… und wech!

In dem ganzen Wochenendtrubel ist völlig untergegangen, dass wir Oslo nun endgültig abgewickelt haben. Freitag fuhren wir ein letztes Mal zu unserem Haus; Samstagvormittag war dann hektisches Putzen angesagt, denn um 12 Uhr sollte die Hausübergabe stattfinden. Die Käufer kamen dann auch pünktlich und vor allem sehr gespannt an — immerhin haben sie das Haus vor 2,5 Monaten zuletzt gesehen. Sie konnten sich kaum noch dran erinnern, schienen aber beim Gang durch die Immobilie sehr zufrieden mit ihrem Kauf. Wir haben noch ein paar Details erklärt, und nach dem Ausfüllen einiger Formulare und der Schlüsselübergabe waren der offiziellen Dinge Genüge getan. Samstag Abend kamen wir dann vorerst endgültig in Stavanger an. Wir machen drei Kreuze, dass wir nun nicht mehr ständig durch Südnorwegen reisen müssen!

17. Mai in Stavanger

In Norwegen ist heute Nationalfeiertag, und das nicht nur, weil Alexander Rybak gestern in Moskau den Eurovision Song Contest gewonnen hat.

17.-Mai-Umzug in der Holbergs gate

17.-Mai-Umzug in der Holbergs gate

Wie wir bereits ausführten, sind Kinderumzüge traditionell Teil des Feiertages. Zufällig führte der Kinderumzug (barnetoget) in Stavanger durch unsere Straße, so dass ich aus unserer Wohnung heraus ein kurzes Video und ein paar Fotos machen konnte.

Das Video zeigt den Beginn des Umzuges, der durch ein altes Feuerwehrauto markiert wird. Dahinter folgen Kindergärten, Pfadfinder, der Spielmannszug der Eisenbahn, das 17.-Mai-Komitee sowie Vertreter des Jugendamtes der Gemeinde Stavanger.

 

 

„Wollen Sie bumsen, Helga?”

Ein Land im Ausnahmezustand: Nur so lässt sich wohl der spontane Gefühlsausbruch der Moderatorin des norwegischen Fernsehsenders NRK, Synnøve Svabø, erklären, die mit obiger Aussage die 12 Punkte aus Deutschland für den norwegischen Beitrag zum Eurovision Song Contest kommentierte. Dabei war der Abend zu diesem Zeitpunkt noch relativ jung; weitere 12-Punkte-Ergebnisse sollten folgen und Norwegen somit den insgesamt dritten Sieg in der Geschichte des ESC bescheren.

Das war ja wieder ein toller Grand-Prix-Abend! Zum einen haben die Russen als Veranstalter eine ziemlich beeindruckende Show zur Eröffnung und während der Abstimmungspause geboten, zum anderen waren die meisten Teilnehmer tatsächlich im Stande, live zu singen! Ein Lob verdient in diesem Zusammenhang sicherlich der Grieche Sakis Rouvas, der trotz ausgeführter aufwändiger Akrobatik ausreichend Luft hatte, seinen Titel This is our night gesanglich einwandfrei rüberzubringen.

Ausgesprochen akrobatisch ging es dann ja auch beim norwegischen Beitrag zu: „Unser” Alexander Rybak wurde von einer Gruppe Tänzer umrahmt, die einen aus dem Hallingdal stammenden Volkstanz aufführten. Die Tänzer mussten dabei aber nicht singen 😉

Wir haben es ja schon immer gewusst: Der Siegertitel „Fairytale” hatte das Zeug, die unterschiedlichen Musikgeschmäcker Europas zu treffen. Die begehrten 12 Punkte gab es aus Ländern wie Spanien, Deutschland (siehe oben), Israel, Slowenien, Ungarn, Polen und Russland, um nur einige zu nennen. Insgesamt 16 Länder vergaben die Höchstpunktzahl, so dass Alexander am Ende auf 387 Punkte kam — damit ist er der erste Künstler, der mehr als 300 Punkte erzielte.

Und nun sind natürlich auch die Plattenfirmen auf ihn aufmerksam geworden: Alexander soll Verträge für 20 Länder unterschrieben haben.

Enttäuschend fanden wir das Abschneiden Deutschlands, das ja nur 35 Punkte einfahren konnte. Da gab es wirklich Schlechteres zu hören!

Und nun noch ein paar Worte zur Überschrift dieses Artikels: Offenbar handelt es sich dabei um ein Zitat aus einem Pornofilm aus den achtziger Jahren mit der deutschen Hauptdarstellerin Helga Sven, der in Norwegen weitläufig bekannt zu sein scheint. Selbst Norweger, die sonst kein Deutsch sprechen, können zumindest diesen einen Satz! Viele Norweger halten den Namen Helga für typisch deutsch; dabei ist dieser Name nordischen Ursprungs.

