Craft beer meets Germany!

Laut eines Artikels bei Speigel online geht es nun richtig los mit dem Brauen von „Handwerksbier” in Deutschland, oder zumindest in Berlin. Dort scheint es inzwischen mehrere Mikro- bzw. Gasthausbrauereien zu geben, die für Deutschland ungewöhnliche Biere jenseits von Pils & Weizenbier brauen. Somit ist Berlin tatsächlich mal eine Reise wert …

Und auch der Heimbrauvirus greift weiter um sich — Oliver und Anja, die sich inzwischen in Kirchweyhe niedergelassen haben, haben es in diesem Jahr auf bisher zehn Sude gebracht!

Unser letztes Bier haben wir am vergangenen Wochenende gebraut, eines unserer Standardbiere, ein American Pale Ale, gehopft mit Hopfen aus den USA, Neuseeland und Australien. Im Moment haben wir drei Sude im Gärzimmer; eines davon ist das vor gut zwei Wochen im Cardinal gebraute Bier, das wir dort im Rahmen unseres Heimbrauerkurs gebraut haben.

Gestern haben wir uns nachmittags mit einem Thema beschäftigt, das neben dem eigentlichen Brauen am meisten Zeit verschlingt: Saubermachen. Acht leere Bierfässer hatten sich über die Zeit angesammelt und mussten gereinigt werden. Je Fass sind das drei Spülgänge: Grobreinigung mit Wasser und ggf. Bürste, danach Reinigung mit einem alkalischen Waschmittel, das organische Reste und Beläge entfernt, und schließlich Desinfektion mit einem Phosphorsäure-basierten Desinfektionsmittel. Eigentlich sahen die Fässer schon nach der Wasserreinigung sauber aus; dass sie es nicht waren, zeigte am Ende des Tages die Färbung der Waschmittellösung: Zu Beginn war diese noch farblos, nach dem achten Fass jedoch so dunkel wie ein Oktoberfestbier.

Während ich mich mit den Fässern beschäftigte, hat Tania das Abfüllen des Cardinal-Bieres vorbereitet. Dafür haben wir vom Cardinal einen Haufen leere Bierflaschen bekommen, welche dort bereits gespült worden waren. Tania wollte nur noch die Etiketten entfernen. Für die rund zwanzig Liter Bier würden rein rechnerisch vierzig Halbliterflaschen reichen. Tom, Chef vom Cardinal, hat uns aber gleich 128 überlassen. Er dachte vermutlich, er täte uns einen Gefallen, denn viele Heimbrauer greifen im Cardinal gerne leere Bierflaschen ab. Aber eigentlich sind wir diesbezüglich bestens ausgestattet, wir brauchen die zusätzlichen Flaschen nur für das Cardinal-Bier, denn das wird dort wieder abgeliefert wenn es fertig ist. Nun gut, so haben wir für die kommenden Heimbraukurse (sofern es welche geben wird) genügend Leergut!

Den Sturm vom letzten Donnerstag und Freitag haben wir ohne Schäden überstanden. Das hat schon ganz schön gekachelt! Es weht ja recht oft bei uns, Tania meinte aber, dass sie in Stavanger so viel Wind noch nicht erlebt hätte. Nach dem Sturm kam dann der Schnee — zwanzig Zentimeter lagen Sonnabend plötzlich vor der Tür. Da haben wir ihn aber auch liegen lassen, gestern gab es Tauwetter, Regen und viel Wind, da war der Schnee fast so schnell wieder weg, wie er gekommen war.

Bierreicher Herbst

Hier war es ja recht ruhig in letzter Zeit, was daran liegt, dass wir in den vergangenen Wochen recht viel um die Ohren hatten. Und wenn ich mich richtig erinnere, hatte alles mit Bier zu tun — herrlich!

