Der Keller

Als wir im Mai dieses Jahres entdeckten, dass wir wieder Mitbewohner im Keller hatten, war für uns klar, dass wir dieses Mal eine größere Renovierung vor uns haben würden. Bereits 2011 hatten wir ja Ratten im Keller — damals hatten wir keine gefangen, aber in diesem Jahr waren uns zwei Stück in die Falle gegangen.

Los geht's!

Los geht’s!

Somit begann ich während Tanias Dienstreisen nach Spanien im Juni, einen Teil unseres Kellers auseinander zu nehmen. In dem betroffenen Kellerraum, unserem Serverraum und Werkstatt, ist die Grundmauer mit Spanplatten verkleidet gewesen. Direkt an der Mauer befand sich eine Kunststoffabdeckung; der Hohlraum zwischen dieser Abdeckung und der Spanplatte war mit Steinwolle isoliert, und hier hatten es sich die Ratten gemütlich gemacht.

Nachdem die Spanplatten entfernt waren, war deutlich zu sehen, wie weit die Nager in die Wand eingedrungen waren. Die Rattenbehausung zog sich über mehrere Meter. Zum Glück haben die Ratten sich auf den Keller beschränkt und sind nicht weiter nach oben in die Decke zwischen Erdgeschoss und Keller gegangen.

Der Eingang, durch den die Ratten überhaupt ins Haus gekommen waren, war dann auch schnell gefunden: Ein ehemaliges Lüftungsloch, das in die Grundmauer eingelassen war, war nicht richtig dicht. Dazu muss man wissen, dass die Grundmauer bei unserem Haus im unteren Teil aus Natursteinen und darüber aus zwei parallelen Reihen Ziegelsteinen besteht. Zwischen den Ziegelsteinreihen befindet sich ein Hohlraum, in den Ratten und Mäuse beispielsweise von unten eindringen können. Durch das defekte Lüftungsloch ergab sich eine Verbindung zwischen diesem Hohlraum und unserem Keller. Der Schädlingsbekämpfer hat es mir so erklärt; es ist ein bekanntes Problem in den alten Häusern in Stavanger.

Für uns war klar, dass wir die Wand nicht wieder verkleiden würden. Zum einen schien es uns besser für die Mauer zu sein; sie war an manchen Stellen etwas feucht, nachdem wir die Verkleidung entfernt hatten. Kein Wunder, wegen der Kunststoffverkleidung stand es mit der Belüftung nicht zum Besten! Zum anderen haben wir etwas Platz durch die fehlende Verkleidung gewonnen. Abgesehen davon haben wir einen Raumteiler entfernt.

"Ich mach mich jetzt 'mal locker," dachte der Putz

„Ich mach mich jetzt 'mal locker,“ dachte der Putz

Beim Mauern und Verputzen der Kellerwand hat man sich vor hundert Jahren offensichtlich nicht so viel Mühe gegeben. Wasserwaage und Lot schien es damals in Stavanger noch nicht gegeben zu haben. Und der verwendete Mörtel bestand zum allergrößten Teil aus Sand und konnte sich nur leidlich der Schwerkraft widersetzen; demzufolge lag das meiste davon auf dem Boden. Somit haben wir den Restputz abgeklopft, anschließend wurde neu verfugt und verputzt — eine ganz neue Erfahrung, komplette Wände zu verputzen, bisher hatten wir es nur mit Ausbesserungsarbeiten an der Außenseite der Grundmauer zu tun. Wir waren ziemlich erstaunt, wie viel Zement man so braucht — rund 90 kg Trockengewicht waren es.

Da durch die fehlende Verkleidung mit Spanplatten der Kellerraum um ca. 20 cm in Länge und Breite gewachsen ist, mussten wir auch die Verkleidung der Kellerdecke erneuern. Ähnliches galt am Boden; dort mussten wir in mühsamer Arbeit noch alte Farbe vom Beton kratzen. Offensichtlich hatten wir dort Farbe verwendet, die nicht sehr atmungsaktiv war; durch aufsteigende Feuchtigkeit war ein Großteil bereits abgeplatzt, aber das verbliebene „Kleinteil” haftete dann doch noch ganz gut!

Zu guter Letzt musste alles neu gestrichen werden, ehe es an die Inneneinrichtung ging. Wir entschieden uns für die praktischen Kellerschränke von Ikea, die uns jede Menge Stauraum und eine große Arbeitsplatte bringen würden. Dadurch wurde der Arbeitsplatz in der Heimbrauerei gleich viel ergonomischer, weil jetzt die meisten Gerätschaften dort aufbewahrt werden, wo sie beim Brauen benötigt werden. Allerdings war es nicht damit getan, die Möbel einfach zusammenzubauen und aufzustellen. Dadurch, dass der untere Teil unserer Kellerwand aus Natursteinen besteht, ist sie nun einmal nicht gerade — viele der Steine ragen relativ weit in den Raum hinein. Wir konnten die Schränke auch nicht beliebig weit von der Wand abrücken, weil unsere Waschmaschine, die auf einem in der Tiefe begrenzten gemauerten Sockel steht, in die Möbelzeile integriert werden sollte. Daher musste fast jeder Schrank noch einmal ordentlich mit der Stichsäge malträtiert werden, bis alles passte.

