17. Mai

Alles gut: Die Braumagd kontrolliert den Brauvorgang

Alles gut: Die Braumagd kontrolliert den Brauvorgang

Auch in diesem Jahr feierte Norwegen sich selbst am 17. Mai, dem Nationalfeiertag oder Grundgesetztag. Dieser Tag wird in den meisten Familien gefeiert; überall im Land finden Umzüge statt und die meisten putzen sich ordentlich heraus — mehr zu diesem Thema haben wir bei ZBiO schon geschrieben.

In diesem Jahr fiel der 17. Mai auf den Freitag vor Pfingsten, was uns ein schönes langes Wochenende bescherte. Was liegt da ferner als ein gutes Bier zu brauen? Genau, nichts! Da das Wetter mitspielte, konnten wir endlich wieder draußen auf der Terrasse brauen. Zur Feier des Tages verzierten wir unseren Braukessel mit rot-weiß-blauer Schleife und norwegischer Flagge. Dennoch ernteten wir manch bösen Blick von passierenden Passanten 😉

Zu guter Letzt kam dann wieder ein Spielmannszug mitsamt einer Abordnung des hiesigen Fußball-Erstligaklubs Viking FK durch unsere Straße marschiert.

Europa sang

Na, das war ja mal wieder was! Der Eurovision Song Contest lief zwar schon vor einer Woche, dennoch wollen wir als treue Zuschauer der größten Unterhaltungsshow der Welt noch unseren Senf zu diesem Thema hinzugeben.

Im Großen und Ganzen verlief der ESC in diesem Jahr ziemlich enttäuschend — es gab ja eigentlich niemanden, der so gar nicht singen konnte. Ein wenig langweilig war’s, weil fast alle Teilnehmer irgendwie im gleichen Musikbrei herumrührten. Im Finale gab es nur noch wenige Titel, die aus diesem Einerlei herausragten. Für uns waren das

  • Frankreich: Sonst gibt es von dort meist etwas Schwülstiges — in diesem Jahr unfranzösisch rockig, aber dennoch nur Platz 23, noch vier Punkte weniger als Deutschland
  • Armenien: Cooler Hard Rock — mein persönlicher Favorit, aber ist eben nicht massenkompatibel. Trotzdem mehr als doppelt soviel Punkte wie Deutschland
  • Rumänien: Jau, endlich mal was Schrilles! Der Opernsänger Cezar ist vermutlich auch nicht gerade massenkompatibel, kam aber immerhin auf Platz 13. Besseres Songmaterial hätte ihn wohl noch weiter nach oben gespült
  • Ungarn: Tanias Favorit, für mich im ersten Moment etwas langweilig, aber nach mehrmaligem Hören gar nicht so schlecht. Am Ende 10. Platz, Hut ab!
  • Griechenland: Ich hatte eigentlich mit einer düsteren, depressiven Ballade gerechnet, statt dessen traten die Griechen mit einem flotten Liedchen mit dem für norwegische Verhältnis provokanten Titel Alcohol is free an, in dem es — weniger lustig — um die politischen Verhältnisse in Griechenland geht. Zum Glück nur Platz 6, man stelle sich vor, das arme Griechenland hätte gewonnen und hätte 2014 den ESC ausrichten müssen!

Für Deutschland lief es ja nicht so gut. Manche vermuten ja schon eine antideutsche Verschwörung, wir denken eher, der Titel war einfach nicht gut genug. Egal, Schwamm drüber!

So richtig großes ESC-Kino bot in diesem Jahr Georgien mit einer Ballade, die alles hatte, was man am ESC doch sooo liebt: Schöne Menschen in schönen Gewändern, eine nebelbedeckte Bühne, einzigartige, noch nie dagewesene und in dieser Form noch niemals nicht aufgeführte Choreographie, Nebelfontänen und sogar Feuerregen! Und dann schmiegt sich Sängerin Sophie Gelovani in ihres Sangespartners Arm und hebt dabei das Bein fast so wie ein Köter an der Laterne und dann und dann und dann geht auch noch die Windmaschine an! WOW! Und während des gesamten Liedes betonen sie das Wort waterfall so, dass es sich irgendwie wie butterfly anhört! Am Ende aber nur Platz 15, trotz all dieser Finessen. Puh, hier ist noch mal das Video zum Zurücklehnen und Genießen:

Mal wieder in Dänemark

Das Himmelfahrtwochenende haben wir in einem Ferienhaus ein paar Kilometer südlich von Løkken verbracht, wo wir meine (A.) Eltern nebst Schwester und Schwager trafen. Anlass des Familientreffens war der 50. Hochzeitstag meiner Eltern; das Wochenende war ein gemeinsames Geschenk von uns Abkömmlingen.

