Weihnachtsbier

Sauber aufgereiht: Ein kleiner Teil des Biermenüs

Sauber aufgereiht: Ein kleiner Teil des Biermenüs

Das Jahresende naht mit schnellen Schritten — das heißt für uns: Es gibt Weihnachtsbier! Seit Anfang November gibt es diese Bierspezialität in den Geschäften, und wir haben uns auch mit den unserer Meinung nach besten Bieren eingedeckt. Darüber hinaus fand vergangenen Sonntag das „Weihnachtsbierprobieren” (juleølsmaking) im Cardinal statt. Über 70 verschiedene Weihnachtsbiere aus dem In- und Ausland standen gegen einen Eintrittspreis von 600 Kronen zum Probieren bereit. Dazu gab es pinnekjøtt (gepökelte Lammrippen) und ribbe (Schweinerippe) — typisch norwegisches Weihnachtsessen also. Wir schafften es, rund dreißig verschiedene Biere zu probieren. Besonders gut haben uns folgende gefallen — solltet ihr im gut sortierten Getränkehändler eures Vertrauens darüber stolpern, einfach mal zugreifen:

Bin gespannt, ob diese Biere in Deutschland irgendwo zu bekommen sind. Ansonsten gibt es ja auch immer noch die Möglichkeit, Weihnachtsbier selbst zu brauen 🙂 — davon haben wir natürlich ausgiebig Gebrauch gemacht, zwei verschiedene Biere, rund 85 Liter, lagern im Keller und warten auf freie Zapfhähne und durstige Kehlen. Die werden hier spätestens Mitte Dezember auftauchen, wenn Tanias Kollegen wieder zum lønningspils bei uns einfallen. Bereits zum dritten Mal werden sie dann bei uns zum Biereprobieren gekommen sein. So was hat natürlich folgen: Eine von Tanias Kolleginnen trank bisher ausschließlich Tuborg Lite — gelbes Wasser, sozusagen. Nun ist sie regelmäßig im Cardinal zu Gast…

Eine kleine Auswahl unserer zur Zeit vorrätigen Biere probierte ein Kollege von Tanias Bruder Arne, der sich wegen eines Kurses in Stavanger aufhielt, vor zwei Wochen bei uns. Er hatte von Arne gehört, dass wir selbst brauen und war gespannt, wie selbstgebrautes Bier schmecken würde. Bis auf Weihnachtsbier und Lambic schmeckten ihm die übrigen elf unterschiedlichen Biere hervorragend. Vermutlich werden sich in Arnes Firma jetzt noch weitere Kollegen für Kurse in Stavanger interessieren 😉

Wer weiß — am Ende kommt die „Bierrevolution” doch noch irgendwann nach Deutschland. Passend dazu folgendes Video:

 

Geschafft: Wir dürfen bleiben!

Unbefristet: Aufenthaltsgenehmigung

Unbefristet: Aufenthaltsgenehmigung

Heute wurde uns die gute Nachricht zugestellt: Wir haben (nach nur sechs Wochen Bearbeitungszeit) unsere unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten — hurra! Das heißt für uns, dass wir uns nun nicht mehr alle fünf Jahre bei den Einwanderungsbehörden melden müssen, um die Verlängerung unserer Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Wurde aber auch Zeit — im Prinzip ist die Sache für Bürger aus dem europäischen Wirtschaftsraum eher eine Formsache, zumindest so lange man Arbeit und ein Dach über dem Kopf hat.

Gebraut im Cardinal

Zusammengesucht: Brautensilien

Zusammengesucht: Brautensilien

Wie schon mehrfach erwähnt, brauten wir am vergangenen Montag im Rahmen eines von uns gehaltenen Heimbrauerkurses für Anfänger im Cardinal (Norwegens bester Bierkneipe/unserer Stammkneipe — für diejenigen, die es noch nicht wussten). Bereits am Sonntagabend bauten wir zusammen mit Tom, dem Geschäftsführer vom Cardinal, Braukessel und Kühlung auf (dazu später mehr). Tom hatte für Cardinal die gleiche Brauanlage angeschafft, wie wir sie haben, so brauchten wir unsere nicht mitzubringen. Um die Folgen von etwaigen Leckagen und anderen Brauunglücken für den Kneipenteppich (und die untere Etage vom Cardinal) zu lindern, wurde der Kessel in ein aufblasbares Kinderplanschbecken gestellt; passend dazu als Deko gab es ein paar gelbe Plastikenten. Entsprechend trägt das gebraute Bier den Namen „Yellow Duck Beer”.