Der erste Schrank steht schon mal

Der erste Schrank steht schon mal

Und wo die Wand nicht eben gerade ist, ist der Fußboden nicht gerade eben! Sechzehn der zwanzig Metallfüße, auf denen die Schränke stehen, mussten abgesägt werden; die Länge variiert wegen des unebenen Fußbodens zwischen fünf und fünfzehn Zentimetern.

Die Elektroinstallation musste auch erneuert werden. Durch das Entfernen von Wand und Deckenverkleidung war der größte Teil der Steckdosen und Schalter eh verschwunden. Nun folgten auch noch die Steckdosen in dem Bereich des Kellers, der von der Renovierung eigentlich nicht betroffen war, damit es mit dem Rest zusammenpasste. Sie wurden von der Decke an die Wand verlegt. Nun haben wir in unserem „neuen Keller” zwölf Doppelsteckdosen — das sollte erst einmal reichen 😉

Nun ist das meiste erledigt. Inzwischen haben wir schon drei Mal in unserem neuen Keller gebraut, und langsam gewöhnen wir uns auch an die neuen Aufbewahrungsorte unserer Brauutensilien. Wir verfügen jetzt auch über einen Gärschrank, bei dem wir präzise die Temperatur steuern können, was beim Vergären ziemlich wichtig ist. Dabei handelt es sich um einen normalen Kühlschrank, der mit einer elektronischen Steuerung und einer kleinen Wärmeplatte versehen wurde; somit können wir dort kühlen oder heizen, je nach gewünschter Temperatur.

Bierreicher Herbst III

Tja, da isser wieder, der Herbst, und wieder gibt es so allerhand Biere zu trinken: An den letzten zwei Wochenenden fanden gleich zwei Bierfestivals in Stavanger und der näheren Umgebung statt, und wir waren selbstverständlich dabei. Zum einen, vor nun anderthalb Wochen, gab es das Ølfestival in Nærbø, einer Kleinstadt rund 40 km südlich von Stavanger, zum anderen lief zum zweiten Mal das lokale Bierfestival What’s Brewing vom Stapel.

Auftakt zum Bierherbst: Erste Geschmacksprobe

Auftakt zum Bierherbst: Erste Geschmacksprobe

Das Ølfestival in Nærbø findet seit 2009 regelmäßig alle zwei Jahre statt. Es wird von einem lokalen Bierklub in viel freiwilliger Arbeit organisiert; nur norwegische Brauereien werden zu diesem Bierfest eingeladen, und 25 von ihnen kamen. Schon zum dritten Mal bekamen wir zu diesem Anlass Besuch von unseren Freunden Anne und Frode aus Fredrikstad. Traditionell starten wir das Wochenende mit ein paar selbstgebrauten Bieren, ehe es dann abends ins Cardinal geht. Inzwischen hat sich zwar auch in Fredrikstad das Bierangebot verbessert — auch dort gibt es inzwischen eine ordentliche Mikrobrauerei — aber das Angebot im Cardinal ist so einfach eben nicht zu toppen. Am nächsten Tag geht es dann mit dem Zug nach Nærbø. Auf dem Festival bekommt man 0,1-l-Geschmacksproben von den angebotenen Bieren, zwischen 12 und 18 Uhr hat man Zeit, sich die besten Biere auszusuchen.

What’s Brewing, Stavangers „eigenes” Festival, ist ein kleines bisschen größer. Es wird unter anderem von Mitarbeitern der lokalen Lervig-Brauerei organisiert. In diesem Jahr waren 34 Craft-Beer-Brauereien aus 13 Ländern dabei; jede Brauerei brachte bis zu acht verschiedene Biersorten mit, so dass wir bei vermutlich über 250 verschiedenen Bieren (wir haben sie nicht gezählt) die Qual der Wahl hatten. Allein schon aus diesem Grund waren wir an beiden Festivaltagen dabei, zusammen mit rund 3000 anderen Besuchern.

Guter Dinge: Frode, Anne und Tania

Guter Dinge: Frode, Anne und Tania

Zum ersten Mal konnten wir auch Handwerksbier aus Deutschland auf diesem Festival probieren: Die Brauerei Buddelship aus Hamburg war mit acht guten Bieren vertreten. Über Hamburg hat man als Bremer ja so seine eigene Meinung, aber man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Stadt in Sachen Bierqualität nun in etwa mit Bremen auf Augenhöhe liegen könnte. Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.

Für What’s Brewing mussten wir uns wegen der hohen Anzahl an Bieren, teilweise von Brauereien, die wir noch nicht kannten, akribisch vorbereiten. An zwei Abenden vor dem Festival haben wir uns anhand einer Bierliste und des Internets über die angebotenen Biere informiert, so dass wir auf dem Festival selbst zielgerichtet vorgehen konnten und keine unnötige Zeit verplemperten. In diesem Jahr voll im Trend sind allgemein Sauerbiere, d.h. spontan vergorene Biere wie die belgischen Bierstile Lambic und Gueuze oder Flamish Red, aber auch, man höre und staune, Berliner Weiße und Gose. Bis noch vor rund zwei Jahren waren diese Biertypen so gut wie ausgestorben. In Berlin gab es nur noch eine Brauerei, die die Berliner Weiße braute, und bei der Leipziger Gose sah es ähnlich aus. Jetzt kann man, wie es aussieht, diese Biere sozusagen weltweit bekommen. Insofern trägt die globale Craft Beer Revolution dazu bei, auch alte Bierstile aus Deutschland neu zu beleben.

