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In diesem Blog war es ja eine ganze Zeit recht ruhig — dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen nutzen wir den Sommer für anstehende Renovierungsarbeiten, zum anderen hatten wir natürlich Urlaub. Ich will versuchen, das Wichtigste der vergangenen Wochen zusammenzufassen.

Renovieren

Anfang Juni setzten wir die Renovierung unseres Treppenhauses fort, die wir eigentlich schon im letzten Jahr begonnen hatten. Da hatten wir uns hauptsächlich mit der Treppe zum Dachboden und den Wänden in der oberen Etage beschäftigt. Nun sollte „der Rest” kurz erledigt werden: alle übrigen Wände, das Treppengeländer sowie die Türen zu den angrenzenden Räumen. Bei uns ist ja alles holzvertäfelt; wir mussten also alles mehrfach abschleifen und lackieren. Wer das schon mal gemacht hat, wird wissen, dass man am Ende Staub im ganzen Haus hat… Die Arbeiten zogen sich hin bis einen Tag vor unserem Urlaub — erst da konnten wir Abdeckpapier und Klebeband entfernen. Ganz fertig sind wir immer noch nicht — es fehlen noch ein paar Leisten hier und dort, außerdem ist an vielen Stellen Farbe unter das Kreppband gelaufen, so dass wir mit einem kleinen Pinsel noch einmal nachbessern müssen.

Urlaub

Am 28. Juni ging es dann abends auf die alte MS Bergensfjord. Eigentlich sollte ja schon das neue Fährschiff MS Stavangerfjord die Strecke Stavanger-Hirtshals bedienen, aufgrund von Verzögerungen bei der Auslieferung mussten wir jedoch noch ein letztes Mal mit dem alten Klepper vorlieb nehmen.

Bremen

Am nächsten Tag fuhren wir nach Bremen, um den 40. und 50. Geburtstag von Anne und Martin ordentlich zu feiern. Wie üblich bei unseren Aufenthalten in Bremen, benutzten wir unser altes Tandem, um von A nach B zu kommen. Ebenso üblich sind übrigens auch die Pannen mit eben diesem Rad. Schon seit längerem hatten wir Probleme mit den vorderen Pedalen: Auf der linken Seite war der Vierkant, der aus dem Tretlager kommt, längst rund, so dass der darauf sitzende Pedalarm recht locker seine Runden drehte. Rechts passten Gewinde von Pedale und Pedalarm nicht recht zusammen, so dass die Pedale schief angeschraubt war (hin und wieder haben wir die Pedale schon mal verloren). Entsprechend &#8222eirig” war das Tretgefühl. Viel Kraft konnte ich daher nicht anwenden — nur gut, dass ich hinten so einen kleinen Racker habe, der für entsprechenden Vortrieb sorgt. So brauchte ich nur noch zu lenken, aber auch da gab es so ein paar Probleme, speziell auf der Rückfahrt von der Geburtstagsfeier. Leicht alkoholisiert sind die ersten Meter doch eher von unsteter Natur, so dass heftiges Gegenlenken erforderlich ist, um das Tandem halbwegs in der Spur zu halten. Das Reißen am Lenker führte aber nur dazu, dass der Lenker sich verdrehte, ohne dass das Rad folgte. Mehrfache Stürze waren die Folge. Aber irgendwie haben wir es doch bis nach Hause geschafft. Allerdings mussten wir bei meinen Eltern am 2. Urlaubstag eine Maschine Wäsche waschen…

Nach einem Kurzbesuch bei Tanias Eltern ging es dann am 1. Juli weiter in Richtung Süddeutschland. Warum ausgerechnet Süddeutschland? Unser Urlaubsziel hatte natürlich einen ernsten Hintergrund: Wir waren auf der Suche nach Handwerksbrauereien, nach Brauereien, die abseits des Mainstreams von Pils, Hellem, Dunklem und Weizen neue Biere kreieren. Überall auf der Welt hat die von den USA ausgehende „Bierrevolution” im Laufe der letzten 20 Jahre Brauereien hervorgebracht, die spannende, geschmacksreiche Biere brauen. Um das Bierland Deutschland scheint diese Revolution bisher einen großen Bogen gemacht zu haben, aber nun gedeihen doch im Schatten der großen Brauereikonzerne die ersten kreativen Kleinbrauereien, und diese wollten wir aufsuchen, bzw. deren Biere probieren.