Update

Die Begeisterung kennt keine Grenzen — Alexander Rybak ist Norwegens neuer Held! Auch seine ehemalige Schule hat auf seinen Sieg gesetzt und zur 17.-Mai-Feier Fairytale einstudiert. Leicht schräg vielleicht, aber dennoch hörenswert 🙂

Update 2

Die Begeisterung kennt überhaupt keine Grenzen: Das Glockenspiel auf dem Osloer Rathaus wird in dieser Woche jeweils um 12, 16 und 18 Uhr Fairytale interpretieren.

Große Ereignisse

… werfen bekanntlich ihre Schatten voraus. Gleich zwei davon stehen in den kommenden Tagen an.

Eurovision Song Contest

Seit einigen Jahren genießt der Eurovison Song Contest, der früher einmal stolz Grand Prix de la Chanson d’Eurovision hieß, auch in Norwegen wieder allerhöchste Priorität. Nach dem guten Abschneiden im letzten Jahr (Platz 5) setzt man hierzulande in diesem Jahr auf Sieg. Norwegen schickt den Sohn weißrussischer Einwanderer, Alexander Rybak, ins Finale nach Moskau. Ich als alter Kenner der Szene meine, dass er sehr gute Chancen hat, am Sonnabend zu gewinnen.

Als ich Alexanders Titel zum ersten Mal während einer der vier norwegischen Vorausscheidungen hörte, hatte ich gleich das Gefühl, dass sein Lied „Fairytale” den Sieg holen kann. Hinzu kommt noch, dass er ein sympatisches Kerlchen ist, der vermutlich die Herzen (und Stimmen) aller weiblichen Zuschauer erobern wird.

In Norwegen ist er auf jeden Fall seit vierzehn Wochen unter den Top 4 der Charts; acht Wochen davon auf Platz 1. Wer keine Gelegenheit hat, heute Abend im Halbfinale (da muss er natürlich erst einmal durchkommen) oder am Sonnabend unseren Alexander zu sehen, kann hier einen Blick auf das offizielle ESC-Video werfen, das von der norwegischen Endausscheidung stammt:

Weitere Infos gibt’s auf Alexanders Seite bei MySpace.

17. Mai

Sonntag ist 17. Mai, Norwegens Nationalfeiertag (oder grunnlovsdag — Grundgesetztag). An diesem Tag im Jahr 1814 unterschrieb und besiegelte die Reichsversammlung im Städtchen Eidsvoll das norwegische Grundgesetz. Seither wird dieser Tag landesweit mit Kinderumzügen gefeiert, so auch in diesem Jahr.

In Oslo ziehen Spielmannszüge aus den Schulen der Stadt durch die Karl Johans gate hoch zum Schloss, wo Königens auf dem Balkon stehen und huldvoll winken.

Auch in den übrigen Städten und Dörfern des Landes finden solche Umzüge statt, nur dass eben der König fehlt.

Gestern bekamen speziell die ausländischen Angestellten in meinem Institut ein E-Mail mit Informationen rund um den 17. Mai in Stavanger und Sandnes, einer benachbarten Stadt. Man muss sagen, das Ganze ist kein Zuckerschlecken! Bereits um sieben Uhr morgens beginnt das Programm mit Kranzniederlegungen für gefallene Soldaten. Gleichzeitig laufen die verschiedenen Spielmannszüge musizierend von den Schulen los zum Startpunkt des Kinderzuges, der wiederum ab neun Uhr auf einer festgelegten Route durch die Stadt führt.

Den ganzen Tag über finden an verschiedenen Orten Konzerte, Gedichtlesungen, Vorführungen aller Art und viele weitere spannende Veranstaltungen statt.

Ganz wichtig dabei ist natürlich, wie das Wetter wird. Deswegen wird auf P4, einem norwegischen Radiosender, seit Montag jeden Morgen ein Meteorologe interviewt, der Auskunft gibt über den aktuellen Erkenntnisstand — mit Vorhersagen für das gesamte Land, versteht sich …

Neulich in Bergen …

Ich komme gerade von meiner Dienstreise nach Finse zurück. Als wir auf dem Flughafen von Bergen — Flesland — auf unseren Flieger nach Stavanger warteten, habe ich mitbekommen, wie an der Flughafenbar ein Däne etwas zu trinken bestellte:

Der Däne: „Könnte ich bitte einen doppelten Whisky bekommen?”
Bedienung: „Nein — das ist nicht erlaubt in Norwegen! Aber ich kann dir zwei Kleine geben — du kannst sie dann selbst in ein Glas schütten!”