Wallfahrt zum Cardinal: Tania mit unseren Freunden aus Fredrikstad

Wallfahrt zum Cardinal: Tania mit unseren Freunden aus Fredrikstad

Am Wochenende 18. bis 20. Oktober hatten wir wieder Besuch aus Fredrikstad. Unsere Freunde Anne, Frode und Morten kamen vorbei, um in Stavanger mal ordentlich ordentliche Biere zu trinken. Vor allem Morten war gespannt darauf, endlich ins Cardinal zu kommen, er kannte den Laden bisher nur vom Hörensagen. Der Arme war ja fast zu Tränen gerührt ob der großen Auswahl guter Biere. Am Sonnabend ging es per Zug ins rund 40 km südlich von Stavanger gelegene Nærbø, zum dortigen Bierfestival, das alle zwei Jahre stattfindet. Das vom örtlichen Bierclub veranstaltete Festival ist eines der besten in Norwegen, und mehrere Brauereien haben auf diesem Festival Neuheiten präsentiert. Insgesamt konnte man von ca. 190 verschiedenen Bieren Geschmacksproben à 0,1 l bekommen — so viele haben selbst wir nicht geschafft!

Bierprobierer: Bierfestival in Nærbø

Bierprobierer: Bierfestival in Nærbø

Eine Woche später hatten wir rund 10 von meinen Kollegen zur Bierprobe bei uns im Haus. Viele waren doch positiv überrascht alleine über die geschmackliche Bandbreite unserer Biere (auch wenn sich mancher heute nicht mehr dran erinnern kann). Für uns ist immer wieder überraschend, dass unsere extremsten Biere gerade denen besonders gut schmecken, von denen man es am wenigsten erwartet hätte.

Nach so viel biertrinkendem Besuch musste aber auch mal wieder gebraut werden! Wurde natürlich auch — der 20. Sud steht im Gärzimmer und gärt, ein paar weitere sollen in diesem Jahr noch folgen.

Aufgestellt: Weihnachtsbiere 2013

Aufgestellt: Weihnachtsbiere 2013

Das Bierereignis des Jahres fand vor knapp zwei Wochen im Cardinal statt — das alljährliche juleølsmaking, das Weihnachtsbierprobieren also. Die Tickets dafür sind heißbegehrt. Für einen Pauschalpreis von 500 kr (ca. 61 €) gibt es typisch norwegisches Weihnachtsessen und dazu Geschmacksproben von in diesem Jahr 90 verschiedenen Weihnachtsbieren aus dem In- und Ausland. Entsprechend dauerte es gerade einmal 90 Sekunden, bis die Tickets ausverkauft waren. Am Ende hatten wir beide mehr als dreißig verschiedene Biere probiert.

Und der nächste „Bierevent” steht unmittelbar bevor: Am kommenden Sonntag werden wir zum dritten Mal einen Heimbrauerkurs im Cardinal geben. Wie auch bei den vorherigen Malen wird dabei im Cardinal gebraut. Wir sind gespannt, was dieses Mal wieder schief gehen wird!

Mmmmmmm

Muss ich ja ausnutzen, dass Arnold mal verreist ist … Es gibt gebratene Lammleber mit Salbeizwiebeln, sautiertem Spinat und Semmelknödeln. Wenn ich jetzt noch Eierlikör hätte, würde ich alles abdecken, was er wirklich überhaupt nicht mag 😉

P.S. Ist übrigens echt superlecker geworden.

Wie macht der Fuchs denn?

Norwegen ist ein Land, das viele Geheimnisse birgt. Hier gibt es Wölfe, Bären, Trolle, Vielfraße, Elche, Blockhütten und vieles anderes mehr. Und aber auch: Reineke Fuchs. Wissenschaftler, und das weiß ich aus erster Hand, haben bereits viele rätselhafte Dinge dieser Welt erklären können. Dennoch gibt es nur wenige Gelehrte, die sich mit der Sprache der Füchse auseinandergesetzt haben. Jedes Kind weiß: Die Kuh macht „muh“. Aber — wie macht der Fuchs?

Nun, Norwegen ist ein sehr, sehr reiches Land. Und da verwundert es nicht weiter, dass es gerade hierzulande forsche Forscher gibt, die sich mal so richtig auf die Pirsch begeben haben, um eines der letzten Rätsel dieser Welt zu enträtseln. Hier ist das Ergebnis:

UPDATE
„The Fox“ von Ylvis ist übrigens extrem populär in den USA – sie sind in den Billboard Hot 100 auf Platz 8 und haben mit dieser Platzierung A-ha als erfolgreichste norwegische Musiker vom Thron gestoßen. Ylvis sind zwei norwegische Brüder, die im Privatfernsehen eine eigene Show haben. Da wir kein Privatfernsehen gucken, kannten wir sie bisher nicht; aber inzwischen haben wir einige Sachen auf Youtube geguckt und finden sie wirklich genial.