Goslar: Neues Luxuszelt von Quechua

Goslar: Neues Luxuszelt von Quechua

Unsere erste Übernachtung legten wir in Goslar ein. Mit fast schon überschäumender Freundlichkeit wurden wir vom Platzwart empfangen. Ich: „Hallo, wir würden gerne für eine Nacht bei Ihnen zelten!” Platzwart Goslar: „Ach, doch so lange.” — willkommen in Deutschland, dachten wir so für uns.

Apropos Zelten: Nach zwanzig Jahren haben wir uns doch mal ein neues Zelt gegönnt, ein „Wurfzelt” von Quechua. Der Vorteil dieser Zelte liegt darin, dass nur wenige Handgriffe nötig sind, um sie aufzubauen — diese muss man allerdings beherrschen. Daher hatten wir, als wir im Mai mit meinen Eltern in Dänemark waren, den Auf- und Abbau schon mal geübt, damit wir uns im Ernstfall auf einem echten Campingplatz keine Blöße geben. Und für den Fall der Fälle hatten wir unser altes Tunnelzelt auch mit dabei, denn dieses Zelt können wir im Koma einhändig auf dem Kopf stehend auf- und abbauen.

Goslar

In Goslar zog ein Gewitter heran, als wir im Begriff waren, unser Zelt aufzubauen. Zur Sicherheit hatten wir uns noch einmal auf Tanias Handy das Aufbauvideo angeschaut, dennoch machten wir alles verkehrt, was so geht: Die Zeltfolie hatten wir zuerst falsch herum (Oberseite unten), dann versuchten wir, die Vorderseite des Zeltes mit der Rückseite der Folie zu verbinden. Am Ende hat aber alles geklappt; wir konnten sogar noch ein paar Biere vor unserem Zelt trinken, ehe es zu schütten begann. Es gewitterte, regnete, stürmte, hagelte die ganze Nacht, aber unser Zelt hat’s ausgehalten. Wäre ja auch noch schöner gewesen! Auf jeden Fall ist unser Zelt so groß, dass wir bei schlechtem Wetter auch mal im Vorzelt sitzen können, und das auf Campingstühlen ordentlich am Tisch! Man wird ja älter…

Der Abbau zog sich übrigens etwas: Wir dachten eigentlich, jetzt haben wir es geschnallt, das mit den Handgriffen. Aber mitten im Abbau gab es doch noch ein paar Unklarheiten, so dass wir wieder Tanias Handy, dieses Mal mit dem Abbauvideo, zu Rate ziehen wollten, jedoch war just an der spannenden Stelle der Akku leer. Da musste Tania mit dem Handy erstmal zum Sanitärgebäude, um das Handy soweit aufzuladen, dass wir das Video weitersehen konnten. So lange stand ich dann bei unserem halb abgebauten Zelt und hielt die Zeltstange…

Bayern

In Bamberg: Sichtlich beeindruckt vom Aecht Schlenkerla Rauchbier

In Bamberg: Sichtlich beeindruckt vom Aecht Schlenkerla Rauchbier

Von Goslar aus ging es nach Bamberg. Dort gibt es acht Brauereien, eine gute Gelegenheit, in die Thematik einzutauchen. Am bekanntesten ist wohl das Bier der Brauerei Heller, Aecht Schlenkerla Rauchbier. Ich hatte zusammen mit Kumpel Hardy dieses Bier Ende der achtziger Jahre schon einmal probiert; in Erinnerung geblieben ist der Geschmack von „flüssigem Schinken”. Überraschend daher das Wiedersehen: Für mich zählt Aecht Schlenkerla Rauchbier zu den besten traditionellen Bieren in Deutschland.

Geht doch: Mal 'was anderes als Helles!

Geht doch: Mal ‚was anderes als Helles!

Von Bamberg aus starteten wir eine kleine Rundtour durch Franken. Von unseren Freunden Oliver und Anja haben wir einen Brauerei-Wanderführer für Franken geliehen bekommen; ein paar interessante Brauereien haben wir uns für unsere Tour herausgesucht. Wir sind (wieder einmal) beeindruckt von der Brauereidichte und fränkischen Biertradition. Übernachtet haben wir in Lichtenfels. Unweit des Campingplatzes gibt es den Brauereigasthof Wichert, wo es den halben Liter noch für € 1,80 gibt.