Aufgereiht: Malz- und Hopfenproben

Aufgereiht: Malz- und Hopfenproben

Am Montag erledigten wir vor dem eigentlichen Kurs noch ein paar Kleinigkeiten, wie das Bereitstellen von Malz- und Hopfenproben und das Testen der Multimediaanlage — die von uns ausgearbeitete Präsentation wurde auf zwei Monitoren angezeigt, gesteuert mittels eines iPads. Außerdem heizten wir schon mal den Braukessel an, somit war das Brauwasser zu Kursbeginn um 17 Uhr schon heiß und wir sparten etwas Zeit, denn Brauen dauert 5-6 Stunden.

Mit rund 50 Teilnehmern war der Kurs ausverkauft, mehrere Interessierte waren auf gut Glück ohne Ticket gekommen und wären gerne dabei gewesen, aber 50 war die absolute Obergrenze. Der Kurs war für Brauinteressierte bzw. Brauanfänger konzipiert. Alle wichtigen Dinge, die der interessierte Heimbrauer wissen muss, gingen wir während unseres Vortrages durch: Rohstoffe, Brauprozess, Brauausrüstung usw.

Los geht's: Unsere Präsentation

Los geht’s: Unsere Präsentation

Abgesehen davon gab es von uns gebrautes Bier im Ausschank, ein Hefeweizen (das gleiche Bier, das wir während des Abends brauten) und unser Wettkampfbier aus dem vergangenen Frühjahr, Smoakey Caledonian (ja, wir haben immer noch etwas davon…). Cardinal hat sich auch nicht lumpen lassen und hat mehrere Weizenbiere und einige spezielle Biere springen lassen, insgesamt acht an der Zahl.

Abgefüllt: Yellow Duck Beer

Abgefüllt: Yellow Duck Beer

Wir hatten den Abend über gut zu tun — Vortrag halten, parallel dazu brauen und gleichzeitig erklären, was gerade am Kessel abgeht, sowie interessierten Kursteilnehmern jede Menge Fragen beantworten. Alles lief wie geschmiert, bis wir beim Thema Würzekühlen anlangten: Eigens für den Kurs hatte Tom ein spezielles Kühlaggregat beschafft, das für eine rasche Abkühlung der Würze sorgen sollte, denn so spannend ist es nicht, der Würze beim Abkühlen zuzuschauen. Normalerweise geschieht das bei uns mit Hilfe eines Spiralkühlers, der in die kochend heiße Würze gestellt und von kaltem Leitungswasser durchströmt wird. Dabei wird dann die Würze, je nach Temperatur des Leitungswassers, innerhalb von 30-45 Minuten auf Gärtemperatur (ca. 20 °C) heruntergekühlt. Das besagte Kühlaggregat ist so aufgebaut, dass ein flüssigkeitgefülltes Rohr spiralförmig durch einen Eisblock geführt und dabei abgekühlt wird. An dieses Rohr war nun die Kühlspirale für den Braukessel angeschlossen. So weit so gut, zunächst schien die Sache auch gut zu funktionieren, doch als so rund 50 °C erreicht waren, war kein weiteres Abkühlen der Würze zu beobachten. Grund: der Eisblock war inzwischen komplett aufgetaut, das Wasser im „Kühler” genauso warm wie unsere Würze, und die Kühlkapazität reichte nicht aus, um die Würze in angemessener Zeit herunter zu kühlen. Zum Glück verfügt Cardinal über eine Eiswürfelmaschine. Tom besorgte gleich einen großen Müllsack voller Eiswürfel, die wir in das warme Wasser des Kühlers schütteten; nur so konnten wir weiterkühlen. Viele Cocktails konnten am Montagabend wohl nicht mehr verkauft werden 😉

Morgens um eins waren wir zuhause, erschöpft von einem langen Tag.

