Sommerradler

Seit knapp einer Woche sind wir zurück von unserem Sommerurlaub. Weil uns nicht Besseres einfiel, haben wir uns wieder unser Tandem, Anhänger und Zelt geschnappt und sind zu einer Rad-/Campingtour nach Dänemark aufgebrochen. An 19 Tagen legten wir 729 km zurück.

Kann losgehen: Die Frau kennt den Weg

Kann losgehen: Die Frau kennt den Weg

Die Anreise nach Dänemark ist für uns sehr einfach: Dank der direkten Fährverbindung von Stavanger nach Hirtshals in Dänemark brauchen wir nur aufs Rad zu steigen und die ca. 16 Kilometer zum Fähranleger zurückzulegen. Am nächsten Morgen können wir dann in Dänemark von der Fähre rollen. Der besondere Luxus für Rad- und Motorradfahrer: Wir dürfen als erstes an Bord, und in Hirtshals schafften wir es sogar, als erstes wieder von Bord zu fahren.

Pause auf dem Weg nach Skagen

Pause auf dem Weg nach Skagen

Wir hatten eine Weile überlegt, welche Richtung wir einschlagen sollten, schließlich hatten wir schon zwei Mal Radtouren in Jütland gemacht. Die Entscheidung wurde uns dann aber von der vorherrschenden Windrichtung abgenommen. Bei 5-6 Windstärken aus südwestlicher Richtung zögerten wir nicht lange und fuhren schön mit Rückenwind ins ca. 59 km entfernte Skagen, der nördlichsten Stadt Dänemarks, wo wir bereits gegen 12 Uhr eintrafen. So hatten wir noch genügend Zeit, im Hafen etwas zu essen und im Skagen Bryghus die dort gebrauten Biere zu verkosten. Diese dürften dem gemeinen deutschen Biertrinker zusagen, da sie allesamt recht malzig und vollmundig schmecken.

Nett: Überdachte und windgeschützte Sitzgelegenheit

Nett: Überdachte und windgeschützte Sitzgelegenheit

Am nächsten Tag war der Wind eingeschlafen, so dass wir ohne Probleme Richtung Süden nach Frederikshavn fahren konnten. Unterwegs, in einem Örtchen namens Ålbæk, liegt Det bette ølhus — das kleine Bierhaus, ein Bierladen mit Ausschank. Dort gibt es vorwiegend belgische Biere; da es draußen gerade arg nach Regen aussah, suchten wir dort Unterschlupf. Tania trank dort ein Tripel mit 10 % Alkohol — um sicher zu gehen, dass sie hinterher noch aufs Rad kommt, verdünnte sie es aber hinterher mit einem Bier, das nur 7 % hatte. So erreichten wir gut gelaunt gegen 15 Uhr einen Campingplatz nördlich von Frederikshavn — einem Riesenplatz mit allem drum und dran, sogar überdachte Sitzgelegenheiten für Camper wie uns, die nicht über beheizte Wohnwagen mit geräumigen Vorzelten verfügen.

Übersetzen über das Langerak

Übersetzen über das Langerak

Tags darauf wurde der Wind wieder stärker, kam aber wieder aus einer für uns günstigen Richtung. Wir setzten unseren Weg Richtung Süden fort bis nach Hals Strand Camping, etwas nördlich der Mündung des Limfjordes in das Kattegat.

Artgerecht seziert: Räucheraal in Ulbjerg

Artgerecht seziert: Räucheraal in Ulbjerg

Aalborg ist für uns immer eine Reise wert, daher war die Stadt unser nächstes Etappenziel. Nach dem Übersetzen über das Langerak, wie der Limfjord östlich von Aalborg heißt, bekamen wir einen Vorgeschmack auf das, was an den nächsten Tagen folgen sollte: Kräftiger Gegenwind. Wir waren froh, dass wir zunächst nur rund 35 km davon hatten. In Aalborg kehrten wir in Søgaards Bryghus ein, wo es wieder ein paar neue Biere gab. Auf dem Campingplatz in Aalborg machten wir auch Bekanntschaft mit Elvira und Wigmund aus Haugesund. Wigmund heißt eigentlich Sigmund, aber er hatte nur noch wenige Zähne, daher bereitete ihm die Aussprache des „S” einige Probleme …

