Zweite Welle abgeritten

Auch Norwegen ist momentan von der „zweiten Welle“ der Covid-19-Infektionen betroffen, allerdings weniger stark als Deutschland. WĂ€hrend Deutschland inzwischen fast flĂ€chendeckend sehr hohe Infektionsraten aufweist, haben wir es in Norwegen bisher mit lokalen AusbrĂŒchen zu tun gehabt. HauptsĂ€chlich betroffen sind dabei die StĂ€dte: Oslo und Bergen kĂ€mpfen schon seit dem Ende des Sommers mit sehr hohen Werten, zwischendurch kamen TromsĂž und Drammen hinzu. Aber auch eher lĂ€ndlich geprĂ€gte Gegenden kommen immer wieder in die Schlagzeilen; vor knapp zwei Wochen schnellten die Infektionszahlen in der Gemeinde Lyngdal im SĂŒden Norwegens nach oben – Grund dafĂŒr war ein grĂ¶ĂŸeres Treffen im christlich-fundamentalistischen Bethaus-Milieu. Ähnliches passierte vor einer Weile in Fredrikstad, wo sich viele Muslime getroffen hatten und offensichtlich die Abstandsregeln nicht eingehalten haben.

Man sieht also: Beten und Frömmigkeit helfen offensichtlich nicht gegen Corona!

Landesweit gesehen geht die Anzahl der Neuinfizierten nun leicht zurĂŒck; der Inzidenzwert liegt bei 146 per 100.000 Einwohner. In Stavanger sieht es bei 60/100.000 im Moment so aus, als ob wir die zweite Welle hinter uns hĂ€tten.

Stavanger VÄgen bei Nacht
Alles ruhig: Stavanger wÀhrend der Pandemi

Uns geht es bei alldem immer noch gut. Nach zuvor stark ansteigenden Infektionszahlen gelten in Stavanger zur Zeit wieder verschĂ€rfte Maßnahmen; u.a. wird empfohlen, dass jeder, der es irgendwie ermöglichen kann, vom Homeoffice aus arbeitet. Allerdings haben wir keinen Lockdown wie im FrĂŒhling; Schulen, UniversitĂ€ten, GeschĂ€fte, Kneipen und Restaurants haben geöffnet, und die jeweils geltenden Maßnahmen unterscheiden sich von Gemeinde zu Gemeinde – je nachdem, wie hoch die Infektionszahlen vor Ort sind.

Am Freitag waren wir zum Essen in einem Restaurant und danach noch in zwei Pubs. An und fĂŒr sich sollte man ja zu Hause bleiben und die sozialen Kontakte minimieren, andererseits wollen wir auch in Zukunft, wenn diese Pandemie ĂŒberstanden ist, auf ein breites Gastronomieangebot zurĂŒckgreifen zu können. Abgesehen davon werden nach unseren Erfahrungen die geltenden Abstands- und Hygieneregeln in Restaurants und Kneipen eingehalten.

Ein typischer Besuch in einer Kneipe beispielsweise verlĂ€uft bei uns folgendermaßen: Beim Betreten des Lokals wird mit dem Smartphone ein QR-Code eingescannt, ĂŒber den man auf eine Registrierungswebseite gelangt. Dort trĂ€gt man Namen und Telefonnummer ein, um im Infektionsfall die Detektivarbeit der GesundheitsĂ€mter zu erleichtern. Bestellt wird am Tisch, ebenfalls per Smartphone und Webseite. Das MenĂŒ vom Cardinal beispielsweise ist hier einsehbar, PĂ„ Kornet hat sein MenĂŒ hier. Nach erfolgter Bestellung wird vorzugsweise per Bezahlapp bezahlt, aber Bank- oder Kreditkarte funktionieren natĂŒrlich auch. Die Bestellungen laufen dann an der Theke auf und schlussendlich wird das bestellte Bier am Tisch serviert. Schön fĂŒr uns, aber die Bedienungen sind natĂŒrlich viel mehr in Bewegung als frĂŒher 😉

Altmetall vorm Haus

Nur ĂŒber Umwege konnten wir heute nach der Arbeit unser Haus erreichen, da viele Straßen in der Nachbarschaft wegen Filmaufnahmen gesperrt waren. Zur Zeit wird die zweite Staffel der norwegischen Fernsehserie Lykkeland (in etwa: GlĂŒcksland) gedreht, die den Wandel Stavangers von einer pietistischen, von Fischerei, Seefahrt und Landwirtschaft geprĂ€gten Provinzstadt zur reichen Ölstadt beschreibt.