Als nächste Station war eigentlich Nürnberg eingeplant, doch der Campingplatz war bereits ausgebucht. Daher übernachten wir im beschaulichen Berg i.d. Oberpfalz. Unterwegs besorgen wir uns Bier von „Elch-Bräu Seitz”. Elch-Bräu in Bayern? Jo, der Braumeister war dereinst auf Jagd im hohen Norden und hat dort einen Elch erlegt; der Kopf jenes Getiers hängt ausgestopft in der Braugaststube und gab wohl den Ausschlag für die Namensgebung der Brauerei. Die Biere von Elchbräu gehören zu den besseren, aber es sind halt die traditionellen deutschen Bierstile, die hier gebraut werden.

Weltberühmt: Die Regensburger Domspitzen

Weltberühmt: Die Regensburger Domspitzen

Next stop: Regensburg! Toller Campingplatz direkt an der Donau, aber leider wieder äußerst unfreundliches/unhöfliches Personal — die Servicewüste Deutschland lebt!! Unglaublich, welchen Umgangston die Platzwarte (Gauleiter? KZ-Aufseher?) hier pflegen. Egal, wir sahen auf jeden Fall die berühmten Regensburger Domspitzen!

Zünftig: Brotzeit bei Camba Bavaria

Zünftig: Brotzeit bei Camba Bavaria

Und dann: Auf nach München! Dort haben wir ein Zimmer in einem Bed & Breakfast-Hotel gebucht — wir treffen dort unsere Freunde aus Fredrikstad. Allerdings müssen wir noch einen kleinen Schlenker nach Truchtlaching machen. Noch nie von gehört? Tja, nach dem Stand der Dinge sitzt dort Deutschlands innovativste Brauerei, Camba Bavaria. Wir kauften dort eine ganze Kiste (12 x 0,5 l) mit verschiedenen Bieren — insgesamt haben die dort 40 verschiedene Biere!

Erfrischend: Ein Helles am Abend...

Erfrischend: Ein Helles am Abend…

München wurde uns von unseren Freunden gezeigt, die sind so gut wie in jedem Jahr dort und kennen sich da recht gut aus. Am ersten Abend waren wir zum Maßstemmen im Augustiner-Biergarten, am nächsten Tag probierten wir uns durch das umfangreiche Weißbiermenü im Weissen Brauhaus der Brauerei Schneider. Zu empfehlen: Schneider Weisse Tap X Meine Sommer Weisse, Schneider Weisse TAP5 Meine Hopfenweisse und Schneider Weisse Eisbock.

Der lange Weg nach Norden

Zehn Urlaubstage lagen nun schon hinter uns, und wir waren der Ansicht, dass es erst einmal gut ist mit „Urlaub in Deutschland”. Daher machten wir uns von München aus auf den Weg nach Belgien, mit einem kurzen Zwischenstopp bei der Brauerei Häffner in Bad Rappenau, wo wir drei Biere der Marke „Hopfenstopfer” erstanden. In Belgien übernachteten wir in St. Vith gleich hinter der Grenze im deutschsprachigen Teil des Landes. Und plötzlich gibt es auch wieder freundliches Campingplatzpersonal! Am nächsten Tag ging es weiter nach Gent; unterwegs kauften wir in verschiedenen Supermärkten Bier, hauptsächlich Gueuze und Lambic, das belgische Sauerbier, das Tania so gerne mag.

Lauschiges Plätzchen: Gent

Lauschiges Plätzchen: Gent

Von Gent ging es nach Hamburg, wo im Laufe der letzten Jahre mehrere Gasthausbrauereien den Betrieb aufgenommen haben. Übernachtet haben wir bei Tanias Bruder. In Hamburg angekommen führte unser Weg uns gleich zum Craft Beer Store. Dort gibt es Biere von Mikrobrauereien aus den USA und Europa zu kaufen; wir beschränkten uns jedoch auf die speziellen Biere aus Deutschland. Im Laden herrschte ein sehr starker Durchzug, was dazu führte, dass mein rechtes Auge anschwoll und schmerzte. Im Laufe des Urlaubs hatte ich zunehmend Probleme mit dem Auge: wenn ich nachts aufwachte und die Augen öffnete, fühlte ich einen stechenden Schmerz. So schlimm wie in Hamburg war es aber vorher nicht gewesen. Außerdem tränte das Auge heftig, und das Schließen das Augenlides war sehr schmerzhaft — es fühlte sich an, als hätte ich einen Fremdkörper im Auge. Vor uns lagen noch 15 km Autofahrt quer durch Hamburg zu Tanias Bruder, die ich mehr oder weniger einäugig bewerkstelligen musste: Wegen des starken Tränenflusses konnte ich mit dem rechten Auge nicht besonders gut sehen.

