Heute war ein großer Tag für Norwegen. Dabei ging es einmal nicht um neue Glanzleistungen von Marit Bjørgen, Petter Northug oder Magnus Carlsen, sondern um die Überreichung des Ausbauplanes des neuen Erdölfeldes Johan Sverdrup an den norwegischen Öl- und Energieminister.
Das Ölfeld, das sich ungefähr 150 km westlich Stavangers rund 1800 m unter dem Meeresboden der Nordsee befindet, wurde 2010 von der schwedischen Erdölfirma Lundin entdeckt. Es erstreckt sich über ca. 180 qkm — das entspricht mehr als der Hälfte der Fläche der Stadt Bremen; die ölführenden Gesteinsschichten erreichen eine Mächtigkeit von bis zu 60 m. Inzwischen weiß man, dass es sich dabei um den bisher fünftgrößten Ölfund auf dem norwegischen Sockel handelt — die voraussichtlichen Steuern, die allein die bei der Förderung beteiligten Ölfirmen an den norwegischen Staat abführen werden, werden sich während der auf rund 50 Jahre angelegten Lebensdauer des Ölfeldes auf rund 670 Milliarden Kronen belaufen — das entspricht ungefähr der Hälfte des diesjährigen norwegischen Staatshaushaltes.Insgesamt soll Johan Sverdrup für 51.000 Arbeitsplätze sorgen. Von vornherein werden die Bohr-, Produktions- und Wohnplattformen von Land aus mit Energie versorgt. Dadurch werden CO2-Emissionen in einer Größenordnung eingespart, die mehr als dem vierfachen CO2-Jahresausstoß aller norwegischen PKW entsprechen (dabei bleibt natürlich zu hoffen, dass Norwegen entsprechend viel „grünen” Strom produzieren kann und am Ende nicht noch schmutzigen Kohlestrom aus Deutschland importieren muss…)
Johan Sverdrup soll für 50 Jahre Öl und Gas produzieren — für meine Rente sollte das reichen 😉
Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall
Diese relativ guten Nachrichten braucht das Land aber auch. Aufgrund des rapiden Ölpreisverfalles der letzten Monate, der andernorts für Aufschwung und gute Laune sorgt, sieht es in der Ölbranche Norwegens momentan nicht so rosig aus. Mehrere tausend Arbeitsplätze sind bereits verloren gegangen, weil die Ölfirmen zur Zeit sparen wo sie können. Zunächst sind Arbeitnehmer aus den Zuliefer- und Konsulentfirmen betroffen, die im Auftrag von den großen Ölfirmen beispielsweise Plattformen warten oder betreiben. Aber auch die Ölfirmen selbst haben Kürzungsprogramme angekündigt. Da trifft es sich natürlich gut, dass Tania erst kürzlich in den warmen Schoß des fürsorglichen norwegischen Staates gefallen ist, denn es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Forschungsmittel eingespart werden. Allerdings sind noch zwei Wochen Probezeit zu überstehen…
Laktobazillen
Zu guter Letzt soll hier über unser neuestes Brauprojekt berichtet werden (nach dem Motto: Kein Posting ohne Brauen…). Wir wagen uns an ein Bier, das so ganz anders gebraut wird als die meisten anderen Biere: Berliner Weiße. Dabei handelt es sich um ein mit Hilfe von Milchsäurebakterien vergorenes Bier, das demzufolge einen leicht säuerlichen Geschmack bekommt. In den siebziger Jahren war das mal richtig „in”, da hat sogar Haake-Beck eine Variante davon hergestellt (siehe hier und hier).
Traditionell wird die Bierwürze der Berliner Weiße während des Brauprozesses nicht gekocht, und Hopfen darf man auch nur sehr wenig verwenden, weil sonst die Milchsäurebakterien darunter leiden würden. Mit anderen Worten: Alles, was sonst für das Gelingen eines Bieres wichtig ist, nämlich ordentlich Würzekochen und eine ausreichende Hopfengabe, wird hier nicht gemacht. Heute haben wir eine Startkultur mit Milchsäurebakterien angesetzt, die nun im Gä[r/ste]zimmer direkt vor einem Heizlüfter stehend vor sich hin gärt. Die Laktos haben es gerne warm — so ca. 37 °C sollen es schon sein. Nächste Woche wird gebraut, in ein bis zwei Monaten wissen wir, ob es was geworden ist.PS: Und wer war jetzt noch mal Johan Sverdrup? Er war ein norwegischer Jurist und Politiker, Ministerpräsident 1884-1889, Redakteur der Zeitung „Verdens Gang” (heute VG).
Ja, toll, wenn’s was wird, können wir auch mal Berliner Weiße trinken! Gut, dass wir die Gläser aus den 70gern noch aufbewahrt haben – steht allerdings Bremer Weiße drauf …
Liebe Grüße!