Bescheidene Hütte: Ferienhaus bei Løkken

Bescheidene Hütte: Ferienhaus bei Løkken

Für uns begann die Reise etwas stressig, da wir himmelfahrtmorgens um vier Uhr nach dem Einsteigen ins Auto feststellten, dass unsere Fähre eine Stunde eher als wir dachten den Hafen von Kristiansand verlassen würde. Uns blieben drei Stunden, um die 230 km bis zum Anleger zurückzulegen. Mit „legalen Geschwindigkeiten” ist das nicht zu schaffen, also hieß es wieder, kräftig auf die Tube zu drücken. Um 7:05 erreichten wir den Anleger — alles gut gegangen, dieses Mal kein Ticket kassiert 😉

Am Strand bei Løkken

Am Strand bei Løkken

Ach ja, geschmuggelt haben wir ja auch noch! Neun Liter Selbstgebrautes haben wir aus dem Land gebracht — ich vermute mal, das passiert nicht so oft, dass Alkohol aus Norwegen herausgeschmuggelt wird, deswegen ist in Hirtshals im Hafen auch nie ein Zöllner zu sehen. Neben Haake-Beck Maibock und Hemelinger Pils und Weizen wurde unser Imperial Red Ale gern getrunken.

Wir verbrachten die Tage mit Strandspaziergängen und Fahrten nach Løkken und Blokhus. Ein Höhepunkt war der Besuch des Wollfestivals in Saltum, das, wie ich erst heute gelesen habe, das größte Wollfestival Skandinaviens ist! Toll, da wissen wir das jetzt auch!

Zurück aus Oslo

Am vergangenen Wochenende waren wir in Oslo, um an der diesjährigen Norwegischen Meisterschaft im Heimbrauen teilzunehmen. In diesem Jahr nahmen wir nur am „Saalwettbewerb” teil, bei dem das anwesende Publikum über den Gewinner entscheidet. Bei rund 80 Konkurrenten kamen wir am Ende auf den 14. Platz; wie schon im letzten Jahr hatten wir das beste Bier aus Stavanger und Rogaland. Unser Bier war so gut, dass wir hier in Stavanger schon von Leuten darauf angesprochen wurden, die in Oslo gar nicht dabei waren und das Bier probieren konnten, die aber von anderen gehört haben, dass es gut war.

Speziell für die Meisterschaft hatten wir ein schwarzes Weizen-IPA gebraut. Dabei haben wir mutig die Stilrichtungen Weizenbier, Imperial Stout und Rauchbier gekreuzt — vermutlich weltweit einzigartig. Die Leute waren ziemlich begeistert von diesem starkgehopften Bier, das mit fünf Getreide- und sechs Hopfensorten gebraut wurde und auf gemütliche 8,4 vol.-% Alkohol kam. Hätten wir uns einen besseren Platz im Saal ausgesucht, hätten wir wohl noch weiter kommen können; wir standen etwas ungünstig so dass nicht alle Besucher zu uns kamen. Am Ende waren unsere beiden 19-l-Fässer leer — wir haben schätzungsweise 450 Geschmacksproben gezapft und ungefähr 200 mal erzählt, um was für ein Bier es sich handelt.

Bevor wir zur Meisterschaft in die Kanonenhalle — einem Relikt der Deutschen aus dem Weltkrieg — fuhren, waren wir noch bei Bryggselv, einem Heimbrauladen in Oslo, in deren Kühlraum wir auch unsere Bierfässer haben übernachten lassen. Bei Bryggselv gab es bei Superwetter ein kleines Aufwärmen zur Meisterschaft, mit Gegrilltem, Salaten und Soßen sowie selbstgebrautem Stout und IPA. Dort lernten wir auch den Brauer Per kennen, der, wie sich später, nachdem wir schon eine ganze Weile mit ihm auf Norwegisch parlierten, herausstellte, aus Fischerhude kommt — so klein ist die Welt.

Bis zum Dienstag blieben wir noch in Oslo, besuchten ein paar Freunde, guckten uns neue Stadtviertel und neue Kneipen sowie das nach dem Bombenanschlag von vor knapp zwei Jahren immer noch nicht wieder hergestellte Regierungsviertel an, ehe es dann wieder zurück nach Stavanger ging. Insgesamt ein nicht ganz billiger Kurzurlaub, was auch daran liegt, dass ich auf der Hinfahrt mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Geschwindigkeitskontrolle gefahren bin — mit 85 in der 70er-Zone erwischt zu werden, kostet mal eben 2600 Kronen oder rund 340 Euro, alternativ drei Tage Knast — mal sehen, wofür ich mich entscheiden werde ;-). Auf jeden Fall fahre ich jetzt (etwas) langsamer…