Volle Ausstattung: Tania beim Bierbewerten

Volle Ausstattung: Tania beim Bierbewerten

Schon in den Wochen vor What’s Brewing waren wir quasi an der Vorbereitung des Festivals beteiligt. Unser lokaler Brauzutatendealer, Bryggselv, hatte für What’s Brewing einen Heimbrauwettbewerb veranstaltet, und da Tania und ich seit Anfang dieses Jahres zertifizierte Heimbraubierwettbewerbsschiedsrichter sind, waren wir an jeweils zwei Abenden als solche eingeteilt, um die eingesandten Biere zu begutachten. Interessierte Heimbrauer konnten ihre Kreationen in zwei Klassen, Imperial Stout und Farmhouse Ale, einsenden. Bedingung war, dass neben Wasser, Malz, Hopfen und Hefe mindestens eine weitere Zutat beim Brauen verwendet werden musste. Beim Stout waren das gerne Dinge wie Schokolade, Kaffee oder Chili, beim Farmhouse Ale kamen häufig Früchte und Gewürze zum Einsatz. Dabei schoss so mancher Heimbrauer über das Ziel hinaus. Wir wissen jetzt zum Beispiel, dass Safran nicht so gut ins Bier passt.

In unserem Keller geht es brautechnisch auch langsam wieder voran. Nach einer langen renovierungsbedingten Braupause haben wir nun schon wieder drei Biere gebraut. Ein paar weitere werden in diesem Jahr wohl noch hinzukommen.

Viel zu tun

Diesen Artikel haben wir schon am 12. September verfasst, aber dann vergessen, ihn zu veröffentlichen — hier ist er nun!

Um diese Jahreszeit haben wir immer viel zu tun. Bei Tania stehen die jährlichen Anträge der Erdölgesellschaften auf dem Programm, die sich um die verschiedenen Gebiete auf dem norwegischen Sockel balgen. Tanias Behörde muss diese Anträge bewerten und dem Erdölministerium Empfehlungen geben, welche Erdölgesellschaften die Erlaubnis erhalten, Gebiete weiter zu erkunden. Bei dieser Aufgabe sind kurze Fristen einzuhalten, daher sind für die nächsten Wochen Überstunden angesagt.

Bei mir gibt es naturgemäß zu Beginn des Herbstsemesters, das in Norwegen bereits Ende August beginnt, besonders viel zu tun. Da ist es dann nicht wirklich hilfreich, dass ich kurz vorher noch mal eben rund zwei Wochen im Gelände war. Hinzu kommen noch ungeahnte Probleme in unserem Haupt-PC-Labor, deren Lösung noch nicht in Sicht ist.

Am vergangenen Wochenende haben wir uns kurzzeitig von dem ganzen Rummel durch einen Kurztrip nach Kopenhagen abgelenkt. Tania hatte am Dienstag dort beruflich zu tun, und wegen des zu befürchtenden Jetlags dachten wir, es sei besser, dort schon am Sonnabend zu zweit aufzuschlagen. Da bis zu Tanias Meeting am Dienstag noch ein wenig Zeit war, besuchten wir einige der besten, na?, craft beer pubs der Stadt, also Kneipen, die wo Biere jenseits von Carlsberg, Tuborg & Co. am Hahn haben, und davon gibt es alleine im Zentrum eine ganze Menge.

Am Dienstag musste ich alleine los, aber Tania hat mich dann nachmittags nach Feierabend aus dem Husband Daycare Center abgeholt 😉

Der Fernerkundler

Ich weiß auch nicht genau, wie ich da nun wieder hineingerutscht bin, aber seit knapp einem Monat bin ich beruflich mit dem Thema Fernerkundung befasst — neben meinen übrigen Aufgaben an der Universität, versteht sich.

Anfang August war ich mit meinem Kollegen Néstor im spanischen Alicante, um dort ein bisschen mit unserem neuen unbemannten Luftfahrzeug, im Volksmund auch Drohne genannt, herumzufliegen. Ziel meines Einsatzes war es, mit der an der Drohne befestigten Kamera bestimmte Gesteinsformationen so zu fotografieren, dass aus den Fotos ein zusammenhängendes Panorama in 3D hergestellt werden konnte. Mit Hilfe dieser 3D-Modelle wollen nun Néstor und sein spanischer Kollege Iván von der Universität in Alicante strukturgeologische Modelle erstellen.

Der Drohnenbändiger

Der Drohnenbändiger

Unser Tagesablauf sah ungefähr so aus: Morgens gegen acht Uhr holte uns Iván mit dem Uni-Geländewagen von unserem Hotel ab. Meistens fuhren wir rund eine Stunde, ehe wir im Gelände waren und ich loslegen konnte, mit der Drohne die Aufschlüsse abzufliegen. Da wir zur Zeit nur über drei Batterien für das Fluggerät verfügen, war die Gesamtflugzeit auf maximal eine Stunde begrenzt. Danach ging es also wieder zurück zum Hotel, wo ich zum einen die Batterien eine nach der anderen wieder auflud und zum anderen aus den Fotos, die wir während der Flüge am Vormittag gemacht hatten, an meinem Notebook 3D-Panoramen erstellte (für diesen Zweck gibt es natürlich passende Software). So konnte ich auch schnell feststellen, ob ich von den interessanten Gebieten ausreichend Fotos gemacht hatte, so dass später im Panorama keine Lücken auftauchen.