Jetzt steht das Gärfass mit dem Yellow Duck Beer bei uns im Gästezimmer, allem Anschein nach verläuft die Gärung normal. Vermutlich wird das Bier in fünf Wochen im Cardinal ausgeschenkt.

Vielbeschäftigt

Still ist es in diesem Blog geworden, was daran liegt, dass wir im Moment recht viel um die Ohren haben.

Alles draußen: Vorbereiten zum Malzschroten

Alles draußen: Vorbereiten zum Malzschroten

Anfang/Mitte August waren meine Eltern zu Besuch. Da sie dieses Mal mit dem Auto anreisten, hatten sie einige Dinge dabei, die sie sonst wegen der rigorosen Gepäckbeschränkungen beim Lufttransport mit Ryanair nicht mitnehmen konnten: Da wären 4 Kisten Bier (die wir weniger des Bieres, sondern des Leergutes wegen benötigen), mehrere Flaschen Wein, ein paar Dosen Grünkohl, Tischzapfsäulen, ein großer Tauchsieder für unseren Braukessel u.v.m.

Der neue Tauchsieder kam gleich beim gemeinsamen Brauen zum Einsatz. Wir können nun mit einer Gesamtleistung von 6,4 kw heizen, das wird besonders im Winter zu einer erheblichen Zeitersparnis beitragen. Auch die formschönen Tischzapfsäulen testeten wir — bei der nächsten Party werde ich viel seltener zum Zapfen in den Keller laufen müssen — super, um so mehr kann ich dann selber trinken!

Praktisch: Zapfen im Wohnzimmer

Praktisch: Zapfen im Wohnzimmer

Biere gab es natürlich auch wieder jede Menge zu probieren, wenn auch nicht ganz so viele wie beim letzten Besuch. Am Hahn hingen Hefeweizen, belgisches Wit und unser Smoakey Caledonian (das Bier, mit dem wir an der norwegischen Meisterschaft im Heimbrauen teilnahmen). Aus der Flasche kamen Geschmacksproben von etwas spezielleren Bieren, wie Lambic (belgisches Sauerbier) und Chili Stout (ein Stout, gewürzt mit Chili). Extrem für deutsche Zungen ist auch unser Two Cyclists, ein sogenanntes Double Imperial Pale Ale, das sich durch eine besonders große Menge an Bitter- und Aromahopfen und entsprechend intensivem Geruch und Geschmack auszeichnet — Vaddern mochte es wohl, vielleicht auch wegen der 7,5 % Alkohol 🙂

Und wo wir gerade einmal beim Thema Bier sind: Tania und ich werden im Cardinal einen Anfängerkurs im Heimbrauen anbieten, inklusive Brauen vor Ort. Schon vor längerer Zeit hatte uns Tom, der Inhaber vom Cardinal, gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, so einen Kurs durchzuführen. Wir hatten ihm daraufhin vor den Ferien einen Rohentwurf gegeben. Vor knapp zwei Wochen haben wir uns auf ein Bier im Cardinal getroffen, um die Details zu besprechen. Nun ist klar, dass am 24. September im Cardinal vor Publikum gebraut wird. Maximal 50 Teilnehmer werden die Chance haben, an diesem Kurs teilzunehmen — wir sind gespannt, wie viele kommen werden!

Am vergangenen Wochenende halfen wir Sigmund, dem „Biermanager” vom Cardinal, bei seinem Umzug. Bei der Gelegenheit haben wir das Außenlager vom Cardinal besichtigen können. Es liegt am Arsch der Welt — niemand würde vermuten, dass dort ein Haufen Bier lagert — der beste Einbruchsschutz also. Seit kurzem importiert Cardinal einen Teil seiner Biere selbst (dafür braucht man hierzulande natürlich eine Lizenz), vornehmlich aus dem „benachbarten” Ausland. Sigmund himself war kürzlich in Flensburg; nun gibt es im Cardinal Flensburger Pils, Weizen, Dunkel und (man wird es kaum glauben) Gold. Letzteres ist eher für die Corona- und Sol-Trinker gedacht — auch die werden im Cardinal also gut versorgt. Von den Bieren sind alle sehr angetan, das Flensburger Weizen wird wohl in Zukunft, als Nachfolger von Erdinger und Weihenstephan, das Standardweizen vom Fass werden.