Ein blauer Opel Rekord C am Straßenrand
Gut in Schuss: Opel Rekord 1900

WĂ€hrend die erste Staffel im Jahr 1969 spielte, dem Jahr, als in der Nordsee vor Norwegen das erste Öl entdeckt wurde, handelt die zweite Staffel von den wilden 70-er und 80-er Jahren, eine Zeit, in der hemdsĂ€rmelige CowboymentalitĂ€t das GeschĂ€ft bestimmte.

Skoda 1000 B und Opel Rekord C Caravan auf einem Parkplatz
Ć koda 1000 MB und Opel Rekord Caravan

Um fĂŒr die Aufnahmen das zeitlich passende Ambiente zu schaffen, mussten wir unser Auto heute woanders parken, und an anderen HĂ€usern in der Nachbarschaft wurden beispielsweise Parabolantennen demontiert.

Lloyd Arabella in einer Straße in Stavanger
Ordentlich Altmetall: Lloyd Arabella und Austin Maxi

Und (fast) vor unserem Haus stand eine Lloyd Arabella, ein Auto, das von 1959 bis 1963 in Bremen gebaut wurde. Direkt vor unserem Haus parkte ein Austin Maxi aus den siebziger Jahren. In weitere Statistenrollen kamen zwei Opel Rekord C, ein Ć koda 1000 MB sowie eine 70-er Jahre S-Klasse vor, und ein Volvo 140 durfte natĂŒrlich auch nicht fehlen, schließlich sind wir hier in Skandinavien 😉

Nun sind wir natĂŒrlich gespannt, ob unser Haus es auch in die Serie geschafft hat – 2022 werden wir es erfahren.

Sommer

Was macht man wĂ€hrend des Sommerurlaubs in Zeiten einer Pandemie? UrsprĂŒnglich hatten wir eine Fahrradtour nach Kopenhagen geplant, hatten uns aber schon im Winter entschieden, die Tour nicht zu machen – die Vorstellung, wĂ€hrend einer Rad- und Campingtour an Corona zu erkranken, war nicht so verlockend . Im Nachhinein stellte sich ja auch heraus, dass wir aufgrund der bestehenden ReisebeschrĂ€nkungen wĂ€hrend unseres Urlaubs gar nicht hĂ€tten reisen können.

Nur das eigene Zelt auf dem Campingplatz BuĂžy Camping in Dalen
Noch Platz: Wenige Touristen in Dalen

Somit fiel die Entscheidung, im Großen und Ganzen zu Hause zu bleiben und mehrere kurze Auto- und Radtouren in der Umgebung zu unternehmen, mit einer Ausnahme: Zu Beginn unseres Urlaubs Anfang Juli stand eine Tour nach Oslo auf dem Programm, wo Tania einen Termin bei der deutschen Botschaft hatte.

Wenige Touristen im Vigelands-Park, Oslo
Noch Platz: Wenige Touristen im Vigelands-Park

Die Tour nach Oslo gingen wir ruhig an – auf dem Hinweg fuhren wir „ĂŒber das Gebirge“ – eine Strecke, die zum Teil ĂŒber schmale Passstraßen fĂŒhrt – und legten eine Übernachtung in Dalen ein. In Oslo selbst hatten wir zwei Übernachtungen in einem zentral gelegenen Hotel. So hatten wir Gelegenheit, ein paar neue Pubs kennenzulernen.

