Häuser gibt es viele

Also, wir haben auf Haus Nr. 3 geboten. Allerdings schon fast unverschämt deutlich unter dem zu erwarteten Verkaufspreis. Wir sind wegen der für uns ungünstigen Lage des Hauses allerdings auch nicht bereit, viel mehr zu bezahlen. Mal sehen, ob noch jemand anders auf das Haus bietet. Die Bieterrunde beginnt morgen früh; mal sehen, was dabei heraus kommt.

Inzwischen kommt auch ein weiteres  Haus in Betracht, das in Eiganes liegt. Alt, aber echt unsere Wellenlänge. Mal abwarten, ob wir Nr. 3 zum Schluss bekommen. Das ist das Blöde am norwegischen Bietsystem: Wir haben ein bindendes Gebot abgegeben. Man muss sich also auf eine bestimmte Immobilie einschießen, schon einen Tag nach der Besichtigung wird geboten. Falls man zu zögerlich ist, ist das Traumhaus weg. Aber es kann auch sein, dass einen Tag nach deinem Gebot ein noch besseres Haus angeboten wird. Da ein derartiges Gebot rechtlich bindend ist, kann man es nicht zurückziehen. Man sollte also tunlichst nur auf ein Haus bieten — sonst ist man schnell bankrott. Ein „Gebotformular“ enthält entprechend auch die genaue Uhrzeit, bis zu dem das Gebot gültig ist.

Schuhlose Zeiten

Im Moment sind wir viel auf Socken unterwegs, denn bei Hausbesichtigungen zieht man in Norwegen am Eingang die Schuhe aus. Tja, da haben wir in den letzten Tagen drei Häuser besichtigt, aber zum Bieten auf ein Haus konnten wir uns noch nicht durchringen.

Nr. 1 liegt nicht sehr weit von City oder Uni entfernt, aber zwischen einer recht stark befahrenen Straße und einer Schule. Die Lage wäre für uns nicht das Schlimmste, aber es muss auch noch recht viel gemacht werden. Zwei neue Bäder, neue Elektrik, Parkett abschleifen, Dach isolieren, irgendwann neue Küche, von überall Tapezieren und diverse geklebte Teppiche entfernen ganz zu schweigen. Arnold war wirklich in Versuchung, aber da ich seit bald drei Jahren unter eher provisorischen Verhältnissen lebe, habe ich wirklich keine Lust auf monate- bis jahrelange Baustelle.

Nr. 2 ist in Eiganes, also DEM Topstadtteil Stavangers. Das Haus ist ziemlich groß, aber wir haben noch nicht mal das gesamte Haus besichtigt. Dieses Haus wäre eine komplette Baustelle; wenn es nicht denkmalgeschützt wäre, sollte man es abreißen.

Nr. 3 ist ein wirklich perfektes Haus. Erst zehn Jahre alt, Größe, Schnitt, (Brau-)Keller, Garage, sogar die Preisklasse stimmt. Es sind sogar schon Datenkabel im ganzen Haus verlegt — Arnold hat sich mit leuchtenden Augen sein komplett vernetztes Eigenheim vorgestellt … Nicht mal im Traum haben wir an ein so perfektes Haus gedacht. Nachteil ist die Lage, bzw. die Entfernung zur Arbeit. Es sind mehr als zehn Kilometer (inklusive mehrerer fieser Hügel) und bei den Witterungsverhältnissen hier in der Gegend kann ich mir so eine lange Radtour zum Job beim besten Willen nicht vorstellen. Bekanntermaßen ist ÖPNV in Stavanger keine Alternative; sogar wenn die Busse nach Plan führen, benötigte man etwa eine Stunde für die Strecke. Wirklich schade, aber wir werden wohl auf dieses Haus verzichten!

Nr. 4 haben wir noch nicht besichtigt. Dieses Haus ist nicht weit von der Uni entfernt, und scheint trotz seines Alters gut in Schuss und auch ordentlich renoviert zu sein. Leider ist es bereits jetzt an der oberen Grenze, die wir uns finanziell gesetzt haben. Und mit allen Kaufgebühren und potenziellem gegenseitigem Hochbieten mit anderen Kaufinteressenten wird es finanziell recht eng. Da müssten wir den Gürtel schon sehr eng schnallen …

Ansonsten schraubt Arnold mir gerade einen neuen Rechner zusammen. Es wird eine wirklich richtig gute Maschine … endlich bekomme ich auch einen vollwertigen Ubuntu-Rechner!

Sieben Fußballfelder für jeden Norweger

Die neuen norwegischen Hoheitsgebiete außerhalb der 200-Meilen-Zone

In pink: „Neunorwegen”

Dass Norwegen allenfalls wirtschaftlich oder politisch relativ unbedeutend und klein ist, aber keinesfalls geografisch, dem wird wohl jeder zustimmen, der dieses Land schon einmal bereist hat. Von Oslo bis Kirkenes im Nordosten ist es ungefähr genauso weit wie von Oslo bis ans Mittelmeer — rund 2000 Kilometer.