Das nächste Brauwochenende steht vor der Tür; wir wagen uns an ein „Imperial Weizen-Stout”, einer stark gehopften, alkoholstarken Mischung aus Weizenbier und Stout — schon lange spielen wir mit dem Gedanken, dieses Bier zu brauen, nun ist es endlich so weit. Von dieser Biersorte gibt es nicht viele auf der Welt, mal sehen, was daraus wird.

Etwas mehr wagen hätten vielleicht auch die Inhaber des Borgfelder Landhauses sollen, die nach überstandener Insolvenz in Zukunft kein eigenes Bier mehr brauen wollen — schade eigentlich, bietet doch das Borgfelder Landhaus allein vom Umfeld her die Möglichkeit, Biere jenseits von „Helles”, „Dunkles” und „Weizen” anzubieten und (erfolgreich) zu vertreiben. Vielleicht später, wenn die Bierrevolution auch nach Deutschland geschwappt ist.

Immer noch Regen

Es regnet: Blick aus dem Bürofenster

Es regnet: Blick aus dem Bürofenster

Im Stavanger Aftenblad konnten wir heute lesen, was wir eh schon geahnt hatten: Es sieht ganz so aus, als sollte der Sommer 2012 der schlechteste Sommer seit 15 Jahren werden. Im Juni gab es kein richtiges Sommerwetter, der Juli war total verregnet, und für den August ist bisher keine Besserung in Sicht.

Zwar lagen die Temperaturen im Juli 0,3 Grad über dem Mittel, aber seit 2004 war es nicht mehr so kalt wie in diesem Jahr. Im Juli gab es nur drei sogenannte Sommertage, an denen Temperaturen von über 20 Grad gemessen wurden, im Juni gab es davon keinen einzigen Tag.

Und Regen gab es auch ausreichend! In den Jahren 2007 und 2009 gab es im Juli zwar noch mehr Niederschlag als in diesem Jahr, aber mit 177 mm fielen in diesem Jahr fast doppelt soviel als im Schnitt (96 mm). Allein am vergangenen Dienstag kamen über 50 mm herunter, also mehr als die Hälfte der durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmenge. So etwas führt dann auch im regengewohnten Stavanger zu überfluteten Straßen und Kellern.

Immerhin: Es sieht laut Vorhersage so aus, als könnten wir heute, trotz starker Bewölkung, einen weiteren „Sommertag” mit mehr als 20 °C bekommen, und morgen Nachmittag soll es, nach Regen am Vormittag, sonnig sein.

Regen …

Und tschüs: Ein letzter Blick auf die dänische Küste

Und tschüs: Ein letzter Blick auf die dänische Küste

… und nichts als Regen! Seit wir wieder in Stavanger sind, regnet es unaufhörlich. Das Ganze hat aber auch seine gute Seiten: Wegen des nassen Sommers in Norwegens Westen sind die Stauseen überdurchschnittlich voll. Im Gebirge setzt erst jetzt die Schneeschmelze ein, so dass sich weitere Wassermassen auf den Weg in die Wassermagazine machen. Das bedeutet für uns: rekordniedrige Strompreise! Der örtliche Stromversorger Lyse verlangt zur Zeit 8 Øre, also rund 1 Cent, für die Kilowattstunde — da haben wir dann nicht lange gezögert, als wir gestern wegen der niedrigen Temperaturen überlegt haben, die Heizkörper einzuschalten. Für uns hat der Winter 2012/2013 begonnen.