Den RĂŒckweg nach Stavanger ging zunĂ€chst ĂŒber Kristiansand, wo Tania sich in einem speziellen TeegeschĂ€ft bevorratete. Von dort aus ging es weiter nach Hornnes, einem kleinen Ort im Setesdal, wo wir wieder ĂŒbernachteten, ehe es am nĂ€chsten Tag zurĂŒck nach Stavanger ging.

Aufgrund schlechten Wetters fiel dann unsere ursprĂŒngliche Urlaubsplanung sprichwörtlich ins Wasser – nach Radtouren und AusflĂŒgen war uns nicht zumute. Im Juli gab es nur einen Tag, an dem die Temperatur in Stavanger die 20-Grad-Grenze ĂŒberschritt, und das war am einunddreißigsten 🙂

Ungewohnte Zutaten in der Brauerei: Apfelmost und Johannisbeersaft

DafĂŒr haben wir allein im Juli viermal brauen können. Das war aber auch nötig – dadurch, dass wir den Urlaub zum grĂ¶ĂŸten Teil zu Hause verbrachten, wurden unsere BiervorrĂ€te arg ausgedĂŒnnt. So konnten wir ein Belgisches Blond, einen Apfel-Johannisbeer-Cider und zwei American Pale Ales herstellen.

Grund zur Freude hatten wir auch Anfang August: In unserer direkten Nachbarschaft eröffnete die örtliche Brauerei Lervig einen Brewpub. Laut Google Maps sind es nur 280 m, aber es geht noch etwas kĂŒrzer 🙂 Mit anderen Worten: Falls vor der Toilette mal ’ne Schlange ist, gehen wir lieber zu Hause aufs Klo, das geht vermutlich schneller!

Mitte August bekamen wir wieder Besuch von meinen (A.) Eltern. Sie hatten die Reise nach Norwegen schon vor langer Zeit gebucht, und es war lange unklar, ob die Reise aufgrund der geltenden BeschrĂ€nkungen in DĂ€nemark und Norwegen ĂŒberhaupt hĂ€tte durchgefĂŒhrt werden können. Seit 15. Juli waren die Grenzen fĂŒr Deutsche wieder geöffnet, aber inzwischen zĂ€hlt Deutschland (wie der Rest von Kontinentaleuropa) aufgrund der hohen Anzahl an Neuinfizierten wieder als „rotes“ Land; eine Einreise nach Norwegen wĂŒrde derzeit wieder eine 10-tĂ€gige QuarantĂ€ne nach sich ziehen.

Alles halb so schlimm?

Seit rund vier Wochen geht es in Norwegen schrittweise in Richtung Normalzustand. Wirtschaftlich geht es wieder aufwĂ€rts – die Anzahl der Arbeitslosen hat sich seit dem Höchststand im MĂ€rz (ca. 10 %) fast halbiert auf 5,5 %. Allerdings lag die Arbeitslosigkeit vor der Corona-Krise bei rund 3,5 % – da ist also noch etwas Luft. Der Kurs der norwegischen Krone gegenĂŒber dem Euro hat sich ebenfalls normalisiert. Ein Euro kostet nun rund 10,80 kr, gegenĂŒber 13 kr im MĂ€rz. Schulen und UniversitĂ€ten haben wieder normal geöffnet, allerdings sind seit Montag Schulferien, und an den Unis ist jetzt auch nicht mehr los.

Sieht alles aus wie immer: KvitsĂžyfjord
Sieht alles aus wie immer: KvitsĂžyfjord

Auch bei uns persönlich geht es mehr in Richtung NormalitĂ€t. Ich bin bereits seit Pfingsten wieder am Arbeitsplatz. Tania könnte auch ins BĂŒro zurĂŒckkehren, aber sie kann ihre Arbeit genauso gut von zu Hause aus erledigen, weshalb sie noch weiter im Homeoffice bleibt.

Die Anzahl der Covid-19-Ansteckungen und -Erkrankungen ist in Norwegen und speziell in unserer Region sehr niedrig. In Stavanger selbst gibt es seit dem 12. Mai keinen registrierten Ansteckungsfall.

