Zurück aus der Hauptstadt

Deutsche Botschaft in Oslo

Deutsche Botschaft in Oslo

Am vergangenen Wochenende waren wir, zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren, in Oslo — Tania musste am Montag zur Botschaft, um dort einen neuen Reisepass zu beantragen. Bereits am Freitag machten wir uns auf den Weg. Während in Stavanger der letzte Schnee in der letzten Woche weggetaut war, begann etwa 40 km südlich von Stavanger zumindest optisch der Winter: Trotz Tauwetters liegt das südliche Norwegen immer noch unter einer teilweise wohl meterdicken Schneedecke.

Abends gegen 19.00 Uhr mussten wir tanken; wir hielten an einer kleinen Tankstelle in der Nähe von Fiane an der E18, ca. 240 km vor Oslo. Nach dem Tanken wollten wir eigentlich unsere Reise fortsetzen, doch nach dem Starten des Motors fuhr unser Auto trotz eingelegtem Vorwärtsgang erst einmal … rückwärts! Dazu kam, dass sich der Wählhebel der Schaltung (wir haben einen Golf mit Automatikgetriebe) erstaunlich leicht bewegen ließ — die verschiedenen Stufen rasteten irgendwie nicht ein. Ich habe dann den Motor noch einmal ausgemacht und wollte erneut starten, doch das ging nun nicht mehr, denn zum Starten des Motors muss der Wählhebel (und das Getriebe) auf Stufe P stehen. Glücklicherweise befand sich das Getriebe nun offenbar in Stufe N, so dass wir den Wagen wenigstens von der Zapfsäule weg schieben konnten.

Da sollte der Harald doch mal zur Schneeschaufel greifen...

Da sollte der Harald doch mal zur Schneeschaufel greifen...

Nun sind wir ja Mitglied im NAF, dem „norwegischen ADAC”. Nach einem Anruf dort kam nach rund einer Stunde ein Abschleppwagen vorbei. Der Mechaniker sah sich die Sache an und fand heraus, dass der Schaltzug, die Verbindung zwischen Wählhebel und Getriebe, gebrochen war. Daher konnte ich also im Auto selbst nicht mehr schalten. Aber im Motorraum, direkt am Getriebe, ging es noch — dort die Stufe D eingestellt, konnten wir wieder fahren! So ein Glück, wir sahen uns nämlich schon in einem Hotel übernachten und unsere Reise mit Bus, Zug und/oder Leihwagen fortsetzen.

In Oslo übernachteten wir bei unseren Freunden Merethe und Audun. Wir fanden einen Parkplatz, wo wir ohne zu rangieren ein- und ausparken konnten. Das ist im Moment nicht unbedingt der Normalfall, da in Oslo sehr viel Schnee in den Straßen liegt.

Am Sonnabend haben wir das Auto dann in Oslos einzige Werkstatt gefahren, die auch am Sonnabend geöffnet hat. „Fahren” bedeutet:

  • Motorhaube auf
  • Im Motorraum den Schalter am Getriebe finden und auf P stellen
  • Motor anlassen
  • Kontrollieren, dass die Handbremse fest angezogen ist
  • Im Motorraum die Fahrstufen D oder, falls man auch mal rückwärts fahren möchte, R einlegen
  • Motorhaube schließen und schon kann’s losgehen!
  • Fahrtrichtungswechsel (vor/zurück) sind tunlichst zu vermeiden, da das ein erneutes „Motorhaubenmanöver” nach sich zieht

Noch zugefroren: Oslofjord

Noch zugefroren: Oslofjord

Nachdem wir unser Auto abgeliefert hatten, waren wir auf die Chauffeurdienste unserer Gastgeber angewiesen. Wir hatten nämlich noch ein paar Einkäufe geplant. Ein Brauerkollege hat für uns eine spezielle Malzmühle aus den USA bestellt, die lag genauso zur Abholung bereit wie ein paar Bierfässer. Außerdem wollten wir die Gelegenheit nutzen, noch ein paar Braurohstoffe einzukaufen — das spart uns jede Menge Portokosten. Nun, die Einkäufe zumindest verschoben wir auf Montag, in der Hoffnung, dann wieder über unser repariertes Auto zu verfügen.

In Oslo herrschte natürlich Volksfeststimmung angesichts der Tatsache, dass im Moment gerade Ski-WM dort ist und Bjørgen, Northug & Co. das Publikum begeistern — alleine zur Siegerehrung von Marit Bjørgen in der Innenstadt vor dem Universitätsgebäude kamen schätzungsweise 50.000 Zuschauer. Am Sonntag nahmen wir uns die Zeit, auf „alten Pfaden” zu wandeln — wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass wir öfter nach Oslo kommen müssen, zwei Jahre Abwesenheit sind einfach zu viel. Oslo ist, ganz klar, nach Bremen unsere zweite Heimatstadt.

Am Montag kam dann die Ernüchterung: Wir hatten der Werkstatt bis mittags Zeit gegeben, unser Auto zu reparieren, andernfalls würden wir so zurück nach Stavanger fahren. Gegen halb eins kam dann der Anruf, dass das benötigte Ersatzteil aus Deutschland beschafft werden müsse und mit einer Lieferzeit von drei Tagen zu rechnen sei. Also holten wir unseren Wagen unrepariert ab. Nun waren aber noch ein paar Einkäufe zu erledigen, zum Teil in der Osloer Innenstadt, wo es eine kleine Herausforderung war, einen Parkplatz in den zugeschneiten Straßen zu finden. Doch nach ein paar Motorhaube-auf-zu-Manövern haben wir auch das gemeistert und konnten gegen halb drei mit rund 150 kg Malz, vier Bierfässern, und ein paar Kilo Hopfen im Kofferraum die Rückreise nach Stavanger antreten.

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