In Hamburg folgte dann eine ambulante Behandlung in der Augenklinik der Asklepios Klinik Nord; ich hatte eine Hornhautentzündung, die mit einem Antibiotikum kuriert wurde. Nach drei Tagen war ich wieder fit, so schien es.

Als alles wieder gut war, konnten wir uns wieder um den tieferen Sinn unserer Reise kümmern, nämlich dem Aufspüren spezieller Biere. Zunächst begaben wir uns zum Braugasthof „Altes Mädchen”, wo es das Bier der Ratsherrn-Brauerei gibt. Ratsherrn? Da war doch was… Richtig, der Kenner der Szene kann sich noch an das Ratsherrn Pils der Elbschloss-Brauerei erinnern, beide gibt es heute nicht mehr und die heutige Ratsherrn-Brauerei hat mit dem Bier von damals nichts gemein, außer dem Namen. Die aktuellen Ratsherrn-Biere haben uns jetzt nicht wirklich vom Hocker gehauen — allesamt gute Biere, aber nicht besonders spannend, sehr nahe am Mainstream. Die Brauer könnten ruhig ein wenig mutiger werden! Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Neben den Ratsherrn-Bieren gibt es aber auch noch einen Haufen anderer spezielle Biere im Alten Mädchen. Hervorzuheben ist unbedingt der Riedenburger Doldensud, einem IPA, gebraut mit zehn verschiedenen deutschen und amerikanischen Hopfensorten — ein sehr gelungenes Bier.

Hamburg: Stimmung gut, Bier durchschnittlich

Hamburg: Stimmung gut, Bier durchschnittlich

Am nächsten Tag machten wir mit Schwägerin Ulrike einen ordentlichen Zug durch die übrigen Hamburger Gasthausbrauereien: Block Bräu, Gröninger und Joh. Albrecht. Die Biere in diesen Brauereien sind allesamt gut trinkbar, aber auch langweilig. Einzige Ausnahme: Sommertraum von Joh. Albrecht — ein helles Bier gebraut mit Hanfblüten — fruchtig und erfrischend.

Mittagspause: Dänischer Räucherfisch an der E6 in Schweden

Mittagspause: Dänischer Räucherfisch an der E6 in Schweden

Nach fünf Tagen in Hamburg ging es dann Richtung Heimat. Für die Rückfahrt hatten wir keine Fähre gebucht, so dass noch rund 1300 km Strecke durch Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen vor uns lagen. Wir übernachteten noch an der Nordküste Seelands und in Schweden, kurz vor der norwegischen Grenze.

Wieder daheim

Zuhause angekommen stellten sich meine Augenprobleme wieder ein. Ich war bei zwei Ärzten, die den Augenarzt in Hamburg in keinem guten Licht stehen lassen — die Behandlung mit dem Antibiotikum war offenbar viel zu kurz. Habe ein neues verschrieben bekommen und bin seit ein paar Tagen ohne Symptome.

Da wir in unserer letzten Urlaubswoche gutes Wetter in Stavanger hatten, haben wir uns gleich an unsere Terrasse gemacht — nach zwei Jahren war eine Grundreinigung und eine neue Lasur fällig. Außerdem war die diesjährige Obsternte einzufahren — 93 Kirschen und 2,2 kg Johannisbeeren war die Ausbeute!

Und dann war ja wieder ordentlich ‚was los in der Stadt: Das jährliche „Essensfest” Gladmat fand vom 24.-27. Juli rund um das Hafenbecken im Zentrum statt.

Und gebraut haben wir natürlich auch wieder, ein IPA mit Hopfen aus den USA, Australien und Neuseeland — wir sind schon gespannt aufs Resultat.

So, das war’s dann auch schon — mehr ist nicht passiert!

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