Geradeaus so weit das Auge reicht: Ehemalige Eisenbahnstrecke

Geradeaus so weit das Auge reicht: Ehemalige Eisenbahnstrecke

Nach einem Ruhetag in Aalborg (und pflichtgemäßem Besuch der Cask-Beer-Bar „The Wharf” am zweiten Abend unseres Aufenthaltes) machten wir uns auf in Richtung Südwesten. Wir hatten zunächst überlegt, noch weiter an der Ostküste Jütlands nach Süden zu fahren, z.B. nach Århus, aber die Aussicht auf anhaltende Westwinde, die wir später auf rund 150 km Strecke gen Westen gehabt hätten, und schlechtes Wetter im mittleren und südlichen Jütland bewogen uns zu der Entscheidung, lieber im Norden zu bleiben und gleich in Richtung Westen aufzubrechen. Somit stand uns ein ganzer Tag bei heftigem Gegenwind bevor. Zeitweise verlief der Wanderradweg auf ehemaligen, zu Radwegen umgebauten Eisenbahnstrecken. Diese boten durch Bäume und Büsche guten Schutz vor dem Wind und hatten nur geringe Steigungen. Da es aber kilometerweit nur geradeaus ging, war es auf diesen Wegen auch recht eintönig. Am Ende waren wir froh, nach rund 75 km den Campingplatz in Ulbjerg erreicht zu haben. Immerhin hatten wir noch einen Schnitt von 17,8 km/h erzielt, gemessen allerdings nur während der Zeit, wo wir uns auch bewegten. Insgesamt brauchten wir 6,5 Stunden an diesem Tag.

Halbwegs windgeschützt: Platz in Nørre Vorupør

Halbwegs windgeschützt: Platz in Nørre Vorupør

Am nächsten Tag mussten wir unser Zelt nass einpacken, denn es hatte nachts und früh morgens geregnet. Der Wind wehte schwach bis mäßig aus Südwest, so dass wir uns zeitweise über Rückenwind freuen können. Diese Freude wurde durch die teilweise heftige Morphologie getrübt, aber wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab — auf einer längeren, geraden Strecke erreichten wir unseren neuen „All-Time-Rekord” von 62,6 km/h. Bei der Tour de France sind die Radler ja ähnlich schnell unterwegs, aber bei denen habe ich noch nie einen Anhänger gesehen 🙂 Am Ende des Tages erreichen wir den Campingplatz von Nykøbing/Mors; wir hatten wieder über 70 km auf der Uhr.

Kleine Stärkung unterwegs

Kleine Stärkung unterwegs

Nach einem weiteren Tag mit vielen Höhenmetern, aber nur 56 km Entfernung, erreichten wir die Westküste bei Agger. Das Wetter war abends sehr regnerisch, so dass wir froh waren, dass der Campingplatz über gute Facilities verfügte. Von nun an lagen nur kurze Distanzen vor uns; wir fuhren langsam aber sicher in Richtung Hirtshals. Von Agger ging es nach Nørre Vorupør. Der Platz dort ist nett gelegen — mitten in den Dünen, teilweise mit Meerblick, aber wegen des starken Windes zogen wir es vor, auf einem windgeschützten Platz zu zelten. Von Nr. Vorupør ging es ins nur 31 km entfernte Thisted. Hier gibt es eine kleine Brauerei, die ein paar gute Biere im Programm hat, die man im Nordwesten Jütlands so gut wie überall kaufen kann. Genannt seien hier Porse Guld, ein helles, etwas stärkeres Bier, das mit den Blättern des Gagelstrauches gewürzt wird, Limfjordsporter, ein starkes Porter, sowie das Stenøl 5, einem sehr malzigen Bier, in dessen Würze glühendheiße Steine getaucht werden. Dadurch karamellisiert der in der Würze enthaltene Zucker an der Steinoberfläche; während der Lagerung wird dieser Zucker wieder im Bier gelöst und trägt mit süßlichen Röstaromen zum Aroma des Bieres bei. Da wir noch viel Zeit bis zu unserer Rückreise hatten, legten wir in Thisted wieder einen Ruhetag ein.