Schaugebraut

Am Wochenende haben wir wieder unsere Brauerei ins Auto gepackt und sind mal so richtig raus auf’s Land gefahren, um dort schauzubrauen. Genauer gesagt ging es nach Åmot (Kvinesdal), das ca. 150 km südöstlich von Stavanger liegt, zum „Mat & Øl-festival” (Essens- und Bierfestival).

Alles klar: Wo bleiben die Trinker?

Alles klar: Wo bleiben die Trinker?

Die Veranstalter des Festes haben wir im letzten Jahr beim Schaubrauen in Bryne kennengelernt. Eigentlich sind das Schweinebauern, die aber — neben der Schweinezucht — auf allen möglichen Volks- und Stadtfesten selbst hergestellte Würste, Burger und dergleichen grillen und verkaufen. Und die Schweine, die bei denen gezüchtet werden, sind keine „normalen” Schweine, sondern sie stammen von einer alten, seltenen Rasse. Die Tiere werden das ganze Jahr über draußen gehalten, im Wald und auf dem Hausberg — keine Massentierhaltung also.

Die Schweinebauern haben sich mit den ortsansässigen Heimbrauern zusammengetan, um ein kleines Essens- und Bierfest zu veranstalten. Die Heimbrauer verteilten dazu Geschmacksproben von verschiedenen selbstgebrauten Bieren. Außer uns war dann noch einer von Norwegens Bierzutatendealern da, der zwei von seinen Heimbrauereien ausstellte. Abgesehen davon sollte er Braukurse für Interessenten anbieten. Wir waren in erster Linie zum Schaubrauen gekommen, also Bierbrauen in der Öffentlichkeit und der Möglichkeit für den geneigten Besucher, beim Brauen zuzuschauen und eventuell Fragen zu stellen. Aber ein Fass Bier hatten wir auch dabei, so dass auch wir etwas geben konnten.

Keiner da an der Bar außer Tania

Keiner da an der Bar außer Tania

So weit so gut. Problem war nur: Es kam so gut wie niemand, traurig, aber wahr. Am Freitagabend waren wir mit unseren Schweinebauern und den Heimbrauern quasi unter uns. Was nicht wirklich schlimm war, abgesehen von den Kopfschmerzen am nächsten Tag. Aber am Sonnabend war dann noch weniger los, was vielleicht auch am schlechten Wetter lag. Eigentlich sollte es ein volles Familienprogramm geben, mit echten Tieren zum Anfassen, Reiten auf’m Pferd und Brotbacken im Steinofen für die lieben Kleinen, Seminar zum Thema Bier & Essen und Bierbraukurs für die Großen und dazu jede Menge zu essen vom Schwein was sich dreht über’m Feuer. Aber das mit den Tieren fiel quasi ins Wasser, sowohl das mit den lebendigen als auch das mit dem was schon tot war, und die wo das Brot mit den Kindern backen sollte hatte Migräne (jo, kenn‘ ich — hatten wir auch!) und die Heimbrauerkurse fanden mangels Masse nicht statt. Das heißt — doch: Der Bierzutatendealer hat doch glatt eine Brauerei verkaufen können, und für diesen einen Kunden hat er eine kleine Einweisung in die Kunst des Heimbrauens gegeben. Für den Abend waren noch zwei Bluesbands engagiert worden, die im eigens dafür aufgestellten Festzelt spielten. Tatsächlich kamen abends ein paar Leutchen, aber längst nicht ausreichend. Der Abend brachte insgesamt gerade einmal so viele Einnahmen, dass eine Band davon bezahlt werden konnte.

Riecht gut: Kochende Bierwürze

Riecht gut: Kochende Bierwürze

Wir spulten dennoch unser Programm ab, schließlich waren wir zum Brauen gekommen! Fünfzig Liter Stoutwürze haben wir wieder mit nach Hause genommen. Aber unser Fass Heimgebrautes, das wir zum Ausschenken dabei hatten, ist noch halb voll — ein eindeutiges Zeichen dafür, dass dort nicht viel los war! Oder war unser Bier so schlecht? Nee, war es nicht. Wir hatten ein Altbier dabei, das allerdings rund 6 % Alkohol hatte (so ‚was kommt immer gut an) und für den Bierstil zu bitter war. Dennoch war es besser als einige Biere der anderen Heimbrauer.

