nehmen mussten: Zunächst die über den Øresund von Helsingborg nach Helsingør, dann, an der Nordküste Seelands, die Fähre, die die Mündung des Isefjords überquert, und schließlich die Fähre über das Kattegat von Sjællands Odde nach Aarhus. Aarhus wollten wir schon lange einmal besuchen; dauernd fährt man mit dem Auto dran vorbei, und auch im letzten Jahr während unserer Radtour von Stavanger nach Bremen klappte es nicht mit einem Aufenthalt dort. Wir blieben daher zwei Nächte, so dass wir einen Tag Zeit hatten, uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen. Ganz oben auf der Liste stand natürlich Den gamle by (Die alte Stadt), einem Freilichtmuseum bestehend aus rund 80 alten Gebäuden, die hauptsächlich aus Jütland stammend hier wieder aufgebaut wurden. Es ist immer wieder interessant zu sehen, unter welchen Bedingungen die Menschen früher leben mussten!

Am Ärmelkanal: Strand und Kreidefelsen von Étretat

Am Ärmelkanal: Strand und Kreidefelsen von Étretat

Es folgten ein paar Nächte in Hamburg, wo wir uns mit Tanias Familie trafen.

Weiter ging es zu Kumpel Detlef nach Walsrode. Damit uns dort nicht langweilig wurde, hatte er ordentlich allerhand verschiedene Biere eingekauft — viele bayerische und einen Haufen deutscher Craftbiere — die meisten kannten wir noch nicht.

Abtei- und Festungsinsel: Le Mont-Saint-Michel

Abtei- und Festungsinsel: Le Mont-Saint-Michel

Unsere vorläufig letzte Station in Deutschland sollten Kirchhorst bei Hannover werden, wo wir Annemiek besuchten.

Saint-Malo: Ältestes Haus der Stadt

Saint-Malo: Ältestes Haus der Stadt

Am nächsten Tag machten wir uns auf in Richtung unseres eigentlichen Reiseziels. Und auf der A2, kurz hinter Hannover, wurden wir Zeuge eines selten gewordenen Wetterphänomens: Es regnete, und das nicht zu knapp. Wir schafften es bis nach Gent in Belgien.

Saint-Malo: Strand bei Niedrigwasser

Saint-Malo: Strand bei Niedrigwasser

Von Gent aus fuhren wir nach Oostende, um dann immer an der Küste entlang Richtung Frankreich zu rollen. Auf diese Weise näherten wir uns der Bretagne nur sehr langsam. Unterwegs besuchten wir ein paar Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Kreidefelsen von Étretat, die auch ein beliebtes Exkursionsziel für norwegische Erdölfirmen sind, oder die Festungs- und Abteiinsel Le Mont-Saint-Michel sowie die Innenstadt von Saint-Malo. Wir versuchten auch, die Zentren von Brest und Rennes zu besuchen, sahen aber schnell ein, dass es dort nicht viel zu sehen gibt. Speziell Brest wurde während des 2. Weltkrieges heftig bombardiert und weitgehend zerstört, da der Hafen wichtiger Stützpunkt für Hitlers Atlantikkrieg war.

Nur echt mit Baguette: Frühstück unterwegs in Frankreich

Nur echt mit Baguette: Frühstück unterwegs in Frankreich

Brest war dann auch der westlichste Ort und somit Wendepunkt unserer Reise. Während der Rückreise fuhren wir in Frankreich zumeist auf gut ausgebauten Routes Nationales und auf Autobahnen, so dass wir nach zwei Tagen wieder in Belgien waren. Hier zog es uns zu einem großen Getränkehändler, um uns dort mit belgischem Bier einzudecken. Wir waren ziemlich erschlagen von der Riesenauswahl; dementsprechend war unser Auto hinterher deutlich tiefergelegt 😉

Direkt am Wasser: Der bretonische Strand

Direkt am Wasser: Der bretonische Strand

Wir freuten uns auch über das gute Bierangebot in der Bar des Campingplatzes, auf dem wir übernachteten — drei Biere vom Fass und mehr als zehn verschiedene Flaschenbiere sowie dazu passende Gläser haben uns rundherum zufriedengestellt!

Blick über die Jammerbucht: Svinkløv

Blick über die Jammerbucht: Svinkløv

Am nächsten Tag rollten wir zurück nach Deutschland und übernachteten auf einem Platz bei Bramsche. Es folgten am Tag darauf Besuche bei unseren Eltern in Varrel und Bremen, ehe es abends nach Hamburg zu Tanias Bruder weiterging.

