I.e.S.: Nach etwas mehr als vier Jahren haben wir unserem Blog heute ein dezentes grafisches Update gegönnt. Dem PC-Leser werden die Änderungen kaum auffallen, aber Smartphone- und Tabletlesern dürfte das neue Design entgegenkommen: Ab heute ist das Webdesign unseres Blogs „responsive” — es passt sich den Bildschirmgrößen der Lesegeräte an. Ein paar Ecken und Kanten müssen sicher noch geglättet werden, aber im Wesentlichen sollte alles laufen.
Artikel: Tania in Aktion
Über unsere Teilnahme bei dem Kräuterbierheimbrauwettbewerb in Stavangers Archäologischen Museum ist ein Artikel mit dem schönen Titel „Museum mit selbstgebrautem Bier gefüllt” in der hiesigen Studentenzeitung erschienen, mit einem ordentlichen Actionbild von Tania — siehe unten.
Der letzte Absatz im Artikel befasst sich mit unserer „Brauerei”:
„Selbstgebrautes als Lønningspils
Tania Hildebrand-Habel ist mit ihrem Mann im Museum, um das Bier der Tandembrauerei zu präsentieren. Sie nennen sich so, weil sie mit einem Tandem fahren.
«Wir kommen eigentlich aus Deutschland, und im nördlichen Deutschland bekommt man fast nur Pils, wir wollten aber auch andere Biertypen probieren» sagt Hildebrand-Habel.
Daher fingen die zwei mit dem Brauen an. Das Paar braut jedes zweite Wochenende rund 50 Liter, weil ihnen das Brauen so großen Spaß macht.
«Wir laden Kollegen ein zum Lønningspils (Gehaltsbier)», sagt Hildebrand-Habel und lächelt. Sie haben sehr positives Feedback auf ihr Bier an diesem Abend bekommen und viele der Besucher kommen zurück und fragen, ob sie ein wenig mehr vom Bier bekommen können, weil es so gut war.”
Da sieht man es also wieder — wir brauen nur, weil es Spaß macht, und trinken tun das Zeug unsere Kollegen — kluger Schachzug von Hildebrand-Habel! Es fehlte an dieser Stelle noch der Hinweis auf die langjährige norwegische Tradition im Heimbrauen und dass wir somit eine uralte Kultur am Leben halten. Sonst könnte man am Ende auf den Gedanken kommen, dass wir das meiste Bier selbst trinken, und das ein nicht unwesentlicher Grund für das Heimbrauen das Preisniveau in Norwegen ist 🙂
Monumentalpop für Malmö
Gestern Abend hat Norwegen entschieden: Margaret Berger fährt für Norwegen zum Eurovision Song Contest nach Malmö. Sie setzte sich gestern im Finale des norwegischen Melodi Grand Prix mit ihrem Titel „I Feed You My Love” gegen die Mitbewerber durch — verdient, wie wir meinen.
Das Teilnehmerfeld im gestrigen Finale war stilmäßig breit gefächert: Neben der üblichen Elektropopmusik gab es Folk, Rockabilly, Disco, nordnorwegischen Hip-Hop, Latinpop, Country und eine Mischung aus Oper und Blackmetal — da war für jeden etwas dabei. Im Gegensatz zu den drei Teilfinalen gab es gestern keine so richtig schlechten Beiträge mehr, am Ende gewann Margaret Berger aber deutlich mit rund doppelt so vielen Punkten wie der zweitplatzierte Titel.
Jetzt hoffen wir nur, dass es in Malmö nicht ganz so gut läuft, ein zweiter Platz reicht ja, sonst droht uns im Falle eines Sieges die nächste Rundfunkgebührenerhöhung…
Top of the Flops [Update]
Heute Abend steigt das Finale im norwegischen Melodi Grand Prix, wo über den norwegischen Beitrag für den Eurovision Song Contest entschieden wird. Drei Teilfinale fanden bereits statt, aus denen sich jeweils drei Lieder für das heutige finale, endgültige Finale qualifiziert haben.
Wir haben uns heute die Mühe gemacht und uns noch einmal durch die Vorrunden gequält, um für die geneigten Leser die allerschlimmsten Beiträge zusammenstellen zu können.
[Update]
Da die Youtube-Videos unserer „Flop 3“ inzwischen entfernt wurden, verlinken wir direkt zu den Aufzeichnungen von nrk (in der Hoffnung, dass diese in Deutschland zu empfangen sind).