Tja, woran lag’s? Unserer Meinung nach war das Ganze etwas schlecht organisiert — viele der angebotenen Kurse usw. kosteten Geld, und es war auf den Plakaten nicht ganz ersichtlich, was wie viel kostete und was kostenlos war. Das könnte einige Besucher abgeschreckt haben. Nun gut, vielleicht wird es nächstes Mal besser.

„Mein” PC-Labor in der Zeitung

Eröffnet: Neues PC-Labor (Screenshot Stavanger Aftenblad)

Eröffnet: Neues PC-Labor (Screenshot Stavanger Aftenblad)

Stavanger Aftenblad hat heute einen Artikel über die offizielle Eröffnung eines von mir konzipierten PC-Labors an der Universität veröffentlicht. Während der vergangenen neun Monate war ich viel damit beschäftigt, einen bisher als Lagerraum für alte Büromöbel genutzten Schutzraum in ein modernes PC-Labor verwandeln zu lassen. Das neue Labor bietet Platz für maximal 46 Studenten und ist mit 24 PC-Workstations ausgerüstet. Hier ist die deutsche Übersetzung des Artikels.

Kulinarische Sommererlebnisse

Bayerische Bierstudie

Bayerische Bierstudie

In erster Linie machten wir uns im diesjährigen Urlaub ja bekanntermaßen auf die Suche nach spezielleren Bieren in Deutschland. Wir haben die verkosteten Biere nicht notiert (bei ca. 150 verschiedenen Sorten war uns das zu viel Aufwand), aber die „besseren“ Biere – diejenigen, die wir mit gutem Gewissen weiterempfehlen können – haben wir festgehalten; außerdem haben wir unsere persönlichen Top 3 gekürt.

Top 3:

  1. Riedenburger Brauhaus: Dolden Sud, welches wir im Alten Mädchen in Hamburg trinken konnten,
  2. Camba Bavaria: Oak Aged Doppelbock Bourbon, von dem wir eine in der Brauerei gekaufte Flasche zu Hause tranken (0,75 l für ganze 20 €),
  3. Camba Bavaria: Camba IPA, das wir vom Fass in der Gasthausbrauerei bekamen.
Riedenburger Dolden Sud im Alten Mädchen, Hamburg

Riedenburger Dolden Sud im Alten Mädchen, Hamburg

Weitere empfehlenswerte Biere (alphabetisch):

Austern bei Gladmat

Austern bei Gladmat


Essen
Es gab natürlich auch ein wenig feste Nahrung im Urlaub. Neben den üblichen bayerischen Spezialitäten, wie Schweinshaxn, Obatzter und Brezn, gab es vor allem bei Gladmat in Stavanger einen Haufen für uns neuer Gerichte. Wie immer aßen wir irre leckere Würstchen und Burger beim Stand von Bekkereinan – die uns übrigens für September zu einem Festival, bei dem wir Schaubrauen sollen, ins Kvinesdal eingeladen haben. Und dann hat Arnold auch einen Hirschburger gegessen – für den er etwa eine halbe Stunde Schlange stehen musste. Dafür war das aber auch einer der schlechtesten Burger aller Zeiten. Und wie ebenfalls jedes Jahr waren wir die wahrscheinlich besten Kunden am Matjesstand. Etwas wirklich Neues für uns war das Schlürfen von Austern. Wir fühlten uns etwas dekadent, und hofften, dass uns keiner unser Biertrinkerkumpels inmitten der Schampusgesellschaft sieht, aber uns hat’s geschmeckt 😉
Arnold lässt sich Ostreidae schmecken

Arnold lässt sich Ostreidae schmecken

Zurück

In diesem Blog war es ja eine ganze Zeit recht ruhig — dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen nutzen wir den Sommer für anstehende Renovierungsarbeiten, zum anderen hatten wir natürlich Urlaub. Ich will versuchen, das Wichtigste der vergangenen Wochen zusammenzufassen.