Weiter ging es nach Klim Strand, wo es eigentlich nichts außer einem riesen Campingplatz gibt, der über Restaurant, Supermarkt, Schwimmbad und einer Wellness-/Spaabteilung verfügt. Nun gut, brauchen wir alles nicht wirklich. Von Klim ging es nach Blokhus, wo wir abermals einen Tag Pause einlegten. Das Wetter wurde nun endlich sommerlich. Blokhus verfügt u.a. über einen englischen Pub. Man gibt sich dort Mühe, auch Biere abseits von Carlsberg/Tuborg/Royal anzubieten, allerdings scheinen diese nicht so richtig zu laufen, denn sie schmeckten nicht mehr ganz frisch.

Am Strand von Blokhus

Am Strand von Blokhus

Wer Blokhus sagt, muss natürlich auch Løkken sagen. Daher ging es am nächsten Tag für zwei Nächte in den nur 23 km entfernte Touristenort. Da die Entfernung so kurz war, befuhren wir Strecken, die wir mit bepacktem Tandem sonst eher meiden: Unbefestigte Wege durch die sogenannten Klitplantagen, den waldähnlichen Gebieten, die man vor rund 200 Jahren in den Dünen angelegt hat, um Sandflucht zu vermeiden. Auf den sandigen Wegen sackten wir mit unseren schmalen Reifen ein gutes Stück ein, so dass wir nur langsam voran kamen. Ab Grønhøj fuhren wir sogar am Strand, mussten allerdings zwischendurch schieben, weil der Sand zu locker war.

Leuchtturm von Rubjerg Knude

Leuchtturm von Rubjerg Knude

In Løkken blieben wir abermals zwei Nächte — wir wollten unbedingt vermeiden, in Hirtshals übernachten zu müssen. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Løkken unternahmen wir — zur Abwechslung ohne Gepäck — eine kurze Radtour zur größten Wanderdüne Europas, Rubjerg Knude und dem dazugehörigen Strandvogtmuseum. Hin- und Rückweg waren dabei allerdings länger als die Einzeldistanzen an den vorherigen Tagen.

Geschafft: Zurück in Hirtshals

Geschafft: Zurück in Hirtshals

Am letzten Tag ging es dann nach Hirtshals. Bei bestem Wetter wollten wir es noch einmal wissen — auf den knapp 43 Kilometern schafften wir einen Schnitt von 23 km/h; nach weniger als zweieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel.

Bis zur Abfahrt unserer Fähre um 20 Uhr blieb uns noch ausreichend Zeit, uns eingehend mit der örtlichen Gastronomie zu beschäftigen, allerdings ist die Auswahl beschränkt.

Als Radfahrer kamen wir wieder als erste an Bord. Nachdem wir geduscht und im Bordrestaurant gegessen hatten, durch den Taxfree-Shop gegangen waren und unser erstes Bier in der Bordbar tranken, konnten wir nur mitleidig auf die Autoschlange am Anleger schauen — die letzten Fahrzeuge waren noch immer nicht an Bord 🙂

 
 
 

Unsere gefahrene Strecke kann hier nachvollzogen werden (bitte hineinzoomen, um Details zu sehen):

4 Kommentare

  1. Moin ihr beiden,

    wow – hätte nie gedacht, dass man im nördlichsten Zipfel Dänemarks auf über 700 km Strecke kommen kann! Ward ihr auch schwimmen/baden? Oder nur duschen? Bild 14 musste wohl der Vollständigkeit halber gezeigt werden. Ich bekomme es nicht mehr aus dem Kopf…

    Beste Grüße aus der Heide

    Detlef

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