- Platz 3: Martin Blomvik — Det vakje mi tid
Der Titel heißt auf deutsch salopp übersetzt „Das war nicht mein Tag” — dem ist nichts hinzuzufügen… - Platz 2: Shackles — On hold
„Hold on!” — Halt an! schießt einem ca. 3 Minuten lang durch den Kopf, aber die Shackles haben kein Erbarmen! - Platz 1: Haji — Shine with me
Schade, ein sympathisches Kerlchen, aber Singen ist jetzt nicht so seine Stärke. Da habe ich schon viele Karaokesänger besser singen hören, sogar Tania würde Haji locker an die Wand jodeln!
Ein Lied, das auch so richtig schlecht war, das es aber — für uns überraschend — auf Platz zwei brachte, ist „Bombo” von Adelén:
Silber mit Kräutern
Das Archäologische Musuem in Stavanger führt gerade eine Ausstellungsreihe zum Thema Getreide durch, und zu diesem Thema passt natürlich auch Bierbrauen. Bier wurde in Norwegen schon immer gebraut; in früheren Zeiten braute jeder Bauer sein eigenes Bier. Da Hopfen in Norwegen nur schlecht gedeiht, nahmen die frühzeitlichen Brauer allerlei Kräuter zu Hilfe, um das Bier haltbar und schmackhaft zu machen. Häufige Verwendung fanden Gagelstrauch, Schafgarbe, Heidekraut und Wacholder oder andere Kräuter, die gerade zu haben waren.
Das Archäologische Museum hat schon im Juni 2012 zu einem Heimbrauwettbewerb aufgerufen. Die Biere zu diesem Wettbewerb sollten unter Verwendung von in Norwegen heimischen Kräutern gebraut werden; die teilnehmenden Brauer sollten im Sommer noch Gelegenheit haben, Kräuter zu sammeln. Da wir uns in der Botanik aber nicht so gut auskennen, haben wir mit getrockneten Kräutern gebraut.
Wir nahmen mit zwei Bieren am Wettbewerb teil, einem hellen und einem dunklen Bier. Das helle Bier ist vom Stil her ein belgisches Saison, allerdings gebraut mit Wermut, Holunderblüten, Salbei, Himbeerblättern und Spitzwegerich. Das dunkle Bier ähnelt stilmäßig einem Brown Ale, allerdings haben wir etwas Rauchmalz verwendet. An Kräutern kamen Wermut, Schafgarbe, Himbeerblätter, Spitzwegerich, Birkenblätter, Brennessel und Salbei in den Kessel. Hört sich alles fies an, schmeckt aber gut.
Gestern Abend fand nun im Museum die Bewertung der Biere statt. Rund 200 Besucher kamen zu Vorträgen und zum Probieren der Biere und entschieden am Ende über deren Platzierung. Zu diesem Anlass kam auch unsere im Dezember fertiggestellte mobile Zapfanlage zu ihrem ersten Großeinsatz. Der Clou an unserem Zapfkasten: An der Vorderseite ist ein digitaler Bilderrahmen angebracht, der mit einer passenden „Diaschau” die Aufmerksamkeit auf unseren Stand lenkt. So hatten wir reichlich zu tun, die Besucher mit Bier zu versorgen — innerhalb von eineinhalb Stunden waren rund 400 Geschmacksproben zu zapfen! Unsere beiden 19-l-Fässer sind dabei so gut wie leer geworden.
Die Zapferei hat sich gelohnt — am Ende kamen wir mit dem dunklen Bier auf Platz 2 (von 16) — wir sind zufrieden.
Kalt in Norwegen
Seit ca. zwei Wochen haben wir in Stavanger Dauerfrost, speziell in dieser Woche war es morgens ungewöhnlich kalt mit Temperaturen zwischen -10 und -12 °C. Das hat natürlich Folgen: In unserem ungeheiztem Flur/Treppenhaus haben wir gestern Nachmittag mit unserem neuen digitalen Brauthermometer 5,6 °C gemessen. Wenn man aus dem Wohnzimmer kommt, denkt man eigentlich, man stehe schon draußen. Als wir gestern nach Hause kamen, waren es im Wohnzimmer 12 Grad; als wir abends zu Bett gingen, haben es die drei Heizkörper immerhin schon auf knappe 18 Grad gebracht. Heute machen wir mal den Ofen an…
Hat ja aber auch seine gute Seiten: Im Keller sind es knapp sieben Grad, optimale Trinktemperatur für die meisten Biere also.