Renovieren

Anfang Juni setzten wir die Renovierung unseres Treppenhauses fort, die wir eigentlich schon im letzten Jahr begonnen hatten. Da hatten wir uns hauptsächlich mit der Treppe zum Dachboden und den Wänden in der oberen Etage beschäftigt. Nun sollte „der Rest” kurz erledigt werden: alle übrigen Wände, das Treppengeländer sowie die Türen zu den angrenzenden Räumen. Bei uns ist ja alles holzvertäfelt; wir mussten also alles mehrfach abschleifen und lackieren. Wer das schon mal gemacht hat, wird wissen, dass man am Ende Staub im ganzen Haus hat… Die Arbeiten zogen sich hin bis einen Tag vor unserem Urlaub — erst da konnten wir Abdeckpapier und Klebeband entfernen. Ganz fertig sind wir immer noch nicht — es fehlen noch ein paar Leisten hier und dort, außerdem ist an vielen Stellen Farbe unter das Kreppband gelaufen, so dass wir mit einem kleinen Pinsel noch einmal nachbessern müssen.

Urlaub

Am 28. Juni ging es dann abends auf die alte MS Bergensfjord. Eigentlich sollte ja schon das neue Fährschiff MS Stavangerfjord die Strecke Stavanger-Hirtshals bedienen, aufgrund von Verzögerungen bei der Auslieferung mussten wir jedoch noch ein letztes Mal mit dem alten Klepper vorlieb nehmen.

Bremen

Am nächsten Tag fuhren wir nach Bremen, um den 40. und 50. Geburtstag von Anne und Martin ordentlich zu feiern. Wie üblich bei unseren Aufenthalten in Bremen, benutzten wir unser altes Tandem, um von A nach B zu kommen. Ebenso üblich sind übrigens auch die Pannen mit eben diesem Rad. Schon seit längerem hatten wir Probleme mit den vorderen Pedalen: Auf der linken Seite war der Vierkant, der aus dem Tretlager kommt, längst rund, so dass der darauf sitzende Pedalarm recht locker seine Runden drehte. Rechts passten Gewinde von Pedale und Pedalarm nicht recht zusammen, so dass die Pedale schief angeschraubt war (hin und wieder haben wir die Pedale schon mal verloren). Entsprechend &#8222eirig” war das Tretgefühl. Viel Kraft konnte ich daher nicht anwenden — nur gut, dass ich hinten so einen kleinen Racker habe, der für entsprechenden Vortrieb sorgt. So brauchte ich nur noch zu lenken, aber auch da gab es so ein paar Probleme, speziell auf der Rückfahrt von der Geburtstagsfeier. Leicht alkoholisiert sind die ersten Meter doch eher von unsteter Natur, so dass heftiges Gegenlenken erforderlich ist, um das Tandem halbwegs in der Spur zu halten. Das Reißen am Lenker führte aber nur dazu, dass der Lenker sich verdrehte, ohne dass das Rad folgte. Mehrfache Stürze waren die Folge. Aber irgendwie haben wir es doch bis nach Hause geschafft. Allerdings mussten wir bei meinen Eltern am 2. Urlaubstag eine Maschine Wäsche waschen…

Nach einem Kurzbesuch bei Tanias Eltern ging es dann am 1. Juli weiter in Richtung Süddeutschland. Warum ausgerechnet Süddeutschland? Unser Urlaubsziel hatte natürlich einen ernsten Hintergrund: Wir waren auf der Suche nach Handwerksbrauereien, nach Brauereien, die abseits des Mainstreams von Pils, Hellem, Dunklem und Weizen neue Biere kreieren. Überall auf der Welt hat die von den USA ausgehende „Bierrevolution” im Laufe der letzten 20 Jahre Brauereien hervorgebracht, die spannende, geschmacksreiche Biere brauen. Um das Bierland Deutschland scheint diese Revolution bisher einen großen Bogen gemacht zu haben, aber nun gedeihen doch im Schatten der großen Brauereikonzerne die ersten kreativen Kleinbrauereien, und diese wollten wir aufsuchen, bzw. deren Biere probieren.

