Bierreicher Herbst III

Tja, da isser wieder, der Herbst, und wieder gibt es so allerhand Biere zu trinken: An den letzten zwei Wochenenden fanden gleich zwei Bierfestivals in Stavanger und der näheren Umgebung statt, und wir waren selbstverständlich dabei. Zum einen, vor nun anderthalb Wochen, gab es das Ølfestival in Nærbø, einer Kleinstadt rund 40 km südlich von Stavanger, zum anderen lief zum zweiten Mal das lokale Bierfestival What’s Brewing vom Stapel.

Auftakt zum Bierherbst: Erste Geschmacksprobe

Auftakt zum Bierherbst: Erste Geschmacksprobe

Das Ølfestival in Nærbø findet seit 2009 regelmäßig alle zwei Jahre statt. Es wird von einem lokalen Bierklub in viel freiwilliger Arbeit organisiert; nur norwegische Brauereien werden zu diesem Bierfest eingeladen, und 25 von ihnen kamen. Schon zum dritten Mal bekamen wir zu diesem Anlass Besuch von unseren Freunden Anne und Frode aus Fredrikstad. Traditionell starten wir das Wochenende mit ein paar selbstgebrauten Bieren, ehe es dann abends ins Cardinal geht. Inzwischen hat sich zwar auch in Fredrikstad das Bierangebot verbessert — auch dort gibt es inzwischen eine ordentliche Mikrobrauerei — aber das Angebot im Cardinal ist so einfach eben nicht zu toppen. Am nächsten Tag geht es dann mit dem Zug nach Nærbø. Auf dem Festival bekommt man 0,1-l-Geschmacksproben von den angebotenen Bieren, zwischen 12 und 18 Uhr hat man Zeit, sich die besten Biere auszusuchen.

What’s Brewing, Stavangers „eigenes” Festival, ist ein kleines bisschen größer. Es wird unter anderem von Mitarbeitern der lokalen Lervig-Brauerei organisiert. In diesem Jahr waren 34 Craft-Beer-Brauereien aus 13 Ländern dabei; jede Brauerei brachte bis zu acht verschiedene Biersorten mit, so dass wir bei vermutlich über 250 verschiedenen Bieren (wir haben sie nicht gezählt) die Qual der Wahl hatten. Allein schon aus diesem Grund waren wir an beiden Festivaltagen dabei, zusammen mit rund 3000 anderen Besuchern.

Guter Dinge: Frode, Anne und Tania

Guter Dinge: Frode, Anne und Tania

Zum ersten Mal konnten wir auch Handwerksbier aus Deutschland auf diesem Festival probieren: Die Brauerei Buddelship aus Hamburg war mit acht guten Bieren vertreten. Über Hamburg hat man als Bremer ja so seine eigene Meinung, aber man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Stadt in Sachen Bierqualität nun in etwa mit Bremen auf Augenhöhe liegen könnte. Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.

Für What’s Brewing mussten wir uns wegen der hohen Anzahl an Bieren, teilweise von Brauereien, die wir noch nicht kannten, akribisch vorbereiten. An zwei Abenden vor dem Festival haben wir uns anhand einer Bierliste und des Internets über die angebotenen Biere informiert, so dass wir auf dem Festival selbst zielgerichtet vorgehen konnten und keine unnötige Zeit verplemperten. In diesem Jahr voll im Trend sind allgemein Sauerbiere, d.h. spontan vergorene Biere wie die belgischen Bierstile Lambic und Gueuze oder Flamish Red, aber auch, man höre und staune, Berliner Weiße und Gose. Bis noch vor rund zwei Jahren waren diese Biertypen so gut wie ausgestorben. In Berlin gab es nur noch eine Brauerei, die die Berliner Weiße braute, und bei der Leipziger Gose sah es ähnlich aus. Jetzt kann man, wie es aussieht, diese Biere sozusagen weltweit bekommen. Insofern trägt die globale Craft Beer Revolution dazu bei, auch alte Bierstile aus Deutschland neu zu beleben.

Volle Ausstattung: Tania beim Bierbewerten

Volle Ausstattung: Tania beim Bierbewerten

Schon in den Wochen vor What’s Brewing waren wir quasi an der Vorbereitung des Festivals beteiligt. Unser lokaler Brauzutatendealer, Bryggselv, hatte für What’s Brewing einen Heimbrauwettbewerb veranstaltet, und da Tania und ich seit Anfang dieses Jahres zertifizierte Heimbraubierwettbewerbsschiedsrichter sind, waren wir an jeweils zwei Abenden als solche eingeteilt, um die eingesandten Biere zu begutachten. Interessierte Heimbrauer konnten ihre Kreationen in zwei Klassen, Imperial Stout und Farmhouse Ale, einsenden. Bedingung war, dass neben Wasser, Malz, Hopfen und Hefe mindestens eine weitere Zutat beim Brauen verwendet werden musste. Beim Stout waren das gerne Dinge wie Schokolade, Kaffee oder Chili, beim Farmhouse Ale kamen häufig Früchte und Gewürze zum Einsatz. Dabei schoss so mancher Heimbrauer über das Ziel hinaus. Wir wissen jetzt zum Beispiel, dass Safran nicht so gut ins Bier passt.

In unserem Keller geht es brautechnisch auch langsam wieder voran. Nach einer langen renovierungsbedingten Braupause haben wir nun schon wieder drei Biere gebraut. Ein paar weitere werden in diesem Jahr wohl noch hinzukommen.

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