Nach einem kleinen Mittagessen in einer der vielen Tapasbars Alicantes ging es nachmittags gegen 15:00 Uhr mit frisch aufgeladenen Batterien zum zweiten Mal ins Gelände, wieder für rund eine Stunde. Nach der Rückkehr zum Hotel dann wieder das gleiche Spiel: Aufladen der Batterien und Erstellen der 3D-Panoramen. Mit einer Unterbrechung durch das Abendessen mit Néstor war ich so häufig bis Mitternacht beschäftigt.

Am letzten Tag wurden die 3D-Modelle dann einigen Professoren an der Uni Alicante vorgestellt — alle waren erstaunt über die Qualität der Modelle und vor allem darüber, wie schnell man sich mit Hilfe einer relativ günstigen Drohne einen recht genauen Überblick über das Gelände verschaffen kann.

Am Wegesrand: Lidar in Aktion

Am Wegesrand: Lidar in Aktion

Nach meiner Rückkehr nach Stavanger hatte ich einen Tag, um Schmutzwäsche aus- und frische Wäsche einzupacken, denn ich musste weiter nach Griechenland. Die Drohne blieb dabei zuhause, denn dieses Mal nahm ich unseren gerade erst im Juni gelieferten Lidar-Scanner mit. Ein Lidar ähnelt von der Funktionsweise her einem Radargerät, nur dass statt elektromagnetischen Wellen Lichtwellen (Laserstrahlen) verwendet werden, um die Umgebung abzutasten.

Bereits im April war ich in Griechenland Teilnehmer einer Exkursion, bei der auch eine Gruppe von der Universität Heidelberg teilnahm. Die hatten damals einen in etwa baugleichen Lidar dabei, so dass ich eine Einführung in die Handhabung des Gerätes bekam. Dieses Mal war ich mit zwei unserer Professoren sowie drei Masterstudenten und zwei Doktoranden vor Ort. Nun musste ich zum ersten Mal alleine das Gerät bedienen. Klar, dass nicht alles auf Anhieb klappte, aber nach rund einem Tag Herumprobieren und Handbuchlesen hatte ich den Dreh in etwa heraus. Mit meinem kleinen geliehen Geländewagen war ich fortan in der Umgebung des Ortes Kalavryta unterwegs, um für die Wissenschaftler und Studenten wichtige Gesteinsformationen zu scannen.

Das Auto in der Nähe...: Scannen am Gipfel

Das Auto in der Nähe…: Scannen am Gipfel

Das Scannen selbst ist ein im Vergleich zum Drohnenfliegen eher ruhiger Prozess — Adrenalinschübe bekommt man da jedenfalls nicht. Vielmehr ist eine genauere Planung vor dem eigentlichen Scannen erforderlich, zum Beispiel bei der Auswahl der optimalen Scanposition. Ansonsten ist das kein Job für halbe Hähne — der Koffer, in dem Scanner, eine Batterie und ein paar Kabel untergebracht sind, wiegt satte 30 kg. Hinzu kommen noch 10 kg für das Stativ. Daher liegen die meisten Scanpositionen komischerweise dort, wo man gut mit dem Auto hinkommt 😉

Zurück aus dem mittelhohen Norden

Seit gut einer Woche sind wir wieder zurück in Stavanger von unserer Urlaubstour zu den Lofoten, der Inselgruppe, die sich nördlich des Polarkreises in südwestlicher Richtung rund 300 km weit vom norwegischen Festland aus in das Nordpolarmeer erstreckt.

Wir hatten uns bis zu Beginn unseres Urlaubs nicht so richtig auf ein Urlaubsziel einigen können. Schottland war im Gespräch, oder wieder eine Radtour in Dänemark. Beide Optionen hätten ein gewisses Maß an Organisation erfordert, die aber niemand so richtig angehen wollte. So wurde es am Ende eine Tour mit Auto und Zelt nach Nordnorwegen; unser Tandem haben wir auf dem Autodach auch mitgenommen. Die Lofoten lagen uns noch gut in Erinnerung von unserer Nordkaptour im Jahre 2005, so dass wir zumindest ein konkretes Ziel hatten.

Da vor unserer Abreise noch ein paar Renovierungsarbeiten im Keller erledigt werden mussten (dazu mehr in einem zukünftigen Artikel), begann unsere Reise erst an unserem dritten Urlaubstag, am 1. Juli um 14 Uhr nachmittags. Wir verließen Stavanger bei ungewohnt warmen Temperaturen von 25 °C — ganz wohl war uns nicht dabei, das hochsommerliche Stavanger in Richtung Norden zu verlassen; zu dem Zeitpunkt waren für die Lofoten fünfzehn Grad weniger vorhergesagt.

Los geht's: Mit der Fähre über den Boknafjord

Los geht’s: Mit der Fähre über den Boknafjord

Unsere Reiseroute führte uns zunächst auf der E39 Richtung Norden mit der Fähre über den Boknafjord. Unser vorläufiges Ziel für die nächsten Tage war es, erst einmal zur E6 zu gelangen, Norwegens Lebensader, die das Land von der schwedischen Grenze im Süden bis nach Kirkenes im äußersten Nordosten durchzieht. Um dort hinzugelangen, durchreisten wir Gebiete wie die Hardangervidda und Jotunheimen, ehe wir am dritten Tag unserer Reise bei Otta auf die E6 einbogen.