Starke EinschrĂ€nkungen gibt es allerdings noch bei den Auslandsreisen. Im Moment ist Norwegen das „geschlossenste“ Land innerhalb von EU und EWR. Island, Finnland und DĂ€nemark – das sind die LĂ€nder, in die wir z.Zt. reisen dĂŒrfen, ohne bei der RĂŒckkehr nach Norwegen erst einmal fĂŒr 10 Tage in QuarantĂ€ne zu mĂŒssen. Gleichermaßen besteht ein Einreiseverbot nach Norwegen fĂŒr BĂŒrger aller anderen LĂ€nder. Allerdings hat die Regierung gestern eine Lockerung bekanntgegeben: Ab dem 15. Juli dĂŒrfen wir auch in LĂ€nder reisen, die zum Schengen- oder EWR-Gebiet gehören – abgesehen von Schweden. Sollte sich die Situation in diesen LĂ€ndern in der Zukunft Ă€ndern, können die Maßnahmen allerdings wieder verschĂ€rft werden. Entsprechend verhĂ€lt es sich auch bei der Einreise nach Norwegen.

Uns ist es egal – fĂŒr uns steht schon lange fest, dass wir unseren Urlaub in diesem Jahr grĂ¶ĂŸtenteils in der Region verbringen werden.

Norwegen macht wieder auf!

Gestern hat die norwegische Regierung beschlossen, das Land nun nach und nach wieder zu öffnen. Nachdem Norwegen zu Beginn der Corona-Krise vor rund zwei Monaten relativ viele Erkrankte hatte, gehen die Zahlen der (ermittelten) Infizierten, Erkrankten und im Krankenhaus behandelten Personen nun stark zurĂŒck. Zur Zeit liegt die Anzahl der Neuinfektionen bei rund 40 pro Tag (Deutschland: ca. 1200). In Rogaland, der Provinz, zu der auch Stavanger gehört, gibt es derzeit noch zwei Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden. Vor zwei Monaten gehörte Rogaland noch zu den Corona-Hotspots im Lande.

Schon in der letzten Woche gab es Lockerungen der bisher geltenden BeschrĂ€nkungen. Seit Mittwoch durften wieder Pubs und Kneipen öffnen, allerdings unter der Maßgabe, dass stets ein Abstand von 1 Meter zwischen GĂ€sten und Angestellten zu wahren ist. Zudem mĂŒssen alle GĂ€ste sitzen und es muss in allen LokalitĂ€ten Essbares angeboten werden. Kurios dabei: Die GĂ€ste mĂŒssen nicht unbedingt etwas verzehren, und Kneipen, die sonst nichts zu essen anbieten, können mit anderen Restaurants kooperieren, um so Essbares auf das MenĂŒ zu zaubern.

Bis zum 15. Juni sollen die meisten BeschrĂ€nkungen aufgehoben werden, abgesehen natĂŒrlich von den „Hygieneregeln“ HĂ€nde waschen, Abstand halten, in die Ellenbeuge husten.

So sollen ab kommenden Montag wieder alle Schulen öffnen. Erlaubt sind außerdem Gruppen von bis zu 20 Personen und, ab 7. Juni, Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen. SchwimmbĂ€der und Fitnesscenter dĂŒrfen ab 15. Juni öffnen, und einen Tag spĂ€ter geht es auch endlich mit dem Fußball in Norwegens erster Liga los. Wegen der klimatischen Bedingungen verlĂ€uft die Saison von Ende MĂ€rz bis Ende November, d.h. in diesem Jahr wurde noch kein Spiel gespielt.

Über den Sommer bestehen bleibt allerdings die QuarantĂ€neregelung, nach der aus dem Ausland Einreisende zunĂ€chst zehn Tage in QuarantĂ€ne mĂŒssen.

FĂŒr uns bedeuten die Lockerungen noch keine Änderung unseres Corona-Alltags, aber es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis wir unser lieb gewonnenes Homeoffice verlassen mĂŒssen 😉

Homeoffice - bald schon ohne uns?
Homeoffice – bald schon ohne uns?