Als wir am Sonnabend endlich, nach drei Tagen Hirtshals, auf die Fähre fuhren, waren wir zum einen erleichtert, endlich aus diesem Ort abreisen zu dürfen. Andererseits spürten wir auch ein bisschen Wehmut, schließlich nähern wir uns unaufhaltsam dem Ende unseres Urlaubs, auch wenn uns noch diese Woche bleibt. Das wird auch nicht besser, wenn man auf der Fähre andere Touristen sieht, die nun offenbar ihre Reise antreten und entsprechend in ausgelassener Stimmung sind: Mitgebrachtes Bier wurde zumindest von den deutschen Touris noch vor dem Ablegen um 8:30 Uhr frohgelaunt konsumiert. Bei dem momentanen Wetter kommt aber doch ein bisschen Schadenfreude in uns hoch: Wir dürfen wohnen, wo andere Urlaub machen müssen 😆

Zurück aus Dänemark

Seit zwei Tagen sind wir wieder in Stavanger, zurück von unserer Radtour in Dänemark. In diesem Jahr haben wir mit Tandem und Zelt einen Großteil des Limfjords umradelt (den Teil, den wir ausgelassen haben, kannten wir schon von unserer Tour von vor zwei Jahren).

Unser nächstes Auto: Mit außen angebrachten Zapfhähnen

Unser nächstes Auto: Mit außen angebrachten Zapfhähnen

Am 2. Juli ging es abends los zum 16 km entfernten Fähranleger Risavika, von wo aus wir mit der geliebten MS Bergensfjord nach Hirtshals in Dänemark starteten. Am nächsten Tag ging es von dort aus bei gutem Wetter zunächst nach Løkken, wo wir wieder das örtliche Brauhaus besuchten. Auch in diesem Jahr schmeckte das Bier dort gar nicht mal so gut. Unsere nächste Station hieß Attrup, ein kleines Kaff am Limfjord, aber mit gutem Campingplatz. Von dort aus ging es weiter nach Aalborg, für uns schon ein Höhepunkt der Radtour, denn dort findet sich der Braugasthof Søgaards. Da die Bierkarte dort sehr umfangreich ist, brauchten wir zwei Tage, um uns durch selbige zu trinken. Überraschenderweise trafen wir bei Søgaards auf eine Gruppe Radfahrer von den Danske Ølentusiaster, die in Jütland ein Radrennen der besonderen Art, nämlich von Brauhaus zu Brauhaus, unternahmen: Tour de Bière 2012. Unter ihnen ein bekanntes Gesicht: Odd Rune, den wir aus dem Cardinal kennen. Somit kamen wir gleich noch in den Genuss einer Brauereiführung.

Während wir bisher sehr gutes Wetter hatten, wurde es am zweiten Tag in Aalborg schlechter. Es regnete den ganzen Tag. Auch mein Handy wurde wohl nass, jedenfalls läuft es seitdem nicht mehr.

Geschafft: Draußen regnet's, wir sitzen im Trockenen in einer Hafenspelunke

Geschafft: Draußen regnet’s, wir sitzen im Trockenen in einer Hafenspelunke

Am nächsten Tag war es wieder trocken, obgleich während unserer Tour nach Løgstør die Wolken tief am Himmel hingen und es so aussah, als würde es jederzeit wieder beginnen zu regnen. Doch je weiter wir nach Westen kamen, umso besser wurde das Wetter; abends schien wieder die Sonne. Am nächsten Tag ging es auf die Insel Fur, angeblich die schönste Insel Dänemarks. Das Wetter war fast schon zu gut — die Sonne schien den ganzen Tag und es wehte kaum Wind. Auf Fur gibt es nicht nur ein Brauhaus, das ordentliches Bier braut, sondern auch ein kleines bisschen Geologie. An verschiedenen Stellen ist dort der für die Gegend typische Moler aufgeschlossen, ein Sedimentgestein bestehend aus Diatomeenresten und Ton. Eingelagert sind Lagen vulkanischer Asche. Durch Gletscherbewegungen während der letzten Eiszeit ist das Gestein verformt und gefaltet worden.

Da Fur so wunderwunderschön ist, blieben wir gleich zwei Nächte dort. Das war auch gut so. Am zweiten Tag erkundeten wir die Insel ein wenig, und dabei riss an unserem Tandem der Schaltzug. Der Schaden konnte aber schnell behoben werden, und zwar so schnell, dass wir es vor dem herannahenden Unwetter schafften, in einer Hafenkneipe unterzukommen :-)!