Besuch im Geologen- und Biertrinkermekka Island

Ich hatte das große Glück, mit einem Teil meiner Kollegen zu einem dreitägigen Teambuildingseminar nach Island reisen zu dürfen. Ein entsprechendes Seminar machen wir jedes Frühjahr, bleiben aber normalerweise im Lande – für die skilanglaufbegeisterten Norweger sind die üblichen Ziele Finse, Sirdal oder Geilo ja auch schön. Für uns nicht ganz so skilanglaufbegeisterte Zugewanderte hat es eigentlich mit Schnee den Winter über gereicht; wir könnten gut auf noch mehr Schnee verzichten. Nun kamen aber zwei glückliche Umstände zusammen: Erstens hat Iris in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum und zweitens hat Iris Energy im vergangenen Jahr den größten Gewinn seit Bestehen eingefahren. Grund genug für unsere Chefetage, uns auch mal eine Auslandsreise zu spendieren (aber Schnee musste es dennoch sein).

Es ging also nach Island. Für eine Geologin ist das natürlich schon mal eine richtig klasse Sache … auf einem mittelozeanischen Rücken steht man ja nicht so oft, meist sind die ja – ihrem Namen entsprechend – von ziemlich viel Ozeanwasser bedeckt. Etwas Sorgen machte mir die Tatsache, dass mir trotz fundierten Fachwissens keine isländische Brauerei bekannt ist. Sollte ich auf importiertes Industriebier à la Tuborg, Heineken oder Beck’s angewiesen sein?! Nein, meine Befürchtungen waren vollkommen unbegründet – es gibt sehr gutes einheimisches Bier, und Surtur 8.1 vom Borg Brugghús ist eines der besten (und sicher auch teuersten) Biere, die ich je getrunken habe. Schwamm drüber, man kann ja nicht nur teambuilden.

Also, hier ein kurzer Abriss des touristischen Teils der Reise:

  • Baden in der Blauen Lagune (bláa Lónið) mit anschließendem Abendessen im dortigen Restaurant Lava
  • Interessanter und differenzierter Vortrag vom ÌSOR, dem isländischen geologischen Dienst zum Thema Geothermie
  • Besuch des Hellisheiði Geothermalkraftwerks mit einem deutlich weniger differenzierten Vortrag, in dem alle Probleme unter den Teppich gekehrt wurden (z.B. die große Anzahl an Erdbeben, die durch das Zurückpumpen des Wassers ausgelöst werden oder die sehr hohe Schwefelbelastung der Luft und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme sowie Korrosionsanfälligkeit aller Metalle)
  • Abendessen im Restaurant Iðnó
  • Sightseeingtour in Superjeeps mit diversen Highlights (Þingvellir Nationalpark, Geysir, Gullfoss, Autotour auf einen Gletscher)
  • Abendessen im Restaurant Perlan – einem sich drehenden Restaurant auf Reykjavíks Warmwasserspeichern

Altes Haus, wie hast du dich verändert!

Durch Zufall stießen wir auf die Verkaufsanzeige von dem Haus in Oslo, wo wir unsere erste Wohnung hatten. Wer darauf bieten möchte: Die Preisvorstellung liegt bei 8,5 Millionen Kronen, also gut 1,1 Millionen Euro beim derzeitigen Kurs. Vor sieben Jahren konnte man das Haus übrigens noch für 4,9 Millionen Kronen bekommen. Allerdings hat der derzeitige Besitzer einiges an Geld reingesteckt.

Da in Norwegen die Immobilienanzeigen reich bebildert sind, haben wir hier eine kleine „Vorher-Nachher-Serie” angelegt — aus dem Jahre 2002 und heute also. Beim Betrachten der Bilder fragen wir uns immer, wo die Leute so ihre Sachen lassen…

Brauen im Cardinal

Kann losgehen: Heimbraukurs im Cardinal

Kann losgehen: Heimbraukurs im Cardinal

Gestern haben wir unser Wissen im Bereich Bierbrauen an dreißig interessierte angehende Heimbrauer weitergegeben. Bereits zum zweiten Mal hielten wir im Cardinal einen Kurs im Heimbrauen. Während wir die interessierten Zuhörer in die Geheimnisse des Schrotens, Maischens, Läuterns, Würzekochens und Vergärens einweihten, brauten wir parallel dazu mit der Cardinal-eigenen Brauerei.

Im Gegensatz zu unserem ersten Kurs, den wir im September hielten, verzichtete Tom, Chef vom Ganzen, auf das aufblasbare Planschbecken, in das damals die Brauerei gestellt wurde, um gegebenenfalls Verunreinigungen am englisch-flauschigen Teppichboden zu vermeiden — schließlich hatten wir im letzten Jahr so sauber gearbeitet, dass es ihm gestern nicht notwendig erschien. Tja, so kann man sich irren!

