Am vergangenen Wochenende traten wir die Reise nach Oslo zur langersehnten Norwegischen Meisterschaft im Heimbrauen an. Am Freitagmorgen ging es los, bepackt mit knapp 80 Litern selbstgebrautem Bier und dem dazugehörigen Zapfgeschirr.
Da geht's runter: Blick aus unserem Hotelzimmer in der 9. Etage
In Oslo angekommen führte uns unser Weg zunächst zu einem unserer Zutatenlieferanten,
bryggselv.no. Hier konnten wir unsere Bierfässer zur Kühlung im Kühlraum übernachten lassen. Außerdem hatten wir dort eine größere Bestellung zur Abholung aufgegeben — auf diese Weise sparten wir die Frachtkosten.
Danach ging es weiter in unser zentrumsnah gelegenes Hotel. Praktisch: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt die Schouskjelleren Mikrobryggeri, eine Gasthausbrauerei, die sich in den historischen Kellergewölben der ehemaligen Schous Brauerei befindet.
Das Wetter in Oslo war sehr frühlingshaft, die Sonne schien und es war recht warm. Dementsprechend waren Straßen, Plätze sowie Kneipen und Restaurants, die Sitze im Freien anzubieten hatten, sehr belebt. Auf der Suche nach einem Restaurant sahen wir vermutlich so viele Menschen, wie Stavanger Einwohner hat. Wir merkten schnell, dass wir wieder in Oslo waren, einer richtigen Stadt eben. Unser Essen nahmen wir schließlich im Olympen in Grønland ein. Den Rest des Abends verbrachten wir bei sowohl gutem als auch nicht ganz so gutem Bier in der Schouskjeller Mikrobryggeri. Hier konnten wir uns bei gedämpftem Licht gut mental auf den kommenden Wettbewerbstag vorbereiten 😉
Perfekter Schaum: Nøgne Ø Sunturn Brew
Am nächsten Morgen schafften wir es gerade noch rechtzeitig, bis elf Uhr unser Frühstück im Hotel einzunehmen. Offensichtlich waren wir nicht die einzigen Brauer, die dieses Hotel zum Übernachten nutzten, anhand ihrer Trikots konnte man die anderen leicht erkennen. Nachmittags gegen 14 Uhr ging es dann zunächst zu bryggselv.no, um unsere gut gekühlten Fässer abzuholen. Danach fuhren wir zur
Kanonhalle, dem Veranstaltungsort. Ab 15.00 Uhr konnten wir dort unseren Stand aufbauen.
Unsere Bierfässer isolierten wir mit Isomatten aus Schaumstoff, die wir um die Fässer wickelten. Unser Stand war schnell hergerichtet. Wir hatten schwarzen Stoff als Tischtuch, etwas Hopfen und Malz sowie ein paar Bierflaschen und ausgedruckte Logos unserer „Brauerei” als Dekoration. Außerdem hatten wir noch laminierte A7-Ausdrucke unseres Bierrezeptes ausliegen. Tania hatte in der letzten Woche etwa zweihundert davon in geduldiger Handarbeit mühevoll mit dem Skalpell zurechtgeschnitten.
Zwischen 17 und 19 Uhr war für uns Aktive Gelegenheit, gegenseitig unsere Biere zu probieren. Insgesamt gab es mehr als hundert verschiedene. Zu diesem Zeitpunkt waren schon rund 200 Leute anwesend — Brauer wie wir, die ihr Bier anboten sowie Leute, die an der Organisation beteiligt waren. Ab 19 Uhr strömten ca. 430 weitere Besucher in die Halle, und von da ab gab’s keine Pause mehr.
Pausenlos schenkten wir Geschmacksproben unseres Bieres aus. Wir redeten uns den Mund fusselig; erklärten, wie unser Bier gebraut wurde und forderten die Besucher auf, für unser Bier zu stimmen. Irgendwie war das Ganze wie eine Mischung aus Speeddating und Wärmedeckenverkaufen.
Für uns überraschend kam unser Bier sehr gut an. Wir selbst waren ja eigentlich nicht so zufrieden mit diesem Bier, dennoch bekamen wir sehr viel positives Feedback, so dass wir schon früh das Gefühl hatten, hier geht heut‘ noch was!
Am späteren Abend war dann klar, dass unser Bier von den Anwesenden auf Platz 23 (von mehr als 100) gestimmt wurde. Damit waren wir (als einzige Brauer aus der Stavanger-Region) unter die Top 30 gekommen und konnten als Prämie ein nagelneues 9-l-Fass mit nach Hause nehmen. Diese Fässer sind in Heimbrauerkreisen durchaus begehrt, da sie gebraucht (anders als die 18-l-Fässer, die wir sonst verwenden) fast nicht zu bekommen sind.
In der Flaschenbierwertung kam unser Bier nicht unter die Top 3 unserer Bierklasse. Die genaue Platzierung kennen wir noch nicht. Anders als bei der Besucherwertung wurden die Flaschenbiere von mehreren geschulten Bewertungsrichtern beurteilt. Die Konkurrenz war dort noch größer — mehr als 300 Biere wurden zur Bewertung eingeschickt. Ausgerechnet das Gewinnerbier konkurrierte mit unserem in der gleichen Klasse.
Gegen Mitternacht war das Spektakel vorüber. Danach hieß es noch abbauen, alles im Auto verstauen und dann mit der T-Bane zurück zum Hotel. Von unserem Bier haben wir noch reichlich, rund 27 Liter haben wir ausgeschenkt.
Inzwischen schmieden wir schon Pläne für das nächste Jahr, denn soviel ist sicher: Wir kommen wieder!