Berühmt-berüchtigt: Norwegens Straßennetz

Berühmt-berüchtigt: Norwegens Straßennetz

Nun ging es zügig weiter bis nach Trondheim. Dort überraschte uns der erste Regenschauer, und wir fanden heraus, dass wir beide unsere Regenjacken zuhause vergessen hatten! Super — unterwegs auf Campingtour in Norwegen und keine Regenjacken dabei, das geht ja wohl gar nicht! Vermutlich waren wir bei unserer Abreise ob der ungewöhnlich hohen Temperaturen etwas weich in der Birne… Daher kauften wir uns in Trondheim erst einmal neue Jacken. Und was soll ich sagen — ich nehme das jetzt einmal vorweg — wir haben sie während unserer Reise nicht ein einziges Mal gebraucht…

Endlich angekommen: Lofoten - hier geht's los

Endlich angekommen: Lofoten – hier geht’s los

Am sechsten Tag unserer Reise und nach rund 2100 km Fahrt erreichten wir die Lofoten. Unsere Erinnerung hatte uns nicht getäuscht, die Landschaft dort ist noch immer beeindruckend: In der Regel mehrere hundert Meter hohe Berge (die höchste Erhebung erreicht 1161 m), die scheinbar direkt aus dem Meer steil empor steigen, gesäumt von pittoresken Fischerdörfern und Buchten mit weißen Stränden. Dazu klares Wasser, so dass man von Land aus bis in ein paar Meter Wassertiefe die Wasserpflanzen und -tiere beobachten kann. Und Glück mit dem Wetter hatten wir auch — meistens schien die Sonne, allerdings wehte stets ein kräftiger, kalter Wind aus nördlicher Richtung, so dass die Temperaturen tagsüber nicht über 15 °C lagen. Nicht selten fielen die Temperaturen abends und nachts unter die Zehn-Grad-Marke. Aber in der Sonne, die dort oben ja auch mitten in der Nacht noch scheint, war es immer warm genug für kurze Hose und T-Shirt, zumindest im Windschatten von Zelt oder Auto. Allerdings waren nicht viele Touristen unserer Meinung, die meisten liefen eher in Klamotten herum, die für uns unter den Begriff Winterbekleidung fallen.

Schwedisches Lappland: Piilijärvi

Schwedisches Lappland: Piilijärvi

Nach fünf Tagen Aufenthalt auf den Lofoten machten wir uns langsam auf den langen Rückweg. Die E6 wollten wir uns nicht noch einmal antun, wir zogen es vor, über Schweden nach Hause zu fahren. Es hört sich vielleicht nicht logisch an, erst einmal nach Osten zu fahren, wenn das eigentliche Ziel der Südwesten Norwegens ist. Man kann aber auf schwedischen Landstraßen viel schneller fahren und viel besser überholen als auf norwegischen, so dass man am Ende trotz einer etwas längeren Strecke schneller vorankommt.

Ein weiterer Faktor war für uns, dass es in Stockholm mit dem Akkurat die beste Kneipe der Welt gibt, zumindest, wenn man den vielen Biertrinkern glauben kann, die bei ratebeeer.com Biere und Pubs bewerten. Und wo man schon mal in der Nähe ist…

Von Stockholm aus ging es dann zügig und auf direktem Wege nach Hause. Unterwegs während eines kräftigen Regenschauers auf der Autobahn verabschiedete sich unser Beifahrerseitenscheibenwischer — wir sahen ihn nie wieder! Zum Glück gibt es aber in (gefühlt) jedem schwedischen Ort mit mehr als 1000 Einwohnern eine Biltema-Filiale. Dort gibt es neben Artikeln für Haus, Freizeit und Garten, Werkzeug und Bootszubehör auch günstige Autoersatzteile, so dass wir nach kurzer Fahrt einen Ersatzscheibenwischer kaufen und montieren konnten.

Fazit unserer diesjährigen Reise: 5314 gefahrene Kilometer an 16 Tagen und viele Eindrücke und durchreiste Landschaften, die oft für sich genommen schon eine Reise wert wären.

Spanien, Dienstreise Nr. 2: Baskenland

Direkt im Anschluss an Dienstreise Nr. 1 fuhren wir sechs Geologen aus der Erdöldirektion von Barcelona nach Bilbao, um uns dort mit 35 weiteren Geologen für eine Baskenland-Exkursion zu treffen. Die zwei Dienstreisen waren eine organisatorische Meisterleistung – mit 6 verschiedenen Hotels in zehn Tagen. Unser erstes Abendessen gab es im Hotel Hesperia Bilbao. Der zweite Tag führte uns über Stopps in Gaztelugatxe, Gernika und Zumaia nach Donostia-San Sebastián. Übernachtung im Hotel Silken Amara Plaza San Sebastián und Abendessen mit Apfelweinselbstzapfen und Wein bis zum Abwinken in der Sidreria San Bartolomé. Das Fleisch war den Norwegern zu blutig und der Wein und Apfelwein zu sauer. Ich fand es dort super – bis auf den Lärm, der mir am nächsten Tag noch die Ohren klingeln ließ.