Goslar: Neues Luxuszelt von Quechua

Goslar: Neues Luxuszelt von Quechua

Unsere erste Übernachtung legten wir in Goslar ein. Mit fast schon überschäumender Freundlichkeit wurden wir vom Platzwart empfangen. Ich: „Hallo, wir würden gerne für eine Nacht bei Ihnen zelten!” Platzwart Goslar: „Ach, doch so lange.” — willkommen in Deutschland, dachten wir so für uns.

Apropos Zelten: Nach zwanzig Jahren haben wir uns doch mal ein neues Zelt gegönnt, ein „Wurfzelt” von Quechua. Der Vorteil dieser Zelte liegt darin, dass nur wenige Handgriffe nötig sind, um sie aufzubauen — diese muss man allerdings beherrschen. Daher hatten wir, als wir im Mai mit meinen Eltern in Dänemark waren, den Auf- und Abbau schon mal geübt, damit wir uns im Ernstfall auf einem echten Campingplatz keine Blöße geben. Und für den Fall der Fälle hatten wir unser altes Tunnelzelt auch mit dabei, denn dieses Zelt können wir im Koma einhändig auf dem Kopf stehend auf- und abbauen.

Goslar

In Goslar zog ein Gewitter heran, als wir im Begriff waren, unser Zelt aufzubauen. Zur Sicherheit hatten wir uns noch einmal auf Tanias Handy das Aufbauvideo angeschaut, dennoch machten wir alles verkehrt, was so geht: Die Zeltfolie hatten wir zuerst falsch herum (Oberseite unten), dann versuchten wir, die Vorderseite des Zeltes mit der Rückseite der Folie zu verbinden. Am Ende hat aber alles geklappt; wir konnten sogar noch ein paar Biere vor unserem Zelt trinken, ehe es zu schütten begann. Es gewitterte, regnete, stürmte, hagelte die ganze Nacht, aber unser Zelt hat’s ausgehalten. Wäre ja auch noch schöner gewesen! Auf jeden Fall ist unser Zelt so groß, dass wir bei schlechtem Wetter auch mal im Vorzelt sitzen können, und das auf Campingstühlen ordentlich am Tisch! Man wird ja älter…

Der Abbau zog sich übrigens etwas: Wir dachten eigentlich, jetzt haben wir es geschnallt, das mit den Handgriffen. Aber mitten im Abbau gab es doch noch ein paar Unklarheiten, so dass wir wieder Tanias Handy, dieses Mal mit dem Abbauvideo, zu Rate ziehen wollten, jedoch war just an der spannenden Stelle der Akku leer. Da musste Tania mit dem Handy erstmal zum Sanitärgebäude, um das Handy soweit aufzuladen, dass wir das Video weitersehen konnten. So lange stand ich dann bei unserem halb abgebauten Zelt und hielt die Zeltstange…

Bayern

In Bamberg: Sichtlich beeindruckt vom Aecht Schlenkerla Rauchbier

In Bamberg: Sichtlich beeindruckt vom Aecht Schlenkerla Rauchbier

Von Goslar aus ging es nach Bamberg. Dort gibt es acht Brauereien, eine gute Gelegenheit, in die Thematik einzutauchen. Am bekanntesten ist wohl das Bier der Brauerei Heller, Aecht Schlenkerla Rauchbier. Ich hatte zusammen mit Kumpel Hardy dieses Bier Ende der achtziger Jahre schon einmal probiert; in Erinnerung geblieben ist der Geschmack von „flüssigem Schinken”. Überraschend daher das Wiedersehen: Für mich zählt Aecht Schlenkerla Rauchbier zu den besten traditionellen Bieren in Deutschland.

Geht doch: Mal 'was anderes als Helles!

Geht doch: Mal ‚was anderes als Helles!

Von Bamberg aus starteten wir eine kleine Rundtour durch Franken. Von unseren Freunden Oliver und Anja haben wir einen Brauerei-Wanderführer für Franken geliehen bekommen; ein paar interessante Brauereien haben wir uns für unsere Tour herausgesucht. Wir sind (wieder einmal) beeindruckt von der Brauereidichte und fränkischen Biertradition. Übernachtet haben wir in Lichtenfels. Unweit des Campingplatzes gibt es den Brauereigasthof Wichert, wo es den halben Liter noch für € 1,80 gibt.