Stubenhocker

Inzwischen sind wir in der fĂŒnften „Corona-Woche“, was fĂŒr uns bedeutet, dass wir von zu Hause aus arbeiten. Tania hat in der Regel mehrere virtuelle Meetings tĂ€glich, die ĂŒber das Internet abgehalten werden. Bei mir ist es da etwas ruhiger – die Kommunikation mit Studenten und Kollegen, die auch alle von zu Hause aus arbeiten, lĂ€uft meistens via E-Mail. Sie haben Fernzugang zu ihren Arbeitsstationen in BĂŒros und Computerlabs und können so ihre Aufgaben erledigen und ihre Bachelor- bzw. Masterarbeiten anfertigen. Im Großen und Ganzen funktioniert das ganz gut, nur gelegentlich muss ich eingreifen und beispielsweise einen PC aus der Ferne neu starten.

LatĂŒchte: Tanias neuestes Tiffany-Erzeugnis
LatĂŒchte: Tanias neuestes Tiffany-Erzeugnis

Die Situation ist fĂŒr uns eigentlich annĂ€hernd optimal: Durch den weggefallenen Arbeitsweg haben wir mehr Freizeit, die wir mit unseren hĂ€uslichen Hobbys, wie z.B. Heimbrauen, gut auszufĂŒllen wissen. UngefĂ€hr alle zehn Tage verlassen wir mal das Haus, um einzukaufen – das warÊŒs auch schon. Der Begriff Hausarrest hat fĂŒr uns auf jeden Fall seinen Schrecken verloren 🙂

Die gesundheitliche Situation in Norwegen entspannt sich zunehmend. COVID-19-Neuinfektionen gibt es zur Zeit hauptsĂ€chlich in Oslo und Viken, der Provinz, die Oslo umgibt. Die Zahl der in KrankenhĂ€usern eingelieferten Erkrankten ist seit gut einer Woche rĂŒcklĂ€ufig.

Daher werden in zwei Wochen in Norwegen die KindergĂ€rten und Schulen (Klasse 1-7) wieder öffnen, fĂŒr die UniversitĂ€ten und Hochschulen gilt das nur teilweise. Ab dem 27. April sollen Studenten und Doktoranden, die zum Sommer ihren Abschluss machen, wieder in die Laboratorien gehen dĂŒrfen, sofern sie dort fĂŒr ihren Abschluss wichtige Versuche machen mĂŒssen. Ansonsten ist die Devise, dass alle, die nicht dringend zur Arbeit mĂŒssen, zu Hause bleiben sollen.

Und das ist auch gut so, fĂŒr uns kann es gerne noch eine Weile so weiter gehen. Aber das Cardinal könnte schon mal wieder öffnen 


Coronakonsequenzen

Seit einer Woche ist nicht mehr viel los in Norwegen – wie im vorherigen Posting bereits beschrieben, sind viele Unternehmen geschlossen. Wir sitzen seit vergangenem Freitag, wie viele andere im Land, im Homeoffice und ĂŒben unseren Job ĂŒber das Internet aus. Gelegentlich haben wir ĂŒber das Internet Meetings mit Kollegen. FĂŒr uns lĂ€uft das alles gut – wir könnten noch eine Weile so weiterarbeiten.

Ansonsten sieht es aber nicht so gut aus im Land, insbesondere, wenn man die wirtschaftlichen Folgen betrachtet.

Der Ölpreis, der einen großen Einfluss auf die norwegische Wirtschaft hat, hat sich innerhalb eines Monates mehr als halbiert, und liegt nun bei 28 US-$ per Barrel. Mit dem Ölpreis steigt oder fĂ€llt auch der Kurs der norwegischen Krone. Gestern kostete ein Euro rund 13 Kronen – zum Jahreswechsel musste man nur rund 10 Kronen fĂŒr einen Euro bezahlen. Der Grund fĂŒr den niedrigen Ölpreis ist allerdings nicht nur die nachlassende Nachfrage aufgrund der globalen Corona-Krise, sondern auch die Uneinigkeit ĂŒber Förderquoten zwischen Saudi-Arabien und Russland. Heute gab es GerĂŒchte, dass die USA versuchen wĂŒrden, Saudi-Arabien zu niedrigeren Förderquoten zu ĂŒberreden. Kein Wunder, denn bei derartig niedrigen Ölpreisen lohnt sich die Förderung aus den meisten Schieferölvorkommen in den USA nicht mehr. Daraufhin zogen Ölpreis und Kronekurs wieder ein wenig an.

