Krise I
Brauen wir zu viel oder trinken wir zu wenig? Nun, wahrscheinlich beides! Als wir gestern Abend die Bierbrauplanung der nächsten Wochen durchgingen, fiel uns auf, dass wir nicht mehr ausreichend Leergut haben. Besonders bei den Fässern deutet sich ein Engpass an — von 21 Fässern sind nur noch zwei leer, und weitere 40 Liter warten im Gärtank auf die Abfüllung. Als Sofortmaßnahme werden wir die Produktion um 33 % kürzen und uns bemühen, den Absatz etwas anzukurbeln 😉Krise II
Norwegen empfinden wir in vielen Dingen als vorbildlich unkompliziert. Will man zum Beispiel die Bank wechseln, kann man eine (staatliche) Webseite aufrufen, sich die Bank mit den günstigsten Zinsen heraussuchen, denen eine Mail schreiben und das war’s dann auch schon fast. Die neue Bank übernimmt dann z.B. alle Konten, Kredite, Daueraufträge, Lastschriften usw. von der vorherigen — total easy! Oder nehmen wir die Steuererklärung: Die bekommt man wegen des mangelnden Bankgeheimnisses fertig ausgefüllt zugeschickt. Alle Saldi von Bankkonten und das übrige Hab und Gut wie Haus, Auto, Boot sind mit ihren zu versteuernden Werten bereits aufgeführt. Ist alles korrekt, kann man eine SMS zum Finanzamt schicken und das war’s, total easy! Richtig kompliziert wird es erst bei wichtigen, grundlegenden Dingen, wie z.B. Lottospielen!
Falls ihr aufmerksam unsere Twitter-Meldungen gelesen habt, dann wisst ihr vielleicht, dass wir vor Weihnachten Lottospieler in Norwegen geworden sind. An den astronomisch hohen Gewinnen von rund 200 Millionen Kronen wollten wir natürlich teilhaben. Nichts einfacher als das, dachte ich, das geht irgendwie online. Tania hat sich dann darauf gestürzt. Ganz so einfach ging es natürlich nicht. Zunächst muss man sich dort natürlich registrieren, was ja noch verständlich ist. Aber einfach lostippen kann man dann doch nicht, weil man erst einmal eine Spielkarte und ein Kartenlesegerät zugeschickt bekommt. Für die nächste Ziehung klappte das natürlich nicht, daher sind wir zur nächsten Lottoannahmestelle gefahren, um dort zu spielen. Ich habe mir schnell einen vorausgefüllten Schein gegriffen und wollte den dann abgeben. Geht aber ohne Spielkarte nicht! Aber, nachdem ich meinen Ausweis vorgelegt und meine norwegische Personennummer und Bankverbindung angegeben hatte, wurde mir eine Karte ausgehändigt und ich konnte meinen Schein abgeben.
Ein paar Tage später trudelte dann auch der Kartenleser, den Tania bestellt hatte, per Post bei uns ein. Von der Spielkarte war aber bis vorgestern nichts zu sehen, als wir das Duplikat — also quasi schon die erste Mahnung — eines Abholscheines von der Post im Briefkasten fanden. Ein bisschen wunderte uns das schon — warum schmeißen die die Karte nicht einfach in den Briefkasten? Bei sonstigen Karten, z.B. Kreditkarten, ist es ja auch nicht anders!Tania arbeitete gestern zu Hause, und da dachte sie sich, mittags einen kleinen Spaziergang runter zur Post zu machen und diese Karte abzuholen. Leider wollte man ihr jene nicht aushändigen, jedenfalls nicht bloß gegen Vorlage des Personalausweises. Nein, den Reisepass sowie ein Dokument, das die norwegische Personennummer enthält, müsse sie zwecks Aushändigung der Lottospielkarte vorzeigen — total easy also!
Tania war begeistert. Sie hat sich gefragt, warum so etwas nicht auf dem Abholschein steht! Sie also wieder zurück nach Hause gestiefelt, um die nötigen Dokumente zu holen. Auf dem Rückweg zur Post geschah ihr dann noch ein kleines Missgeschick — sie trat unglücklich auf eine Kante und fiel — am hellichten Tage, ohne mit Glatteis, und vollkommen nüchtern! Zum Glück hat’s keiner gesehen, abgesehen von den rund 15 Bauarbeitern, die quasi neben ihr teils an einer Baustelle arbeiteten, teils in einem Kleinbus Pause machten…
Aber es ist ja alles gut gegangen. Die Hand leicht blutig, das Knie etwas wund, im Kreuz etwas lahm, konnte sie dann wenig später die ersehnte, eigene Lottospielkarte in den blutverschmierten Händen halten!
Und die Geschichte geht doch noch weiter. Am Abend kam der Nachbar von Nr. 34 herüber. Er brachte uns Post, die fälschlicherweise bei ihm gelandet war. Wegen eines Weihnachtsurlaubes hatte er seine Post bis zur Rückkehr aufbewahren lassen, daher kam er jetzt erst damit an. Neben einer Weihnachtspostkarte fand sich dort auch das Original der Abholkarte, auf dem detailliert aufgelistet war, welche Identitätsnachweise mitzubringen sind…
Krise III
Dass es seit Anfang Dezember eine massive Butterkrise in Norwegen gibt, hat sich vermutlich bis in den allerletzten Winkel der Welt herumgesprochen. Um es kurz zu machen: Butter ist wirklich knapp, in manchen Geschäften waren die Regale leer. Die Ursachen liegen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite: Zum einen gab es wegen des schlechten Sommers einfach weniger Milch, zum anderen gibt es offenbar viele Anhänger der „Low-Carb-Bewegung”. Das sind Leute, die der Meinung sind, besonders gut abzunehmen, indem sie sich hauptsächlich von Eiern, Speck und eben Butter ernähren. Ein Video von nma.tv aus Taiwan bringt die Situation im Land auf den Punkt (wer des Chinesischen nicht mächtig ist, sollte ggf. die Werbeeinblendungen wegklicken — so bleiben die Untertitel lesbar):
Inzwischen gibt es Entlastung durch verstärkten Import — daher gibt es jetzt auch Smör aus Schweden und Butter aus Oldenburg zu kaufen.
Keine Krise
Nach all den Krisennachrichten hier auch mal was Positives: Letzte Woche konnten wir Folgendes in der Zeitung lesen: Der Überschuss wird 115 Milliarden höher als erwartet. Mit anderen Worten: Norwegen hat einen Überschuss von 115 Milliarden Kronen erwirtschaftet, das entspricht rund 10 Prozent des Staatsbudgets.
Hahahaaaa 🙂
Krise zwei spricht uns aus der Seele! Wir haben zeitgleich exakt die selbe Erfahrung gemacht (nur dass wir den entscheidenden Abholschein gluecklicherweise gleich bekommen haben und daher Lebensberechtigungsnachweis und so weiter dabeihatten als wir die Karte abholen wollten). Immerhin koennen wir bereits bei dersten Ziehung einen (kleinen) Gewinn vermelden, das entschaedigt ja dann doch ein wenig fuer die Buerokratie – wenn es bloss so bliebe!
Gruesse aus Oslo,
Silvia und Stefan
Die gestrige Ziehung hat uns auch den ersten Gewinn gebracht — so kann es weitergehen!