Baskenland-Dienstreise

Baskenland-Dienstreise

San Juan de Gaztelugatxe

San Juan de Gaztelugatxe

Am nächsten Tag hielten wir uns in der Gegend von Alsasua auf, wo uns zwei Geologen der Universität Baskenland die Regionalgeologie nahebringen wollten. Sie haben sich ja redlich bemüht, aber irgendwie war uns das alles nicht sehr eingängig, und der Tag ziemlich verschwendet. Da sie auch kein Ende finden konnten, wurde der Abend ausgesprochen hektisch: Wir konnten gerade mal so unsere Koffer im Hotel Carlton Rioja Logroño unterbringen, bevor wir ungeduscht wieder in den Bus hetzen mussten, um zum Abendessen im Weingut Campo Viejo zu fahren. Dort genossen wir zunächst einen kühlen Roséwein auf der Terrasse und wurden dann durch das Hauptgebäude des Weingutes (eher der Weinfabrik) geführt. Wirklich eine beeindruckende Gärkapazität, und die Ausdehnung der Flaschen- und Fasslagerräume hätte ich mir nie auch nur vorstellen können! Das Essen war gut, der Wein floss in Strömen, so dass der Tag dann doch noch gelungen endete.

Weingut Campo Viejo

Weingut Campo Viejo

Der nächste Tag war dann auch schon der offizielle Abreisetag, wobei wir noch einen Stopp in Sopela(na) einlegten, um uns dort Kissenlava anzusehen. Auch dort mussten bei über 30 Grad im Schatten noch mal einige Höhenmeter gemacht werden. Trotz der quälenden Sonne und des Mittagessens umgeben von Nackten am FKK-Strand musste unser mitgebrachter Defibrillator nicht eingesetzt werden – und das, obwohl viele unserer Geologen kurz vor der Rente stehen (und einige sicherlich vor Scham am liebsten im Strandboden versunken wären).

Jeff Koons' "Puppy" vor dem  Guggenheim-Museum in Bilbao

Jeff Koons‘ „Puppy“ vor dem Guggenheim-Museum in Bilbao

Wir fuhren dann weiter zum Flughafen von Bilbao, wo wir sechs Geologen von Dienstreise Nr. 1 uns von den anderen Kollegen verabschiedeten. Um teure Flugkosten zu sparen, flogen wir nicht mit den anderen Geologen zurück nach Norwegen, sondern verbrachten eine weitere Nacht im Holiday Inn Express Bilbao. Da unsere Flieger erst am nächsten Nachmittag abfliegen sollte, konnten wir noch zwei Mal in die City fahren und uns dort bei bis zu 41 Grad den Pelz verschmoren lassen. Aber immerhin hatten wir so Zeit für einen Besuch des Guggenheim-Museums für Moderne Kunst in Bilbao. In der Nähe des Museums ist auch eine der besten Bierkneipen Bilbaos: Singular. Stundenlang versuchte ich, meine Kollegen dorthin zu locken, aber erst spät abends gelang es mir. Bis auf eine Kollegin wollte keiner eines der leckeren Biere probieren, sondern bestellten Riesengläser voller Longdrinks. Banausen!

Nach meiner Rückkehr nach Stavanger war ich total platt, und Arnold für das Abholen vom Flughafen sehr dankbar. Gut, dass ich ein Wochenende zum Erholen hatte!!!

Spanien, Dienstreise Nr. 1: Aínsa

Ende Mai bis Anfang Juni war ich auf zwei Dienstreisen in Spanien. Die Reisen erfolgten im direkten Anschluss, so dass ich mir eine zwischenzeitliche Reise nach Hause ersparen konnte. Dienstreise Nr. 1 führte mich mit zehn Kollegen auf einen Geländekurs nach Aínsa; Dienstreise Nr. 2 hatte das Baskenland als Ziel und begann in Bilbao.

Aínsa

Aínsa

Am 27. Mai flogen wir mit etwas Verspätung nach Barcelona, wo wir in Leihwagen umstiegen und in etwa 3,5 Stunden nach Aínsa fuhren. Im Hotel Apolo bekamen wir eine kurze Einführung in den Kursinhalt und aßen zu Abend. Vorher und nachher wurde die Hotelbar eifrig frequentiert; fast alle sind Biertrinker und wir fanden sogar recht gutes, lokales Craftbeer; es war allerdings schon abgelaufen, und nach der ersten Runde auch bereits ausverkauft … Am nächsten Tag fuhren wir ins Gelände und warfen einen Fernblick auf verschiedene sedimentäre Ablagerungssysteme im Aínsabecken, von marin bis fluviatil.

Das Aínsabecken wird erklärt

Das Aínsabecken wird erklärt

Danach ging es so richtig ins Gelände – wir mussten bei strahlendem Sonnenschein kraxeln. In zwei Gruppen nahmen wir recht steile Geländeprofile aus Tonstein, Sandstein und Konglomerat auf. Bis auf einige Schürfwunden, vom Stechginster zerkratzte Extremitäten und Sonnenbrand ging aber alles glimpflich ab. Abends aßen wir für einen lächerlich geringen Preis wahrscheinlich Spaniens beste Tapas in Aínsas Altstadt und gingen dann auf Kneipentour. Es war ganz gut, dass wir den nächsten Tag mit einer Profilkorrelationsübung im Hotel begannen und erst nach dem Mittag ins Gelände starteten. Das Abendessen war für den Rest der Reise für ein Gelächter gut: Meine Bestellung („Mixed Grill“) bestand aus gefühlten 3 kg Fleisch und Würstchen – sehr lecker, aber als ich satt war, sah man dem Teller kaum an, dass davon etwas gegessen wurde.