Am nächsten Tag fuhren wir von Fur aus bei kräftigem Südwestwind über Nykøbing/Mors an die Nordspitze der Insel Mors, Feggesund, wo es einen Kro gibt, dem wir einen Besuch abstatteten. Die Spezialität dort: Gebratener Aal. Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz von Sejerslev. Von dort aus ging es am nächsten Tag weiter an der Westküste Mors‘ entlang bis nach Nees, wo wir die Fähre nach Thy nahmen. Unterwegs waren einige Höhenmeter zu bewältigen, so dass wir sogar den Berggang einlegen mussten. Nach einer Mittagspause in Hurup begann es stark zu regnen; nun ging es in Regenzeug weiter. Wir fuhren bis Vilsund, einem ganz kleinen Ort, wo es noch nicht einmal einen Supermarkt gibt. Zum Glück für uns gibt es aber einen tiptop Campingplatz, wo wir unter einem großen Vordach unsere nassen Klamotten trocknen konnten. Nachts kamen weitere Regenschauer, aber im Zelt blieb alles trocken.

Kompilierte Karte, bestehend aus den GPS-Aufzeichnungen von Tanias Handy

Kompilierte Karte, bestehend aus den GPS-Aufzeichnungen von Tanias Handy

Am nächsten Tag fuhren wir über Thisted ins schöne Øsløs. Unterwegs kehrten wir in den Kro von Østerild ein und bestellten uns dort Mittagstisch. Wir hätten es lieber bei smørrebrød belassen sollen, denn die Portionen waren so reichhaltig, dass wir sie nicht bewältigen konnten. Mein Burger hatte 200 g, Tanias Schnitzel war so groß wie der halbe Teller, dazu gab es reichhaltige Beilagen, und bezahlt haben wir fast nichts. Nun gut, wir mussten für den Rest des Tages nichts mehr essen.

Der Campingplatz von Øsløs ist eine Erwähnung wert, weil er wohl der schlechteste Platz war, den wir hatten. Von der Anlage her war der Platz in Ordnung, aber die sanitären Einrichtungen waren alt, schmuddelig, in schlechtem Zustand. Hinzu kommt, dass an fast jeder Wand „Empfehlungen” für die Benutzung derselben klebten. Auf dem Damenklo war der Hinweis zu lesen, dass drei Blatt Papier für das kleine Geschäft ausreichen würden; im Aufenthaltsraum wuchsen grüne Algen an der Wand, wohlgemerkt innen…

Platz mit toller Aussicht, aber vielen Zecken: Hirtshals

Platz mit toller Aussicht, aber vielen Zecken: Hirtshals

Schnell weg, hieß es also für uns am nächsten Tag. Der Limfjord war soweit umrundet, aber wir hatten noch eine gute Woche Zeit, bis unsere Fähre zurück nach Stavanger gehen sollte. Uns zog es zurück an die Nordsee, auf den Platz Tranum Klit. Nach der Pleite auf dem letzten Platz hatten wir uns aus dem Campingplatzverzeichnis extra einen guten Platz ausgesucht. Wir wurden nicht enttäuscht, der Platz war wirklich super. Leider war das Wetter nicht so gut, aber der Platz verfügte über einen gemütlichen Aufenthaltsraum, so dass wir nicht nur im Zelt hocken mussten.

Nach drei Nächten in Tranum fuhren wir bei wieder besserem Wetter nach Hjørring, wo wir den örtlichen Braugasthof besuchten. Die letzte Etappe unserer Tour führte uns zurück nach Hirtshals, wo wir drei Nächte blieben. Dort kennen wir jetzt jeden Stein…

Am Ende standen 770 km auf unserem Tacho, bis auf den gerissenen Schaltzug pannenfrei bei Mensch und Material.

 

Deutsche Angler aufgepasst!

Denn jetzt geht’s euch an den Kragen! Der norwegische Zoll hat in diesem Sommer verstärkt deutsche Touristen, und dabei vor allem „Männer in Anglerwesten” im Visier. In einem Artikel von Aftenposten wird — nicht ohne Schadenfreude — dargelegt, wie der Zoll eine fünfköpfige Anglertruppe aus Stuttgart filzt. Zitat:

Sie haben absolut alles dabei für eine dreiwöchige Angeltour nach Norwegen: Fertiggekochte Kartoffeln, Würstchen, Eier, Brot, Klopapier und vor allem zu viel Bier und Wein.