Damit nicht genug — Norwegen ist gestern um ein ganzes Stück größer geworden, wenn auch nur unterhalb der Wasseroberfläche. Von der UNO-Festlandsockel-Kommision wurde Norwegen ein Gebiet von der Größe Großbritanniens zugesprochen, das sich über weite Teile der Arktis erstreckt.

Hintergrund: Normalerweise gilt beispielsweise für die Nutzung von Bodenschätzen im Meeresboden die 200-Meilen-Zone; allen Küstenländern wird automatisch ein Festlandsockel zugesprochen, dessen äußere Grenze maximal 200 Seemeilen vor der Küstenlinie liegt. Manche Länder verfügen aber über einen Kontinentalsockel, der weiter ins Meer reicht. Diese Länder müssen dies anhand wissenschaftlicher Untersuchungen belegen (hier kommen „wir Geowissenschaftler” ins Spiel) und bei der Uno einen entsprechenden Antrag stellen. Norwegens Antrag aus dem Jahre 2006 wurde nun im Großen und Ganzen zugestimmt.

Bei der Bewertung des Antrages kam Norwegen natürlich zu Gute, dass auch das kleine Eiland Jan Mayen sowie Svalbard (Spitzbergen) zum Hoheitsgebiet gezählt werden.

Nun ist Norwegen also um 235.000 Quadratkilometer gewachsen, oder, wie Norwegens Außenminister Jonas Gahr Støre es bei der Pressekonferenz ausdrückte, um „sieben Fußballfelder für jeden Norweger”.

Oslo: Alles gepackt

Tania mit Kartons: Und das ist längst nicht alles ...

Tania mit Kartons: Und das ist längst nicht alles ...

Ostern verbrachten wir in Oslo, wo wir nun fast alles demontiert und eingepackt haben. Na ja, nicht ganz — unser Schlafsofa, der Fernseher und unser Multimedia-PC stehen noch an ihren Plätzen. Schließlich werden diese Dinge noch bei unserem nächsten Besuch gebraucht.

Bei unserem nächsten Oslo-Aufenthalt werden wir noch ein paar Dinge entsorgen, unsere alte Waschmaschine zum Beispiel. Eine neuere Nachfolgerin wartet bereits bei Tanias Eltern in Stuhr auf ihren Umzug in den Norden. Erstaunlich, wie lange solche Geräte halten. Unsere Maschine haben wir seit 1993, und da haben wir sie schon gebraucht von Tanias Oma übernommen …

Langsam sind wir vom Jagdfieber ergriffen: Mehrmals täglich checken wir den Online-Immobilienmarkt bei finn.no auf der Suche nach interessanten Objekten. In Norwegen geht ja der Immobilienhandel u.U. ziemlich schnell über die Bühne — soll heißen: Vom erstmaligen Besichtigen bis zum Ersteigern vergehen oft nicht einmal zwei Tage, zumindest bei begehrten Immobilien.

Gerade haben wir ein Thema abgeschlossen, das für uns Deutsche ja einen eher faden Beigeschmack hat: die Steuererklärung. Jedes Mal graut uns ein wenig davor und wir schieben es vor uns her, dabei ist es in Norwegen ja sooo einfach! Da es hier kein Bankgeheimnis gibt, weiß Vater Staat ohnehin, wieviel Geld wir verdient und auf unseren Konten haben. Daher war das Thema bei mir nach fünf Minuten erledigt — ich brauchte am PC nur ein paar Mal etwas abnicken und schon war die Steuererklärung für 2008 abgegeben. Bei Tania war es etwas komplizierter, weil sie die Kosten für das Pendeln zwischen Stavanger und Oslo einreicht. Aber länger als eine Stunde hat das auch nicht gedauert.

Morgen werden wir mal testen, wie so die Autowerkstätten in Stavanger sind. Die häufigen Touren zwischen Oslo und Stavanger (in den letzten sieben Wochen waren es immerhin deren fünf) haben offenbar ein wenig am Material gezehrt. Wir verlieren mal wieder eine Flüssigkeit — es sieht nach Öl aus. Hoffentlich wird es nicht so teuer — wir wollen unser Geld ja eigentlich für etwas anderes verbraten!

K & K (Kredit & Kohlfahrt)

Wir kommen gerade aus der Stadt. Es passiert ja selten, dass wir mal ausgehen (vor allem am Montag …!), aber heute haben wir uns mal was gegönnt. Es war uns nach feiern, nachdem wir heute einen Banktermin wegen eines Kredits hatten. Unsere Finanzen sind völlig im grünen Bereich; die Bank würde uns einen wesentlich höheren Kredit geben, als wir jemals in Anspruch nehmen wollten. Wir können also entspannt auf Haussuche gehen — die Finanzierung ist gesichert.