Als nächste Station war eigentlich Nürnberg eingeplant, doch der Campingplatz war bereits ausgebucht. Daher übernachten wir im beschaulichen Berg i.d. Oberpfalz. Unterwegs besorgen wir uns Bier von „Elch-Bräu Seitz”. Elch-Bräu in Bayern? Jo, der Braumeister war dereinst auf Jagd im hohen Norden und hat dort einen Elch erlegt; der Kopf jenes Getiers hängt ausgestopft in der Braugaststube und gab wohl den Ausschlag für die Namensgebung der Brauerei. Die Biere von Elchbräu gehören zu den besseren, aber es sind halt die traditionellen deutschen Bierstile, die hier gebraut werden.

Weltberühmt: Die Regensburger Domspitzen

Weltberühmt: Die Regensburger Domspitzen

Next stop: Regensburg! Toller Campingplatz direkt an der Donau, aber leider wieder äußerst unfreundliches/unhöfliches Personal — die Servicewüste Deutschland lebt!! Unglaublich, welchen Umgangston die Platzwarte (Gauleiter? KZ-Aufseher?) hier pflegen. Egal, wir sahen auf jeden Fall die berühmten Regensburger Domspitzen!

Zünftig: Brotzeit bei Camba Bavaria

Zünftig: Brotzeit bei Camba Bavaria

Und dann: Auf nach München! Dort haben wir ein Zimmer in einem Bed & Breakfast-Hotel gebucht — wir treffen dort unsere Freunde aus Fredrikstad. Allerdings müssen wir noch einen kleinen Schlenker nach Truchtlaching machen. Noch nie von gehört? Tja, nach dem Stand der Dinge sitzt dort Deutschlands innovativste Brauerei, Camba Bavaria. Wir kauften dort eine ganze Kiste (12 x 0,5 l) mit verschiedenen Bieren — insgesamt haben die dort 40 verschiedene Biere!

Erfrischend: Ein Helles am Abend...

Erfrischend: Ein Helles am Abend…

München wurde uns von unseren Freunden gezeigt, die sind so gut wie in jedem Jahr dort und kennen sich da recht gut aus. Am ersten Abend waren wir zum Maßstemmen im Augustiner-Biergarten, am nächsten Tag probierten wir uns durch das umfangreiche Weißbiermenü im Weissen Brauhaus der Brauerei Schneider. Zu empfehlen: Schneider Weisse Tap X Meine Sommer Weisse, Schneider Weisse TAP5 Meine Hopfenweisse und Schneider Weisse Eisbock.

Der lange Weg nach Norden

Zehn Urlaubstage lagen nun schon hinter uns, und wir waren der Ansicht, dass es erst einmal gut ist mit „Urlaub in Deutschland”. Daher machten wir uns von München aus auf den Weg nach Belgien, mit einem kurzen Zwischenstopp bei der Brauerei Häffner in Bad Rappenau, wo wir drei Biere der Marke „Hopfenstopfer” erstanden. In Belgien übernachteten wir in St. Vith gleich hinter der Grenze im deutschsprachigen Teil des Landes. Und plötzlich gibt es auch wieder freundliches Campingplatzpersonal! Am nächsten Tag ging es weiter nach Gent; unterwegs kauften wir in verschiedenen Supermärkten Bier, hauptsächlich Gueuze und Lambic, das belgische Sauerbier, das Tania so gerne mag.

Lauschiges Plätzchen: Gent

Lauschiges Plätzchen: Gent

Von Gent ging es nach Hamburg, wo im Laufe der letzten Jahre mehrere Gasthausbrauereien den Betrieb aufgenommen haben. Übernachtet haben wir bei Tanias Bruder. In Hamburg angekommen führte unser Weg uns gleich zum Craft Beer Store. Dort gibt es Biere von Mikrobrauereien aus den USA und Europa zu kaufen; wir beschränkten uns jedoch auf die speziellen Biere aus Deutschland. Im Laden herrschte ein sehr starker Durchzug, was dazu führte, dass mein rechtes Auge anschwoll und schmerzte. Im Laufe des Urlaubs hatte ich zunehmend Probleme mit dem Auge: wenn ich nachts aufwachte und die Augen öffnete, fühlte ich einen stechenden Schmerz. So schlimm wie in Hamburg war es aber vorher nicht gewesen. Außerdem tränte das Auge heftig, und das Schließen das Augenlides war sehr schmerzhaft — es fühlte sich an, als hätte ich einen Fremdkörper im Auge. Vor uns lagen noch 15 km Autofahrt quer durch Hamburg zu Tanias Bruder, die ich mehr oder weniger einäugig bewerkstelligen musste: Wegen des starken Tränenflusses konnte ich mit dem rechten Auge nicht besonders gut sehen.