Aufzunehmendes Geländeprofil

Aufzunehmendes Geländeprofil

Am nächsten Tag machten wir einen Autoausflug durch den Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, bevor wir wieder ins staubig-heiße Kursgelände gingen. Abschiedsabendessen gab es in den kühlen Gemäuern des ehemaligen Gefängnisses.

Letzter Abend in Barcelona: Los Caracoles

Letzter Abend in Barcelona: Los Caracoles

Der (vor)letzte Tag führte uns nach einem kurzen Blick auf noch mehr regionale Geologie zurück nach Barcelona, wo wir in einem Hotel direkt auf den Ramblas eine weitere Nacht verbringen sollten. Einige Stunden Freizeit wurden für diverse Aktivitäten genutzt, bis schließlich ein nobles Abendessen im Los Caracoles den allerletzten Tag abrundete.

Am nächsten Tag trennten sich die Wege: Während die Reservoiringenieure und Feltentwickler wieder nach Stavanger flogen, setzten sich die sechs Geologen in einen Kleinbus und fuhren quer durch Nordspanien zur anschließenden Dienstreise nach Bilbao.

Drohnenbändiger

Ende April war ich für gut eine Woche in Griechenland auf Geologieexkursion, zusammen mit 25 Geologiestudenten und vier weiteren Uniangestellten aus Stavanger sowie einer Gruppe von Geoinformatikern der Uni Heidelberg, Studenten und Wissenschaftler, mit denen wir eine Zusammenarbeit anstreben.

Und los geht's: Der Drohnenbändiger schickt das Fluggerät auf eine weitere Mission

Und los geht’s: Der Drohnenbändiger schickt das Fluggerät auf eine weitere Mission

Und was hatte ich dort zu tun? Zum einen sollte ich unsere Drohne, einen Quadrokopter mit Kamera, in unzugängliches Gelände steuern um dort Aufnahmen von den Gesteinsformationen zu machen. Die geschossenen Fotos werden dann später per Software zu 3D-Panoramen zusammengefügt und erleichtern die geologische Interpretation.

Lidar im Gelände

Lidar im Gelände

Zum anderen hatten die Heidelberger Ausrüstung dabei, die wir in Stavanger im Laufe des Jahres ebenfalls anschaffen werden, einen sogenannten Lidar. Lidar steht für Light detection and ranging — es ist ein Gerät zum Abtasten von Objekten, wie z.B. Vegetation, Gebäuden oder auch Gesteinsformationen. Kurz gesagt funktioniert es ähnlich wie ein Radar, nur dass zum Abtasten Laserstrahlen anstatt Radiowellen verwendet werden. Geplant ist, dass ich zusammen mit einer Kollegin den Lidar bedienen soll. Während der Exkursion sollten wir uns daher anschauen, wie die Heidelberger mit dem Gerät umgehen.

Fussgängerzone und Haupteinkaufsstraße in Kalavryta

Fussgängerzone und Haupteinkaufsstraße in Kalavryta

Untergebracht waren wir in Hotels im Ort Kalavryta, einer Kleinstadt im Norden der Halbinsel Peloponnes. Die Stadt liegt unweit eines beliebten Skigebietes, und entsprechend „ungriechisch” kühl waren die Temperaturen dort. Morgens war es selten wärmer als fünf Grad, tagsüber erreichten die Temperaturen mit Glück zwanzig Grad und es wehte meistens ein kühler Wind.

Zurück in Stavanger steht jetzt die Auswertung der Drohnenfotos an, ein Gebiet, in das ich mich auch erst einmal einarbeiten muss. Wenn alles gut läuft, kommen dann in Zukunft weitere Drohnenflüge hinzu.
 
 

Spargelzeit

Kulinarisch hat sich viel geändert, seit wir vor nunmehr rund 13 Jahren nach Norwegen zogen. Während es in den ersten Jahren noch an vielen Nahrungsmitteln, die wir aus Deutschland gewohnt waren, mangelte, hat sich das Angebot laufend verbessert. Im letzten Jahr fanden wir zum ersten Mal weißen Spargel, und auch in diesem Jahr haben wir ihn wieder entdeckt. Leider fehlt es noch am Knowhow, wie man mit diesem merkwürdigen Gemüse umzugehen hat — seht selbst!

Keine Röhrenknochen, aber vermutlich mit ähnlicher Konsistenz: Furztrockener Spargel aus Deutschland. Schmeckt vermutlich prima zu Trockenfisch!

Keine Röhrenknochen, aber vermutlich mit ähnlicher Konsistenz: Furztrockener Spargel aus Deutschland. Schmeckt vermutlich prima zu Trockenfisch!

Hier gibt's noch mehr davon! Und alles zum netten Preis von knapp 20 € per Kilo, ist schließlich im Angebot heute!

Hier gibt’s noch mehr davon! Und alles zum netten Preis von knapp 20 € per Kilo, ist schließlich im Angebot heute!