Die Arbeitslosigkeit in Norwegen hat sich innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Dazu muss man wissen, dass es zwar auch hier einen Mechanismus wie Kurzarbeit gibt, allerdings werden davon betroffene Arbeitnehmer als arbeitslos betrachtet. Hier ein paar Zahlen:

  • 50 % aller Betriebe hat Kurzarbeit eingefĂŒhrt. Dennoch erwĂ€gen knapp 80 % der Betriebe, Kurzarbeit einzufĂŒhren oder auszuweiten
  • 28 % aller Betriebe erwĂ€gen Entlassungen
  • 28 % aller Betriebe haben LiquiditĂ€tsprobleme

Die norwegische Arbeitgeberorganisation NHO meint, die Arbeitslosigkeit sei seit der Wirtschaftskrise in den 1930-er Jahren nicht so hoch wie heute gewesen.

Besonders betroffen ist natĂŒrlich die Reisebranche, insbesondere die Luftfahrtunternehmen. Momentan sieht es sehr stark nach einem Konkurs der norwegischen Fluggesellschaft Norwegian aus. Aber auch bei der Konkurrenz, der skandinavischen Fluggesellschaft SAS, sieht es nicht viel besser aus.

Ich schÀtze mal, da kommt noch einiges auf uns zu; die Sache ist ja noch lÀngst nicht ausgestanden.

Aber wo Schatten ist, ist auch Licht! Viele Leute scheinen jetzt ordentlich Zeit zu haben, zumindest vermelden die HeimbraulĂ€den im ganzen Land, dass sie die Auftragsflut kaum bewĂ€ltigen können – mit mehreren Tagen Lieferzeit ist zu rechnen! Das hatten wir erwartet, und haben uns schon letzte Woche ausreichend bevorratet; und im GĂ€rtank gĂ€ren rund 50 l Pils 😉

Corona-Homeoffice [Update]

Update: Gerade wird gemeldet, dass Norwegen ab Montag alle HĂ€fen und FlughĂ€fen schließen und Grenzkontrollen einfĂŒhren wird.

Norwegen im Ausnahmezustand, so kann man es wohl beschreiben: Seit Donnerstag, 18:00 Uhr, bis zum 26. MĂ€rz sind verboten/geschlossen:

  • kulturelle Veranstaltungen
  • Sportveranstaltungen; darunter fallen auch alle organisierten Formen von z.B. Training usw.
  • Bars, Kneipen, Restaurants, ausgenommen Restaurants und Kantinen, die einen Mindestabstand von einem Meter zwischen ihren GĂ€sten gewĂ€hrleisten können.
  • Fitness-Studios
  • Friseure, Hautpfleger, Masseure, TĂ€towierer und dergleichen
  • SchwimmbĂ€der, SpaßbĂ€der
  • KindergĂ€rten, Schulen, Hochschulen und UniversitĂ€ten

Daneben haben auch viele andere Firmen und Behörden, vor allem die mit Publikumsverkehr, geschlossen. DarĂŒberhinaus wird von Reisen jeglicher Art ins Ausland abgeraten. Im Ausland befindliche Norweger sind aufgefordert, so schnell wie möglich die Heimreise anzutreten, da immer mehr LĂ€nder ihre Grenzen schließen.

Das heißt fĂŒr uns, dass wir seit gestern zu Hause arbeiten, da unsere Arbeitgeber geschlossen sind. Zum GlĂŒck verfĂŒgen wir ĂŒber angemessene HeimarbeitsplĂ€tze – viele unserer Kollegen sitzen mit Laptop am KĂŒchentisch. Donnerstag und Freitag habe ich damit verbracht, unseren Studenten Fernzugang zu ihren UniversitĂ€ts-PCs zu gewĂ€hren. Da wir viel Software verwenden, die fĂŒr die UniversitĂ€t lizensiert ist und nur auf Uni-Rechnern lĂ€uft, ist ein Fernzugang die einzige Möglichkeit, dass unsere Studenten auch von zu Hause aus damit arbeiten können.