So geht es auch: Tania mit Malzextrakt

So geht es auch: Tania mit Malzextrakt

Bereits beim letzten Cardinalbrauen hatten wir etwas Mühe, die Bierwürze von Siede- auf Gärtemperatur herunterzukühlen (Details dazu stehen im Beitrag zu unserem letzten Kurs). Auch in diesem Jahr sollte wieder eine spezielle Kühlmaschine diese Aufgabe übernehmen, die beim letzten Mal damit vollkommen überfordert war. Da wir gestern aber nur die halbe Menge Bier brauten, gingen wir davon aus, dass es dieses Mal besser funktionieren würde — tat es aber nicht.

Aber: Gestern hatten wir einen „Plan B” — Tom hatte vorsorglich einen langen Gartenschlauch quer durchs Lokal gelegt, damit wir zur Not doch mit Leitungswasser kühlen konnten, so, wie wir es zu Hause auch machen. Das warme „Abwasser” wurde einfach durchs Fenster auf die Straße geleitet (aus der ersten Etage, wohlgemerkt).

Als wir also feststellten, dass wir auf Plan B zurückgreifen mussten, entfernte Tom kurzerhand die Kühlmaschine und schloss den Gartenschlauch an den Spiralkühler an, während wir weiter unseren Vortrag hielten. Nachdem das kalte Leitungswasser eine Weile lief, löste sich leider die Schlauchklemme, so dass der Gartenschlauch in der Luft tänzelnd Kursteilnehmer, Vortragshalter, Brauerei, Notebook, Decke und eben den flauschigen Teppich bereitwillig einnässte, ehe er eingefangen und beherzt aus dem Fenster (der ersten Etage) gehalten werden konnte. Naja, grad noch mal gut gegangen — schlimmer wäre es gewesen, wenn das Wasser in den Braukessel gelaufen wäre.

Ansonsten lief aber alles glatt. Nun sind wir gespannt, ob aus dem Bier etwas wird.

Und schon haben wir den Salat! [Update]

Das Jahr war bisher ungewöhnlich trocken und speziell der März sehr kalt, und schon verdoppelt sich ab heute der Strompreis, weil das verfügbare Wasser in den Stauseen knapp wird und es noch eine Weile dauern wird, ehe die Schneeschmelze in den Bergen einsetzt sowie durch steigende Temperaturen die Stromnachfrage nachlassen wird.

Bereits der Februar ging als der Monat mit der längsten zusammenhängenden Schönwetterperiode in die Geschichte ein: satte zwölf Tage eitel Sonnenschein am Stück hat es in Stavanger seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht gegeben. Und der März hielt es nicht viel anders: Insgesamt wurden 16 Schönwettertage registriert — Rekord für die vergangenen zehn Jahre (unabhängig vom Monat)!

Um mal zu verdeutlichen, wie bescheiden das Wetter hier sonst so ist: Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits 35 Schönwettertage gezählt — normal wären acht gewesen. 2012 gab es im gesamten Jahr nur 31 davon, 2004-2012 im Mittel 37. Da die Sonne immer noch scheint, schwant uns Böses für den Rest des Jahres…

Als „Schönwettertag” gilt übrigens ein Tag, an dem es um 7, 13 und 19 Uhr nicht mehr als halbbewölkt ist.

Und wenn die Sonne so viel am Scheinen ist, tut es logischerweise weniger regnen tun! Im März hatten wir 8,1 mm Niederschlag, die zehnfache Menge wäre normal gewesen; damit hatten wir den trockendsten März seit 49 Jahren. In diesem Jahr fielen erst 120 mm, im Normalfall sind es dreimal so viel.

Dementsprechend sieht es überall dort, wo es sonst noch oder wieder grünt, beige-braun aus. In diesem Artikel gibt es ein paar Luftbilder, die eher an die Sahel-Zone erinnern als an die Essenskammer Norwegens.

Und denkt nur an die Landwirtschaft! Da der Boden immer noch metertief gefroren ist, darf keine Gülle ausgebracht werden. Bei vielen Höfen werden die Lagerkapazitäten für dieses edle Gut knapp. Abgesehen davon sollten Kartoffeln und Getreide schon in der Erde sein.

Hinzu kommt die latente Brandgefahr. Seit Anfang März ist jegliche Form offenen Feuers im Freien strengstens untersagt; eine weggeworfene Zigarettenkippe hatte erst vergangene Woche eine Großbrand verursacht, der erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte; hier gibt es ein paar Fotos.

Und jetzt noch die Strompreise. Wo soll das nur enden??

[Update]

Na also, geht doch! Heute stürmt und schneit es, bei ca. 4 Grad; endlich wieder ordentliches Wetter.