Letzte Woche waren wir zu einem Kurzbesuch (na ja, wie immer halt) in Deutschland. Meine Mutter feierte ihren 70. Geburtstag, so war der Anlass gegeben.
Frohen Mutes steuerten wir am vergangenen Mittwochabend den Fähranleger der Reederei Fjordline an, nur 15 km von unserem Haus entfernt, um die Fähre Stavanger-Hirtshals zu nehmen. Tagsüber hatten wir eigentlich ganz schönes Wetter gehabt, aber inzwischen hatte es begonnen zu regnen und zu stürmen. Bereits am Anleger wehte es so stark, dass unser Wagen ganz schön wackelte. Pünktlich kamen wir an Bord und nahmen auch so gleich unsere Plätze im Restaurant ein, denn wir hatten bereits im voraus das (nicht ganz billige) Weihnachtsbuffet gebucht.
Mit einiger Verspätung legte die Fähre ab — offensichtlich mussten wegen des Windes die LKW ordentlich verlascht werden. Wir waren bereits fertig mit dem Essen und wollten eigentlich nur noch etwas trinken, als das Schiff doch etwas stärkere Bewegungen machte: Wir hatten den sicheren Hafen verlassen und waren nun wohl auf der stürmischen Nordsee.Tania, die leicht mal seekrank wird, machte sich gleich auf in unsere Kabine. Das war ziemlich clever; so kam sie gerade noch rechtzeitig an, um sich das Weihnachtsessen noch ein zweites Mal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich trank derweil noch ein paar Glas Bier und bin schließlich auch in unsere Kabine gegangen, wo ich ein Häufchen Elend in der Koje liegend vorfand. Ich habe mich auch gleich hingelegt, aber an Schlaf war wegen der heftigen Bewegungen nicht zu denken (in einer Durchsage wurde zuvor bereits angekündigt, dass es „ein wenig schakeln” werde).
Am nächsten Morgen — es „schakelte” nun ein bisschen weniger — machte ich mich gegen halb acht auf zum Frühstück (das Duschen war übrigens nicht ganz leicht). Gespannt versuchte ich herauszufinden, wo wir uns wohl befanden — an der Rezeption gab es nämlich einen Monitor, der die aktuelle Position des Schiffes anzeigte. Ich suchte dort irgendwo vor der dänischen Küste nach einem Schiffssymbol, konnte aber nichts finden. Nach dem Frühstück frage ich nach, ob es denn dabei bliebe, dass wir gegen acht Uhr in Hirtshals einliefen. Die Dame an der Rezeption gab mir freundlich zu verstehen, dass es daraus wohl nichts werde; nach ihren Informationen würden wir Dänemark gegen 17 Uhr erreichen! Noch einmal schaute ich auf den Monitor, und ja, bei genauerem Hinsehen sah ich, wo wir uns befanden: Wir waren gerade einmal querab von Flekkefjord — einem Ort, der über Land 130 km von Stavanger entfernt ist! Tania wollte es kaum glauben … Zum Glück hatten wir ein Notebook und ein paar Lautsprecher mit, so konnten wir die Zeit mit dem Ansehen von Videos überbrücken.
Wir kamen dann tatsächlich „pünktlich” um 17 Uhr (also eigentlich mit neunstündiger Verspätung) in Hirtshals an; von hier aus fuhren wir weiter nach Hamburg, wo wir Tanias Bruder und seine Frau besuchten. Die beiden haben sich dort vor ein paar Wochen ein Haus gekauft; das mussten wir natürlich erst ein mal begutachten. Zur Begrüßung gab es leckeres Dithmarscher 😉
Den Freitag nutzten wir zum Einkaufen — B.O.C., Conrad und — selbstverständlich — Aldi wurden von uns heimgesucht. Abends ging es in die (wohl einzige) Kneipe in der Gegend, Zum Langenhorner. Da war es auch nett.
Am Sonnabend ging es weiter nach Bremen, wo wir schon für elf Uhr zur Geburtstagsfeier erwartet wurden. Wieder gab es reichlich zu essen und zu trinken. Am Sonntag besuchten wir den Weihnachtsmarkt in Bremen sowie ein paar Freunde. Montag mussten wir noch ein paar Dinge einkaufen, danach ging es weiter zu Tanias Eltern, von wo aus wir am Dienstagmorgen gegen fünf Uhr unsere Heimreise antraten.
Wir mussten zwar erst um 13.00 Uhr in Hirtshals sein, aber wegen der vielen Baustellen auf der A1 zwischen Bremen und Hamburg hatten wir ein bisschen mehr Zeit eingeplant. Wir kamen aber gut durch und waren um halb zwölf am Anleger. Dort waren wir so ungefähr das vierte Auto in der Schlange. Check-in sollte bis spätestens 13.00 Uhr erfolgen, Ablegen um 14.30 Uhr. Doch leider tat sich erst einmal lange Zeit … nichts. Erst gegen 14.30 Uhr kam jemand von Fjordline und erzählte uns, dass es technische Probleme gäbe, es aber gleich los ging mit dem Einchecken. Eine halbe Stunde später war es auch so weit. Beim Einchecken erklärte man uns, dass die Fähre erst gegen Mitternacht ablegen würde und entsprechend später in Stavanger ankäme. Die Weiterfahrt nach Bergen wurde ganz gestrichen (was uns ja aber egal war).
Ui! Tania hatte eigentlich einen Termin Mittwochmittag in der Uni; da die Fähre aber rund zwölf Stunden unterwegs ist, sollte das noch zu schaffen sein, dachten wir. Doch es kam anders. Die voraussichtliche Ankunftszeit wurde mit 16.00 Uhr veranschlagt! Offensichtlich gab es ein Problem mit den Maschinen.
Nun gut, wir waren an Bord, hatten unser Notebook mit den Filmen und außerdem eine Kiste Bier dabei. Genügend zu essen hatten wie auch, so dass wir einen netten Abend in unserer Kabine hatten 😉
Letztendlich erreichten wir Stavanger am Mittwoch bereits um 14.30 Uhr. Unterwegs waren die Bewegungen des Schiffs wieder zu heftig für Tania, aber ganz so dreckig, wie auf der Hinreise, ging es ihr nicht.
Danke noch mal an Fjordline: 45 Stunden an Bord zum Preis für 24 Stunden, das nenne ich ein gutes Geschäft!