In Norwegen sind ĂŒberdurchschnittlich viele Menschen an COVID-19 erkrankt. Fatalerweise waren Ende Februar Winterferien, wo viele Norweger zum Skifahren nach Italien und Österreich gefahren sind. Die meisten Erstinfektionen sind auf Reisende aus diesen beiden LĂ€ndern zurĂŒckzufĂŒhren, wobei die meisten importieren Infektionen aus Österreich stammen. Stand jetzt gibt es 1035 Infizierte, was 19,5 FĂ€lle auf 100.000 Einwohnern entspricht. Zum Vergleich:

  • Italien: 29,5
  • SĂŒdkorea: 15,7
  • Deutschland: 4,5

Eine detaillierte Übersicht ĂŒber die FĂ€lle in Norwegen bietet eine Webseite von VG, Norwegens grĂ¶ĂŸter Tageszeitung.

Das norwegische Gesundheitswesen geht davon aus, dass sich Norwegen auf 2,2 Millionen COVID-19-Infektionen einstellen muss, und dass die höchsten Fallzahlen fĂŒr die Zeit Mai bis Oktober erwartet werden.

Man weiß ja nie: Malz hamstern
Man weiß ja nie: Malz hamstern

Normalerweise lassen wir uns nicht so schnell aus der Ruhe bringen, so sind HamsterkĂ€ufe nicht so unsere Sache. Am Donerstag sind wir aber doch noch einmal schnell zu unserem Heimbraudealer gefahren, um rund 100 kg Malz, verschiedene Sorten Bierhefe und Hopfen zu kaufen – man weiß ja nie! Gestern haben wir gleich 50 l Pils gebraut – an Bier soll es uns jedenfalls nicht mangeln!

Skandal beim norwegischen ESC-Vorentscheid!

Am vergangenen Sonnabend fand das Finale des norwegischen Melodi Grand Prix 2020 statt, dessen Gewinner als ReprÀsentant Norwegens zum Eurovision Song Contest nach Rotterdam fÀhrt.

Der norwegische Fernsehsender nrk har sich nicht lumpen lassen: Vor 60 Jahren nahm Norwegen zum ersten Mal am ESC teil, und aus diesem Anlass gab es in diesem Jahr fĂŒnf Vorentscheide vor dem eigentlichen Finale am Sonnabend, in denen die einzelnen Landesteile (ost/sĂŒd/west/mitt/nord) jeweils einen Kandidaten in das Finale stimmen konnten. Damit sich am Ende nicht irgendwelche KuriositĂ€ten dort ansammeln, waren fĂŒnf weitere KĂŒnstler bereits im voraus fĂŒr das Finale nominiert worden.

TatsĂ€chlich waren QualitĂ€t und Bandbreite am Sonnabend besser als in den Vorjahren, so dass manche Experten Norwegen schon eine Favoritenrolle fĂŒr den ESC zuschrieben, ehe das norwegische Finale entschieden war.

Und dieses Finale sollte es in sich haben. Von zunÀchst zehn Teilnehmern sollten die Zuschauer zunÀchst per Abstimmung im Internet die Top 4 bestimmen. Aus diesen vier Kandidaten sollten im nÀchsten Schritt die Top 2 bestimmt werden, ehe es zur finalen Abstimmung zwischen den beiden letzten Kandidaten kam.

Am Ende gewann Ulrikke Brandstorp mit der kraftvollen Ballade „Attention”, komponiert u.a. von Kjetil Mþrland, der 2015 selber am ESC teilnahm:

Bei der ersten Abstimmung kam es jedoch zu technischen Problemen, so dass der Sender auf eine Backup-Lösung zurĂŒckgreifen musste: Eine Jury bestehend aus 30 (!) Zuschauern hatte schon vor der Sendung anhand von Tonaufnahmen die Top 4 bestimmt, ohne die Show der Kandidaten gesehen zu haben. Bei den letzten beiden Abstimmungen funktionierte dann die Technik wieder, so dass die Fernsehzuschauer wie geplant abstimmen konnten.