Kopfschüttelnd und sprachlos kippte der Däne seine zwei Gläser mit Whisky zusammen und reichte der Bedienung das eine Glas zurück.

Man sieht, hierzulande wird einiges getan, um erhöhtem Alkoholkosum vorzubeugen!

Finseseminar

Hotel Finse1222

Hotel Finse1222

Ich bin gerade auf Dienstreise in Finse. Mit etwa 50 meiner Kollegen bin ich gestern per Bus, Flugzeug und Zug zu einem Seminar nach Finse gereist; ein ganz schöner Trip. Finse ist ein kleiner Ort im norwegischen Hochland und befindet sich in einer Höhe von 1222 m über dem Meeresspiegel. Der Ort liegt direkt an der Eisenbahnstrecke Oslo–Bergen („Bergensbanen”) und hat den höchstgelegenen Bahnhof des Eisenbahnnetzes in Norwegen. Für den interessierten Eisenbahnfan kann ich noch erwähnen, dass die Bahnstrecke am 27. November 1909 von König Haakon VII. feierlich eröffnet wurde, nach insgesamt 38 Jahren Bauzeit. Finse befindet sich übrigens genau 302,1 km von Oslo und 169,1 km von Bergen entfernt.

Hoch ist es hier ansonsten wirklich. Es liegen nicht nur noch mehrere Meter Schnee und wir haben Minusgrade, sondern man merkt die Höhe auch an anderen Kleinigkeiten. So ist heute morgen beim Applizieren meines Deos wegen des veränderten Luftdruckes die Kugel aus meinem Deoroller geploppt und lustig durch das Hotelzimmer gehüpft — sowas hab ich noch nicht erlebt. Ich würde auch gerne meine heutigen Kopfschmerzen auf die dünnere Luft schieben, aber wahrscheinlich gab es gestern Abend doch etwas zu viel Wein zum Essen …

Wir sind hier nun also in geselliger Runde, hören Vorträge, diskutieren Projekte und lassen es uns gut gehen. Im Moment ist gerade 4-stündige Mittagspause, die der Großteil meiner einheimischen Kollegen natürlich zum Skilaufen nutzt; viele haben ihre eigenen Ski nach Finse mitgebracht.

Viel weisse Landschaft in Finse

Viel weisse Landschaft in Finse

Die Szenerie ist wirklich sehenswert, und das Wetter bombig. Ich habe noch nie eine so ausgedehnte Schneefläche gesehen, ohne Bäume und nur gelegentlich durch einige Felsen durchbrochen. Die Sonne scheint, und ich kann gut nachvollziehen, dass man schneeblind werden kann. Beim nächsten Mal werde ich ganz sicher auch eine Sonnenbrille mitbringen!

So, aber nun will ich auch mal in die Sonne gehen — wenn auch ohne Bretter unter den Füßen.

… und noch ein Nachtrag zum Eintrag „Artikel”

Der Bericht über unser Forschungsprojekt im Magazin der Universität Stavanger (siehe Blogeintrag) schlägt ganz schöne Wellen. Das Thema ist für die norwegische Ölindustrie von großer Bedeutung, aber auch international von einiger Brisanz. Entsprechend ist das Medieninteresse immens; es gibt Teile des Artikels inzwischen auch in anderen Onlinemedien (siehe Linksammlung unter diesem Eintrag). Aber tatsächlich wird uns von allen Seiten persönlich zu den bisherigen Ergebnissen gratuliert, und auch von (entfernten) Bekannten, die für Ölfirmen arbeiten, bekomme ich über E-Mail sehr positive Rückmeldungen. Obwohl ich immer noch mit dem für mich sehr fremden Themenkomplex kämpfe, bin ich doch froh, dass ich in ein derartig interdisziplinäres Projekt eingebunden bin und nun Forschung mit konkretem Anwendungsbezug mache.

Online verfügbare Artikel zum Forschungsprojekt:

  • UniverS („Kalkmysteriet”, Norwegisch, S. 25-27)
  • www.forskning.no („Kalkmysteriet løst”, Norwegisch)
  • Science Daily („Solving The Chalk Mystery To Generate Billions …”, Englisch)

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Evolution des Artikels von einem Bericht über unser Forschungsprojekt zu der (leicht vorausgegriffenen) Lösung der untersuchten Problemstellung, bis hin zum prognostizierten Milliardengewinn für die Ölindustrie durch unsere Ergebnisse. Im nächsten Artikel wird sicher die Lösung der globalen Energieprobleme durch uns angekündigt!