Zwei Monate haben sie für die Tour nach Fosen in Trøndelag gespart. Heute morgen rollten sie am Hjortneskai an Land — und gingen dem Zoll ins Netz.

„Habt Ihr zu viel Bier, Schnaps oder Wein?” fragt der Zöllner Paul Ask von der Zollregion Oslo und Akershus.

Die Antwort kommt etwas murmelnd: „Tja, wir haben wohl etwas zu viel dabei, aber wir sind ja auch drei Wochen unterwegs, und der, der uns die Hütte und das Boot leiht, möchte auch gerne ein kaltes Bier zum EM-Finale trinken. Außerdem sind wir ja auch zu fünft…”

Als der Zöllner die Persenning des Anhängers öffnete, offenbarte sich ihm eine imponierende Fracht an Lebensmitteln, ordentlich um eine Kühltruhe drapiert. Außerdem tauchten 16 Weinkartons, 50 Liter Bier, aber „nur” 6-7 Flaschen Hochprozentiges auf.

Nachdem die gesetzlich erlaubte Quote (1 l Schnaps, 1,5 l Wein, 2 l Bier) plus einem kleinen Ferienrabatt abgezogen war, musste jeder der fünf noch 360 Euro an Strafe bezahlen, bevor die Reise fortgesetzt werden durfte…

Ein kleiner Tipp: Alkohol darf durchaus verzollt werden, das ist immer noch billiger, als ihn in Norwegen zu kaufen. Mehr Infos gibt’s beim norwegischen Zoll.

Wer hätte das gedacht: Deutschland billig, Norwegen teuer

Nun haben wir es amtlich: In einer Studie des Statistischen Bundesamtes, in der das Preisniveau in verschiedenen Ländern Europas verglichen wurde, kam heraus, dass es sich in Deutschland vergleichsweise günstig leben lässt. Demnach liegen die Lebenshaltungskosten in Deutschland 3,4 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Abgesehen von Polen und Tschechien ist es in den Nachbarländern Deutschlands deutlich teurer: In Österreich liegen die Preise 6,7 Prozent über dem EU-Schnitt, in den Niederlanden 8,0 Prozent, in Frankreich 10,7 Prozent und in Belgien 11,8 Prozent. Das teuerste EU-Land ist Dänemark; dort liegen die Lebenshaltungskosten 42,2 Prozent über dem EU-Schnitt. Und Norwegen? Klar, wir haben noch mehr zu bieten, hier sind es 50,7 Prozent. Kleiner Trost: In der Schweiz ist es noch teurer (61,8 Prozent).

Schaubrauen und mehr

Braumagd Tania beim Abwiegen des Malzes

Braumagd Tania beim Abwiegen des Malzes

Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter uns — es war wieder Stadtfest in Bryne (Jærdagene 2012). Bereits im letzten Jahr hatten wir unsere Brauutensilien zum Schaubrauen dorthin verfrachtet, und in diesem Jahr waren wir auch wieder dabei, nur, dass unser Engagement in diesem Jahr etwas stärker ausfiel.

Zum einen hatten wir bereits am 1. Mai mit dazu beigetragen, dass am Wochenende ein extra für das Stadtfest gebrautes Bier ausgeschenkt wurde, zum anderen hatten wir Selbstgebrautes zum Probieren dabei. Außerdem halfen wir tatkräftig beim Bierausschenken aus..