Letzter Tag: Warten auf die Fähre am Strand von Løkken

Letzter Tag: Warten auf die Fähre am Strand von Løkken

Schließlich ging es nach Dänemark auf den Campingplatz Svinkløv, wo wir unsere letzten Urlaubstage verbrachten, ehe es mit der Fähre von Hirtshals zurück nach Stavanger ging.

Sommer!

Unglaublich aber wahr — wir haben gerade für zwei Tage echtes Sommerwetter in Stavanger. Schon gestern hatten wir 25 Grad, und heute soll es ebenso werden. Dazu weht es zwar heftig, aber der Wind fühlt sich recht warm an. Wir haben natürlich gestern die Gelegenheit gleich wahrgenommen und abends gegrillt. Morgen ist es mit dem Sommer dann wieder vorbei — uns werden 50-70 mm Regen prophezeit:

Schnarch!

Gestern Abend haben wir uns dann das erste Halbfinale des diesjährigen Eurovision Song Contests angetan — ich muss sagen, das war echt eine ziemlich verschnarchte Veranstaltung! Die Moderation beim ESC ist ja immer etwas speziell und aus der Zeit gefallen, aber so gestelzt und verkrampft wie gestern war es schon lange nicht mehr. Und die musikalischen Beiträge waren auch nicht gerade erfrischend — da darf man sich dann nicht darüber wundern, dass es auch beim ESC Protestwähler gibt, oder wie ist es sonst zu erklären, dass wir beispielsweise Netta aus Israel im Finale wiedersehen werden:

Auf Vereinskosten nach Oslo

Am vorletzten Wochenende waren wir in offizieller Mission in Oslo: Die Regionalabteilung von Norbrygg, dem norwegischen Heimbrauerverein, schickte uns und drei weitere Mitglieder als Delegierte von Norbrygg Rogaland nach Oslo zur Jahreshauptversammlung. Klar, es gibt spannendere Dinge in Oslo zu unternehmen als sich mit dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes und dem Haushaltsplan für das kommende Jahr auseinanderzusetzen, aber irgendjemand muss es ja tun! Der Versammlungsort lag übrigens nur wenige hundert Meter von unserer ersten Wohnung entfernt. Am Sonntag hatten wir dann noch ein bisschen Zeit, bei gutem Wetter durch das Zentrum von Oslo zu spazieren, ehe es zurück zum Flughafen ging.

Mach’s noch einmal, Alexander!

Jedes Jahr im Frühling bereitet sich Europa auf die weltweit größte Unterhaltungsshow vor, den Eurovision Song Contest. Gestern Abend lief die norwegische Qualifikationsrunde, die hier Melodi Grand Prix heißt. Von zehn Kandidaten durften die Fernsehzuschauer sowie eine Jury aus zehn europäischen Ländern denjenigen auswählen, der Norwegen am 12. Mai beim ESC in Lissabon vertreten wird. Und wie schon im Jahre 2009 heißt der Teilnehmer aus Norwegen Alexander Rybak, „Mr. 12 Points” also.

ESC-Fans werden sich erinnern: Alexander Rybak gewann 2009 das ESC-Finale in Moskau und stellte damals einen Rekord auf: Er bekam jeweils 12 Punkte aus 16 Ländern — das hatte noch niemand vor ihm geschafft. In den darauf folgenden Wochen dudelte sein Lied Fairytale auf dem gesamten Kontinent; es verkaufte sich überaus erfolgreich. Wer es nicht mehr im Ohr hat, kann sein Gedächtnis etwas auffrischen:

Nun kehrt Rybak also wieder auf die ESC-Bühne zurück, in diesem Jahr mit dem Titel That’s how you write a song. Ich muss zugeben, dass ich etwas skeptisch war, als ich davon hörte, dass Rybak am diesjährigen norwegischen Melodi Grand Prix teilnehmen würde. Gestern Abend wurden meine Zweifel aber ausgeräumt. Die ganze Show plätscherte irgendwie vor sich hin, mit teilweise grottenschlechten Beiträgen, bis als letzter Artist Alexander Rybak auf die Bühne kam. Eine eingängige Melodie, eine fast perfekte Bühnenshow, ein authentisches Auftreten sorgten dafür, dass er den norwegischen Wettbewerb gewann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rybak einer der Favoriten des kommenden ESC sein wird, zumal er über eine große Fanbasis in Osteuropa verfügt.

Hoffen wir nur, dass es nicht zum Sieg reicht, sonst droht uns zur Finanzierung des nächsten ESC-Finales in Norwegen eine Rundfunkgebührenerhöhung…