Die Stimmung — speziell bei den Kandidaten, die sich nicht fĂŒr die Top 4 qualifiziert hatten — ist natĂŒrlich gelinde gesagt gedĂ€mpft. Aber wir wollen ehrlich sein: Zumindest drei der Top 4 waren unserer Meinung nach einfach die besseren und vor allem moderneren Lieder.

Hier sind die drei schlimmsten Lieder, die Europa und dem Rest der Welt nun erspart bleiben:

Sunnyboy Alexander Rybak, ESC-Gewinner von 2009, hat in diesem Jahr als Komponist am Melodi Grand Prix teilgenommen und dem aus Stavanger stammenden SĂ€nger Magnus Bokn ein schönes Liedchen geschrieben. OK, dafĂŒr gibt es ein paar Sympathiepunkte von uns, aber fĂŒr die Top 4 reichte es nicht.

Winter?

War da was? In Stavanger jedenfalls scheint es in diesem Jahr keinen mehr zu geben, auch wenn es vor ein paar Tagen spiegelglatt draußen war. Da hatten wir nachts leichten Bodenfrost, und morgens kam dann der Regen.

Die Durchschnittstemperatur im Januar lag satte 5 Grad ĂŒber dem langjĂ€hrigen Mittelwert. DafĂŒr konnten wir uns ĂŒber reichlich Regen freuen; an 30 Regentagen fiel etwa 2,4 mal so viel Niederschlag wie im Normalfall. Nun ja, warmes Wetter kombiniert mit viel Regen beschert uns einen niedrigen Strompreis — der ist so niedrig wie zuletzt 2007.

Dementsprechend sieht es auch im Garten aus: Die Hecke wird seit ein paar Tagen langsam grĂŒn, die Hortensie hat schon recht große BlĂ€tter, ebenso die Klematis. FrĂŒhlingsgefĂŒhle gibt es auch bei Rhabarber, Osterglocken, Krokussen und der Heckenrose, vom Löwenzahn und anderen unerwĂŒnschten KrĂ€utern ganz zu schweigen — UnkrautjĂ€ten im Februar ist auch eine ganz neue Erfahrung.

Voll auf Show: ProzessorlĂŒfter

Seit rund zwei Wochen haben wir einen neuen Server im Keller stehen — der alte war nach rund zehn Jahren etwas schwachbrĂŒstig geworden. Mit acht Kernen, ordentlich Speicher und großen Festplatten reicht es wohl fĂŒr die nĂ€chsten zehn Jahre. Überrascht waren wir ĂŒber den in wechselnden Farben illuminierten ProzessorlĂŒfter. Kurz vor dem Schließen des PC-GehĂ€uses und bevor der Rechner in einem ansonsten recht blickdichten Schrank verschwand, ist es mir gelungen, schnell noch ein Video zu drehen — s. oben.

GefĂŒllt mit 50 l Oatmeal Stout: Zylindrokonischer GĂ€rtank im GĂ€rschrank
GefĂŒllt mit 50 l Oatmeal Stout: Zylindrokonischer GĂ€rtank im GĂ€rschrank

In unserem GĂ€rkeller steht seit gut zwei Monaten der neue GĂ€rtank — ein zylindrokonischer Drucktank, kurz ZKT. Einen ZKT hatten wir bereits — der Unterschied am neuen Tank ist nun, dass wir unter Druck vergĂ€ren können. Dadurch entfĂ€llt der Schritt der FlaschengĂ€rung, der bisher immer nötig war, um nach dem AbfĂŒllen Druck auf die Flaschen zu bekommen. Nach zwei American Pale Ales, Scottish Export und Saison gĂ€rt zur Zeit der fĂŒnfte Sud, ein Oatmeal Stout, darin. Bisher sind wir mit der Anschaffung sehr zufrieden, alles lĂ€uft nach Plan!