Familiäre Hüttentour

Karfreitag vor unserem Haus: Prozession mit Jupp Anne Latten

Karfreitag vor unserem Haus: Prozession mit Jupp Anne Latten

Über Ostern und ein bisschen darüber hinaus waren wir auf Hüttentour in Spanien, genauer gesagt in Barcelona, wo wir uns mit unseren Geschwistern und deren Partnern getroffen haben. Wir wohnten direkt im Zentrum in einer Wohnung, die von Tanias Arbeitgeber angemietet wurde, damit Tania und ihre Kollegen dort hin und wieder einmal eine Woche oder auch etwas länger verbringen dürfen.

Gute Stimmung im Ale & Hop

Gute Stimmung im Ale & Hop

In Norwegen ist es bei vielen größeren Betrieben (vor allem in der Erdölbranche) üblich, dass sie über ein oder mehrere dieser Mitarbeiterhütten verfügen. Meistens liegen diese natürlich irgendwo im Gebirge (zum Wandern/Jagen/Skifahren) oder am Fjord (zum Angeln). Solche Hütten gibt es bei Tanias Arbeitgeber auch, und dann eben eine weitere in Barcelona.

Normalerweise gibt es speziell für die Wohnung in Barcelona eine lange Warteliste, aber über Ostern wollte da niemand hin. Das liegt vermutlich daran, dass die allermeisten Norweger über Ostern traditionell die Skisaison beenden und sich partout nicht vorstellen können, die Zeit bei einem lauen Lüftchen am Mittelmeer zu verbringen.

Immer noch nicht fertig: Gaudís Sagrada Familia

Immer noch nicht fertig: Gaudís Sagrada Familia

So hat Tania also die Wohnung für uns ergattern können, und da sie über sechs mehr oder weniger komfortable Schlafplätze verfügt, haben wir unsere Geschwister noch mit eingeladen.

Busse für die Stadtrundfahrt: Eine Tour dauert vier Stunden

Busse für die Stadtrundfahrt: Eine Tour dauert vier Stunden

Barcelona ist eine interessante Stadt, mit viel Geschichte, vielen Museen, gutem Wetter, vielen Tapas-Bars, außerdem nett gelegen. Und sonst? Man sollte es kaum glauben, aber es gibt in Barcelona jede Menge Craft Beer Pubs, Kneipen also, in denen gutes „Handwerksbier” aus Spanien und dem Rest der Welt ausgeschenkt wird. Vor zweiundzwanzig Jahren, als Tania und ich in den katalanischen Pyrenäen, etwa 135 km nördlich von Barcelona, unsere Diplomkartierung gemacht hatten, mussten wir uns noch mit Estrella Damm und San Miguel zufriedengeben; wir freuten uns, als wir damals während eines kurzen Barcelona-Aufenthaltes Beck’s Bier im Kaufhaus El Corte Inglés fanden. Dort gibt es heute immer noch Beck’s, aber wir brauchten nicht darauf zurückzugreifen.

Kennen den Weg: Wir und Columbus

Kennen den Weg: Wir und Columbus

So haben wir uns tagsüber ein paar Sehenswürdigkeiten angesehen, und abends ging es auf Kneipentour. Dabei kamen wir durch Kneipen wie BlackLab, Celler Ceres und Ale & Hop. In der Brauerei Garage Beer konnten wir mit Co-Brauer James aus England fachsimpeln und uns auch in der Brauerei ein wenig umsehen. Der Hauptbrauer ist Italiener, und zwei der drei Biere, die wir dort probieren konnten (eigentlich hatten die geschlossen, aber wir kamen trotzdem auf einen „quick pint” hinein) waren schon ziemlich sehr gut. Später ging es noch ins Kælderkold, und wem dieser Name jetzt so gar nicht spanisch vorkommt, der hat natürlich Recht; der Wirt ist Däne. Abschließend waren wir im BierCaB, der laut RateBeer zweitbesten Craft-Beer-Kneipe der Welt — da mussten wir natürlich hin. Zum Vergleich: Cardinal in Stavanger liegt dort derzeit auf Platz 35. BierCab ist zwar nicht schlecht, aber etwas überbewertet — selten war dort mal ein Bierglas bis zum Eichstrich voll. Somit war es praktisch, dass um die Ecke gleich noch der örtliche BrewDog-Pub lag, da gab es dann auch noch Bier.

Geht bis ans Wasser: Barcelonas Stadtstrand

Geht bis ans Wasser: Barcelonas Stadtstrand

Das waren schon mal eine ganze Menge guter Pubs, aber es gibt noch viel mehr. Das Gute daran: die meisten Kneipen liegen in Laufentfernung zu unserer Wohnung. Barcelona ist also für uns genau der richtige Ferienort. Wie sagte noch James von Garage Beer: Es würde ihn nicht wundern, wenn sich Barcelona zum südeuropäischen Craft-Beer-Zentrum entwickeln würde.

Am Donnerstag nach Ostern ging es wieder zurück nach Stavanger, allerdings mit kleinen Hindernissen. In Frankreich streikten die Fluglotsen, dadurch mussten die Flugzeuge unserer Fluggesellschaft einen Bogen um Frankreich fliegen. Mit zweistündiger Verspätung hoben wir ab; der Flug dauerte dann vier statt der planmäßigen drei Stunden. Dafür war uns ein Blick auf die alte Heimat vergönnt.