Wegen der anhaltenden Windstille und der Trockenheit — sehr ungewöhnlich für Stavanger — ist die Luft in der Stadt z.Zt. sehr schlecht. Viele (alle?) heizen mit Holz, fahren vermehrt Auto (wir auch), haben Spikesreifen, die den Asphalt zu feinem Staub zerbröseln — all das führt zu einer enormen Feinstaubbelastung.
Dabei geht es uns ja noch gut! In Røros wurden an mehreren Tagen morgens Temperaturen zwischen -30 und -35 Grad gemessen, tagsüber sind es dort immer noch -20.
Aber am Wochenende soll es wärmer werden, und dann gibt’s auch endlich wieder Regen.
Wir geben doch gern…
Wir hatten ein wenig Sorge, dass der Abend schnell im Chaos enden würde, weil wir im Moment fast nur starke Biere am Hahn haben; bis auf ein Bier haben alle mehr als sechs Prozent Alkohol, das stärkste hat fast zehn. Aber die Sorge war unbegründet, alles lief in geordneten Bahnen, abgesehen von der Tatsache, dass einer von Tanias Kollegen beim Nachhausegehen die Jacke einer (viel kleineren) Kollegin sowie meine Schuhe anzog. Schade, dass sich in der Jacke auch noch Geld und Handy befanden. Entdeckt haben wir das erst viel später…
Die meisten von Tanias Kollegen sind sehr angetan von unseren Bieren und versuchen Tania zu überreden, ihnen etwas zu verkaufen. Ein bisschen stolz sind wir auf die Tatsache, dass eine von Tanias Kolleginnen selbst mit dem Brauen beginnen wird — die Brauerei ist bereits bestellt. Dabei trank sie bis vor einem Jahr, als Tanias Kollegen zum ersten Mal bei uns waren, kein anderes Bier als Tuborg Lite. Das hat sich dann aber schnell gegeben 🙂
Schneechaos
Rogaland versinkt im Schnee. Seit gestern morgen, pünktlich zur Rushhour, schneit es unaufhörlich, 30-40 cm sind es inzwischen wohl. Gestern herrschte natürlich das totale Chaos in Stavanger, weil Räumfahrzeuge wie alle anderen im Stau festsaßen; unser ca. 5 km langer Arbeitsweg dauerte statt der üblichen 10-15 Minuten nun rund 45 Minuten. Wir hörten von Kollegen, die für 10 km über zwei Stunden benötigten, mit dem Auto wohlgemerkt.
Heute sind die Straßen in Stavanger gut geräumt, es herrscht aber kaum Verkehr — das liegt vermutlich daran, dass die Pendler aus dem Umland noch in heimischen Schneewehen feststecken. Außerdem sind die Züge zeitweise eingestellt, der Flughafen ist vorläufig dicht und viele Schulen im Umland bleiben geschlossen. Busse haben 40 bis 90 Minuten Verspätung, zur Insel Hundvåg verkehren sie gar nicht mehr. Die Polizei rief am Abend Helfer vom Roten Kreuz zur Hilfe, damit diese mit dem Schneemobil auf der E-39, der hiesigen Autobahn, eingeschneiten Autofahrern helfen konnten; für Polizeifahrzeuge gab es kein Durchkommen. In der Nacht stoppte die Polizei auf der E-39 alle LKW, die keine Schneeketten angelegt hatten — es waren rund 150-200. Viele hatten keine oder nicht passende Ketten dabei; für diese war die Fahrt zunächst beendet.
Weiteren Schnee wird es zunächst wohl nicht geben. Dafür wird für morgen Sturm vorhergesagt. Am Wochenende soll es vorübergehend mild werden und etwas regnen, danach wieder Frost — da bekommen wir also überall eine schöne Eisschicht.
Winter
Bringt eure Heizkörper raus!
Das wurde aber auch Zeit — Afrika will „uns Norwegern” etwas Wärmendes für den Winter spenden, und das Gute daran: mitmachen kann jeder! Seht selbst:
Hinter der gut gemeinten Initiative steckt Radi-aid — Africa for Norway (hier geht’s zur ebenso gut gemeinten deutschen Übersetzung von Google Translate).
Beeilt euch — nächste Woche wird’s kalt hier!
[Update]
Nun hat auch Spiegel online diesem ernsten Thema einen Artikel gewidmet!