In Hamburg folgte dann eine ambulante Behandlung in der Augenklinik der Asklepios Klinik Nord; ich hatte eine Hornhautentzündung, die mit einem Antibiotikum kuriert wurde. Nach drei Tagen war ich wieder fit, so schien es.

Als alles wieder gut war, konnten wir uns wieder um den tieferen Sinn unserer Reise kümmern, nämlich dem Aufspüren spezieller Biere. Zunächst begaben wir uns zum Braugasthof „Altes Mädchen”, wo es das Bier der Ratsherrn-Brauerei gibt. Ratsherrn? Da war doch was… Richtig, der Kenner der Szene kann sich noch an das Ratsherrn Pils der Elbschloss-Brauerei erinnern, beide gibt es heute nicht mehr und die heutige Ratsherrn-Brauerei hat mit dem Bier von damals nichts gemein, außer dem Namen. Die aktuellen Ratsherrn-Biere haben uns jetzt nicht wirklich vom Hocker gehauen — allesamt gute Biere, aber nicht besonders spannend, sehr nahe am Mainstream. Die Brauer könnten ruhig ein wenig mutiger werden! Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Neben den Ratsherrn-Bieren gibt es aber auch noch einen Haufen anderer spezielle Biere im Alten Mädchen. Hervorzuheben ist unbedingt der Riedenburger Doldensud, einem IPA, gebraut mit zehn verschiedenen deutschen und amerikanischen Hopfensorten — ein sehr gelungenes Bier.

Hamburg: Stimmung gut, Bier durchschnittlich

Hamburg: Stimmung gut, Bier durchschnittlich

Am nächsten Tag machten wir mit Schwägerin Ulrike einen ordentlichen Zug durch die übrigen Hamburger Gasthausbrauereien: Block Bräu, Gröninger und Joh. Albrecht. Die Biere in diesen Brauereien sind allesamt gut trinkbar, aber auch langweilig. Einzige Ausnahme: Sommertraum von Joh. Albrecht — ein helles Bier gebraut mit Hanfblüten — fruchtig und erfrischend.

Mittagspause: Dänischer Räucherfisch an der E6 in Schweden

Mittagspause: Dänischer Räucherfisch an der E6 in Schweden

Nach fünf Tagen in Hamburg ging es dann Richtung Heimat. Für die Rückfahrt hatten wir keine Fähre gebucht, so dass noch rund 1300 km Strecke durch Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen vor uns lagen. Wir übernachteten noch an der Nordküste Seelands und in Schweden, kurz vor der norwegischen Grenze.

Wieder daheim

Zuhause angekommen stellten sich meine Augenprobleme wieder ein. Ich war bei zwei Ärzten, die den Augenarzt in Hamburg in keinem guten Licht stehen lassen — die Behandlung mit dem Antibiotikum war offenbar viel zu kurz. Habe ein neues verschrieben bekommen und bin seit ein paar Tagen ohne Symptome.

Da wir in unserer letzten Urlaubswoche gutes Wetter in Stavanger hatten, haben wir uns gleich an unsere Terrasse gemacht — nach zwei Jahren war eine Grundreinigung und eine neue Lasur fällig. Außerdem war die diesjährige Obsternte einzufahren — 93 Kirschen und 2,2 kg Johannisbeeren war die Ausbeute!

Und dann war ja wieder ordentlich ‚was los in der Stadt: Das jährliche „Essensfest” Gladmat fand vom 24.-27. Juli rund um das Hafenbecken im Zentrum statt.

Und gebraut haben wir natürlich auch wieder, ein IPA mit Hopfen aus den USA, Australien und Neuseeland — wir sind schon gespannt aufs Resultat.

So, das war’s dann auch schon — mehr ist nicht passiert!