Der nächste Schritt

Gehört bald den Tarnolds

Gehört bald den Tarnolds

Heute Mittag haben wir beim Makler den Kaufvertrag für unser neues Haus unterschrieben. Wenn alles klar geht, gehört die Hütte uns am 1. Juni um 12 Uhr. Allerdings fiel mir hinterher auf, dass der 1. Juni ein Feiertag ist — Pfingstmontag. Daher müssen wir noch mal beim Makler und beim Verkäufer nachhaken, ob die Übergabe tatsächlich an dem Tag stattfinden soll.

Nachmittags noch bei unserer (neuen) Bank gewesen. Wir haben dort neue Giro- und Sparkonten eröffnet, da wir so einen günstigeren Kredit für das Haus bekommen. Allerdings haben wir immer noch nichts Schriftliches in Bezug auf die Hausfinanzierung in Händen. Unser Finanzjongleur meinte, wir sollten uns Ende Mai noch einmal treffen, wenn unser Verkauf in Oslo über die Bühne gegangen ist und wir die Kohle davon auf unserem Konto haben (die Übergabe in Oslo ist am 16. Mai).

Nun denn, da feiern wir heute zunächst einmal die Vertragsunterzeichnung 🙂

3-2-1-meins! Und Tanias auch …

Tarnolds neues Domizil

Tarnolds neues Domizil

Soeben (vor nunmehr einer Stunde) haben wir uns ein Haus gekauft — mehr Infos dazu später, Neugierige können aber einen Blick auf die Annonce im Netz werfen.

Update

Unsere neue Bretterbude befindet sich in der Altstadt Stavangers, unweit des Zentrums, das sich in Laufentfernung (ca. 1 km) befindet. Die Entfernung zur Uni — wo wir ja arbeiten tun — beläuft sich auf rund 5 km. Da wir wie gesagt in der Altstadt wohnen, hat unser Haus auch einiges auf dem Buckel: Baujahr 1915. Macht aber ansonsten einen rüstigen Eindruck. Man muss sich wundern, was Holz so alles aushält: Große Teile der Fassade trotzen dem widrigen westnorwegischen Klima seit eben jener Zeit. Auch im Inneren ist noch vieles von der Bausubstanz im Originalzustand.

Während der Zahn der Zeit dem Haus offenbar nicht so zugesetzt hat, ist es umso mehr befallen vom Holzwurm (auf Norwegisch borebille) — es gibt wohl kaum ein Stück Holz, das noch nicht von den Larven dieses putzigen Gesellen heimgesucht worden ist. Klar, ein paar Mängel muss man bei einem Altbau schon in Kauf nehmen. Dafür war es ja auch echt ein Schnäppchen — zumindest für hiesige Verhältnisse.

Die übrigen Daten auf die Schnelle: 136 m2 Wohnfläche, 161 m2 mit Keller und Dachgeschoss. Dazu kommen saftige 147 m2 Grundbesitz in bester Lage, gleich gegenüber vom Friedhof!

Update 2

Was waren für uns die ausschlaggebenden Argumente, gerade diese Hütte zu kaufen? Nun, es gab für uns ein paar Dinge, die uns wichtig waren:

  • Einfamilienhaus
  • Potenzial für einen Braukeller
  • Platz für die Fahrräder
  • „radelbare” Entfernung zur Uni und zur Stadt

Cool wären natürlich auch Dinge wie Innenstadtnähe, Doppelgarage, Bootsliegeplatz, Loipe vor der Haustür, Aussicht auf Fjord, Nordsee, FKK-Strand, Hafen, Bahnhofsvor- und Marktplatz, Viking-Stadion gewesen, aber man kann eben nicht alles haben.

Außerdem wollten wir etwas „typisch Norwegisches” — oder zumindest etwas, wo wir Zugereisten meinen, es sei typisch norwegisch. Und halbwegs finanzierbar sollte das alles auch schon sein, klar.

Ehrlich gesagt, allzuviele Angebote gibt es da nicht, zudem wollten wir auch nicht ewig in Tanias kleiner Wohnung wohnen bleiben. Da kam dieses Angebot gerade recht. Wir hatten schon zwei andere Objekte in der Nähe in Augenschein genommen, aber keines hatte so viele Holzwürmer wie dieses, und da konnten wir einfach nicht widerstehen!

Gute Neuigkeiten für unsere Freunde mit Kindern: Wir haben nun endlich Platz, ganze Familien unterzubringen. Im Sommer fliegt Ryan Air von Bremen ins benachbarte Haugesund, also auf geht’s!

Update 3

Dank Google können wir jetzt auch eine „deutsche” Version der Annonce anbieten — bitte hier klicken (wir haben uns vor Lachen weggeschmissen).