Auf Aftenposten haben wir heute kleine Tipps zum Essen im Ausland gefunden. Zunächst auf Griechenland fokussierend (es geht ja bald nach Kreta), stolperte ich über Essen in Deutschland. Und, wer soll da wohl aus seinem Ehrfahrungsschatz berichten?! — Genau, der Rune Bratseth. Nach Essenstraditionen in Deutschland gefragt, fällt ihm sofort die norddeutsche Kohl- und Pinkelfahrt ein. Er war anscheinend auf mehreren Kohlfahrten und mag das Essen („Sehr gut, aber die Deutschen können ja sowieso gut Würstchen zubereiten“). Und sogar das Schnapsglas um den Hals scheint ihn nicht abzuschrecken …

Im Netz gefunden: Innovativer Browser

Der norwegische Internetbrowser Opera gilt als besonders innovativ. Immer wieder kommt die Softwareschmiede aus Oslo auf tolle Ideen, wie sich das Surfen angenehmer und/oder komfortabler machen lässt — deswegen benutzen wir Opera bereits seit mehreren Jahren.

Ein Feature beispielsweise sind die sog. Mausgesten, die Opera bereits vor acht Jahren einführte. Hierbei führt man bei gedrückter rechter Maustaste Bewegungen mit der Maus aus, die verschiedene Aktionen auslösen, wie z.B. vor-/zurückblättern, Öffnen/Schließen von Seiten usw.

Einen Schritt weiter gehen Opera Labs, die „Erfinderabteilung” bei Opera. In einem YouTube-Video veröffentlichte Opera Labs gestern ihre neueste Erfindung: Gesichtsgesten — da viele PCs heutzutage über eine Webcam verfügen, kann man den Webbrowser statt mit der Maus nun mit dem Gesicht (und Gesichtsausdrücken) steuern. Aber seht selbst:

Im Blog von Opera Labs weist Opera darauf hin, dass die Software noch nicht ganz fertig sei. So kann es zu Problemen mit der Steuerung bei üppigem Bartwuchs oder auf „Erwachsenenseiten” kommen …

Artikel

Tanias Forschungsprojekt im UniverS

Tanias Forschungsprojekt im UniverS

In der letzten Ausgabe des Magazins der Universität Stavanger (UniverS) wird übrigens über unser aktuelles Forschungsprojekt berichtet. Da der Aufhänger die neuesten Ergebnisse von der Forschungsfront am Rasterelektronenmikroskop sind, werde ich auch erwähnt. Man kann die Zeitschrift online lesen; wer also sein Norwegisch trainieren möchte und sehen will, womit ich so mein Geld verdiene,  sollte diesem Link folgen und sich zu Seiten 25-27 durchklicken.

Busy May

Der Mai wird ein hektischer Monat. Wir werden nicht nur viel unterwegs sein, sondern müssen auch noch unseren Umzug bis Mitte Mai über die Bühne kriegen. Bereits am 16. Mai wird Schlüsselübergabe sein, so dass wir das Packen, Umziehen und Putzen bis dahin erledigt haben müssen. Wenigstens ist bald Ostern — da werden wir in Oslo noch ordentlich etwas reißen können.

Aber immerhin hat die vorgezogene Hausübergabe den Vorteil, dass wir so ganz entspannt Ende Mai nach Kreta aufbrechen können. Außerdem können wir uns so länger über die Tatsache freuen, dass wir (Kronen-) Millionäre sind … Lange wird diese Freude ja leider nicht anhalten!

Stavangers Gipfel

Ganz oben: Ullandhaug mit Fernsehturm

Ganz oben: Ullandhaug mit Fernsehturm

Nun ist es mit Hilfe zeitgemäßer technischer Ausstattung festgestellt worden: Der Ullandhaug ist Stavangers höchster Punkt! Mit einer Höhe von 138,95 m über dem Meeresspiegel liegt er deutlich über Jåttånuten, der nur 137,87 m misst. Leider, muss man sagen, denn auf dem Ullandhaug befindet sich auch Stavangers Universität, zu der wir ja normalerweise mit dem Fahrrad fahren.

Bisher galt Jåttånuten als Stavangers höchste Erhebung. Doch dank des Landvermessers Tor Helge Skorge sind wir nun eines Besseren belehrt worden. Skorge ist Mitglied bei den World Wide Vikings, die unter anderem das Ziel haben, den jeweils höchsten Gipfel in jeder norwegischen Gemeinde zu besteigen.

Ganz einfach war es nicht, Jåttånuten zu erklimmen, denn dieser Hügel ist eigentlich militärisches Sperrgebiet, da sich in dessen Innern das „Joint Warfare Center” der NATO befindet.

Ausschlaggebend für den klaren Sieg des Ullandhaugs war dabei übrigens ein großer Findling, der sich am Top befindet — bei früheren Messungen wurde jener wohl übersehen.