Die halbe Woche nutzten wir für die Vorbereitung auf das Wochenende: Da wir sowohl am Freitag als auch am Sonnabend brauen wollten, mussten wir ausreichende Mengen an Bierhefe und Gärfässern zur Hand haben. Daher wurde bereits am Pfingstwochenende ein Hefestarter angesetzt. Am Dienstag füllten wir 50 l Kölsch ab — wir brauchten das Gärfass und die Hefe, die sich im Laufe der Gärung darin absetzte, für das nächste Bier. Mittwoch schroteten wir das Malz und wogen die übrigen Zutaten wie Hopfen, getrocknete Apfelsinenschale und Koriandersamen ab. Am Donnerstag füllten wir unser Auto mit Braukessel, Zutaten, Gärfässern, Schläuchen, Kabel, Werkzeug und allem anderen, was man so brauchen könnte, und am Freitagmorgen (wir hatten uns extra freigenommen) ging es los nach Bryne. Wir legten noch einen kleinen Abstecher zur Brauerei Lervig ein, um dort ein wenig Hefe (eigentlich ein wenig mehr Hefe) für unseren Brauerkollegen Olav abzuholen. Olav braut in der 250-l-Klasse, entsprechend mehr Hefe benötigt er.

Der Brauknecht am Braukessel

Der Brauknecht am Braukessel

Gegen zehn Uhr morgens waren wir in Bryne, und wir legten gleich los mit dem Aufbau unserer Brauerei und dem Brauen unseres ersten Bieres, einem belgischen Witbier. Das ist im Prinzip ein Weizenbier, das die bereits erwähnten Apfelsinenschalen und Koriander enthält; diese Zutaten sorgen für ein fruchtig-würziges Aroma (das bekannteste Witbier dürfte das von Hoegaarden sein). Während unser Bier vor sich hin braute, halfen wir mit beim Bierausschenken. Der Andrang hielt sich am Freitag noch in Grenzen, dennoch waren gut beschäftigt, den Leuten das Besondere von Villskot, dem für das Stadtfest in Bryne gebrauten Bier, zu erklären.

Die Idee für dieses Bier kam von Olav, der ein Bier brauen wollte, das möglicherweise typisch war für das auf Bauernhöfen der Region gebrautes Bier vergangener Zeiten — Bier, das in großen Mengen an die Landarbeiter ausgeschenkt wurde. Aus diesem Grund finden sich neben Hopfen und Malz aus heutiger Sicht exotische Zutaten wie Schafgarbe, Birkenblätter, Holunder und Giersch. Früher wurden diese Zutaten häufig als Ersatz für Hopfen verwendet, an den man in Norwegen nicht immer leicht herankam. Als Hefeart wurde Brettanomyces verwendet, eine Art Wildhefe, die für ein leicht fruchtig-säuerliches Aroma verantwortlich ist.

Präsentation unseres selbstgebrauten Bieres

Präsentation unseres selbstgebrauten Bieres

Am späten Nachmittag konnten wir, zusammen mit zwei weiteren Heimbrauern, im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung selbstgebrautes Bier präsentieren. Die Teilnehmer bekamen Geschmacksproben ausgeschenkt und wir Brauer mussten kurz beschreiben, um was für ein Bier es sich handelt. Wir präsentierten unser „Meisterschaftsbier” — das Bier, mit dem wir bei der Norwegischen Heimbraumeisterschaft antraten und von dem wir noch recht viel haben. Wir bekamen viel positives Feedback (sind halt alles freundliche Menschen hier ;-)).

Wir übernachteten bei Olav; dort wurde viel Selbstgebrautes aufgetischt, entsprechend feuchtfröhlich verlief der Abend. Am Sonnabend ging es wieder früh zum Festgelände, wo wir ein weiteres Bier brauten, ein Kölsch. Bei gutem Wetter war der Besucherandrang und das Interesse für Bier enorm, wir hatten alle Hände voll zu tun, um die durstigen Besucher zu versorgen. Am späten Nachmittag war unser neues Bier gebraut und wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren nach Hause. Nachdem wir zwei Tage im wahrsten Sinne des Wortes auf den Beinen waren und auch so einiges geschleppt hatten, waren wir froh, zuhause zu sein und noch einen weiteren freien Tag zu haben.

Verdient: Feierabendbier, natürlich selbstgebraut

Verdient: Feierabendbier, natürlich selbstgebraut

Den verbrachten wir mit damit, weiter an unserem Haus zu malen. Bereits über Pfingsten, als das Wetter so gut war, hatten wir begonnen, den Anstrich an unserem Haus auszubessern. Nun ist es zwar nicht mehr so warm, aber immer noch trocken — das müssen wir natürlich ausnutzen.